Sueße kleine graue Maus
Brooke Shields für Bluejeans.«
»Ich freue mich über den Erfolg der Anzeigen, Morey, aber ich werde nicht wieder arbeiten.« »Auch nicht für zweihundertfünfzigtausend und einen Zweijahresvertrag?«
»Du machst Witze.« Ranas Beine gaben unter ihr nach, und sie sank auf den Teppich.
»Endlich wirst du wach! Ich habe den zweihundertfünfzig Riesen noch nicht zugestimmt. Ich fordere dreihundertfünfzig und glaube, wir werden bei dreihundert handelseinig. Wie hört sich das an?«
»Lächerlich.«
Er lachte. »Für mich nicht. Ich könnte eine kleine Auffrischung gut gebrauchen.«
Rana verzog besorgt das Gesicht.
»Hast du wieder gespielt? Hast du dich etwa übernommen?«
»Vergiß es. Du redest schon wie meine Exfrau. Also, wann kommst du nach New York zurück?«
Rana warf einen Blick in den Drehspiegel ihr gegenüber. Die Frau, die da mit gekreuzten Beinen auf dem Teppich des schlichten Apartments saß, hatte nichts gemein mit dem Model in der Modezeitschrift. Sie hatte Gewicht zugelegt. Ihr tiefrotes Haar war seit Monaten nicht mehr in Form gebracht worden. Ihre Hände waren ein Alptraum mit den unmanikürten Nägeln und den farbverschmierten Fingern.
»Ich komme nicht zurück, Morey«, erklärte sie weich und hoffte, daß ihre Ablehnung ihn nicht allzusehr treffen würde. »Ich bin nicht mehr in Form. Man würde mich so gar nicht haben wollen. Ich habe zugenommen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich keine Werbung mehr für Unterwäsche machen.«
»Du brauchst doch bloß einen Aufenthalt in einer Schönheitsfarm. Wo willst du hin? Nach Greenhouse oder Golden Door? Warte, am Greenhouse bist du näher dran. Soll ich für dich buchen?« »Morey, hör mir doch zu! Ich komme nicht zurück. Ich will nicht.«
Das darauffolgende Schweigen war lang und voller Spannung. »Willst du nicht wenigstens darüber nachdenken?« fragte Morey schließlich. »Wir brauchen nichts zu überstürzen. Wenn du möchtest, lassen wir alles ganz ruhig angehen. Wir nehmen keine anderen Aufträge an. Dreihundert Riesen sind eine Menge Geld, Rana.
»Das weiß ich«, entgegnete sie unglücklich. Sie wollte nicht, daß Morey wegen ihrer Entscheidung finanzielle Rückschläge erlitt. »Glaub nicht, daß ich mich nicht geschmeichelt und dankbar fühle. Aber ich lebe hier ein anderes Leben. Und es gefällt mir.«
Sie blickte zur Tür und dachte ganz plötzlich an den Mann gegenüber. Es machte sie nervös, daß sie gerade jetzt an Trent denken mußte. Er hatte bestimmt nichts mit ihrem Wunsch, in Galveston zu bleiben, zu tun.
»Nun, die Werbeleute haben's verdammt eilig, aber ich habe sie noch hinhalten können. Ich habe ihnen -wie übrigens all unseren anderen Kunden - erzählt, du seist auf einer längeren Ferienreise. Schlaf ein paar Nächte drüber, Rana. Ich ruf dich dann am Freitag noch mal an.«
»Na schön«, sagte Rana, schüttelte aber den Kopf dabei. Ihre Antwort würde in ein paar Tagen die gleiche sein, auch noch nach ein paar Wochen, aber sie wollte Morey nicht so vor den Kopf stoßen. Außerdem hatten seine Andeutungen sie beunruhigt. Morey war ein leidenschaftlicher Spieler und hatte schon öfter hohe Summen verloren. »Wie geht's dir sonst?« wollte sie wissen.
»Gut, gut. Mach dir um mich keine Sorgen.«
»Wie läuft das Geschäft?« »Machst du Witze? Nachdem ich es geschafft habe, Rana unter Vertrag zu nehmen, wollen alle, daß ich ihr Agent werde.«
Zu der Zeit, als Rana und Susan bei Morey erschienen waren, hatte seine Agentur Ausstellungsräume und Models für Kataloge vermittelt. Als sich Ranas steile Karriere abzeichnete, hatte Morey in mehr als einer Hinsicht einen Aufschwung erlebt. Schon bald hatte er mehr Kunden, als er verkraften konnte, und mußte mehrere Assistenten einstellen. Rana würde sich immer darüber freuen, daß ihr Erfolg auch ihn bekannt gemacht hatte.
»Also dann, adieu. Paß auf dich auf. Achte auf deinen Blutdruck. Vergiß nicht, deine Medikamente zu nehmen«, fügte sie noch hinzu.
»Ja, ja, schon gut. Mach dir keine Sorgen um mich. Leb wohl. Denk über den Vertrag nach, Rana. Ernsthaft.«
»Versprochen.«
Nachdenklich legte Rana den Hörer auf. Irgend etwas war nicht in Ordnung, das spürte sie. Achtete Morey nicht genügend auf seine Gesundheit? Jetzt, wo sie nicht mehr da war, um ihn vom vielen Rauchen abzuhalten und ihn dazu zu überreden, regelmäßig zu essen. Sie konnte nur hoffen, daß ihn ihre Entscheidung nicht so betroffen machte, daß er ganz aus dem Geschäft
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