Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse
Stadt im Sommer zu verlassen, und kommt erst im Spätherbst zurück.“ Dann sah er auf und bedachte David mit einem finsteren Blick. „Das weißt du außerdem alles. Was soll dieses Katz-und-Maus-Spiel, wo wir beide doch wissen, dass du oder vielleicht dein Vater seit einem Monat jemanden auf mich angesetzt habt?“
Sie erreichten ihr Ziel – das Haus, das David gemietet hatte –, und er ging seinem Freund voraus zur Tür. Harley, betrübt, aber tüchtig wie immer, öffnete sie bereits, noch bevor sie angeklopft hatten.
„Guten Tag, Mylord. Mr. Hobbs-Smith, welche Freude, Sie zu sehen, Sir.“ Harley nahm ihre Hüte und Handschuhe und führte sie in das kleine Studierzimmer. „Hätten Sie gern Tee oder eine stärkere Erfrischung, Mylord?“
David lächelte, und Harley holte wortlos Gläser und eine mit Whisky gefüllte Karaffe aus dem Schrank. Dass er in jedes Glas drei Fingerbreit einschenkte, zeigte David, wie sehr er sich der Ernsthaftigkeit der Angelegenheit bewusst war. Gleich darauf waren sie allein. David sah Nate zu, während der den ersten Schluck nahm, und der erste Angriff ließ auch nicht lange auf sich warten.
„Warum verbirgt der Earl of Treybourne seine Identität und wohnt im verwahrlosten Teil der Stadt und nicht im neu erworbenen Haus seines Vaters am Charlotte Square?“
„Du kommst also sofort zur Sache, was?“ David nahm einen großen Schluck und stellte sein Glas vor sich auf den Schreibtisch. „Ich bin es nicht gewohnt, gegen mir unbekannte Feinde zu kämpfen. Als ein Mann, den ich beauftragte, von London aus nichts über den illustren Mr. Goodfellow in Erfahrung bringen konnte, beschloss ich, dass es an der Zeit war, selbst nachzuforschen.“
„Trey, Goodfellow schickt seine Artikel jeden Monat per Post ein, und zwar eine Woche nachdem deine in London erschienen sind.“
„Du weißt nicht, wo er wohnt?“
„Ich weiß nicht, wo er ist.“ Nathaniel stand auf und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Danach erschien er plötzlich sehr viel zuversichtlicher. „Du sollst wissen, dass ich seine Ansichten unterstütze.“
„Das überrascht mich nicht sonderlich. Du hattest schon immer eine Neigung zur liberalen Ideologie.“
Nathaniel sah ihn eindringlich an. „Wie du auch, wenn ich mich recht erinnere. Wann hast du die Ansichten deines Vaters übernommen?“
Als ich anfing, sein Geld anzunehmen, hätte David fast erwidert. Doch dann zuckte er nur die Achseln und begegnete offen Nates Blick.
„Abgesehen von der politischen Position, stört mich die Art und Weise, mit der du deine Ziele verfolgt hast. Ich habe zumindest von Anfang an mit meinem Namen für jedes Wort unterschrieben. Und vergiss nicht, dein Mr. Goodfellow hat als Erster angegriffen.“
Nate trank sein Glas in einem Zug aus. Verbarg er etwas, oder war ihm einfach nur seine Rolle in dieser Angelegenheit unangenehm, mit der er einen alten Freund in Verlegenheit gebracht hatte?
„Goodfellow kämpft für einen guten Zweck, Trey. Ich werde seine Bemühungen nicht an den Rand unserer Diskussion drängen. Sie sind es, die wirklich zählen.“
David erhob sich und trat an das Fenster. „Das ist ja auch nicht meine Absicht, Nate. Ein Kampf macht mir nichts aus.“ Er lächelte. „Tatsächlich genieße ich die Herausforderung, meine Kräfte an einem würdigen Gegner zu messen. Aber es sind die Methoden dieses Mr. Goodfellow, die mich verärgern.“
Da er insgeheim dieselben Zwecke unterstützte wie sein Gegenspieler, hoffte David, dass ihr öffentlicher Schriftwechsel fortgesetzt werden konnte. Allerdings hatte der Ton des jüngsten Artikels den Umkreis seines Vaters erzürnt, und das bedeutete Schwierigkeiten für David. Der Marquess of Dursby würde es nicht zulassen, dass man den Ruf seines Erben und damit den Familiennamen blamierte.
„Ich kann Mr. Goodfellow genauso wenig aufhalten wie die Gezeiten, Trey.“ Nathaniel stand ebenfalls auf und zuckte die Achseln. „Ich werde versuchen, ihn dazu zu überreden, die Feindseligkeiten abzuschwächen, wenn dir das genügt.“
Einen Moment wollte David protestieren, zögerte jedoch. Das Angebot klang ehrlich und war sicher gut gemeint. Er wandte sich vom Fenster ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
Selbstverständlich entging ihm die Lage der „Gazette“ nicht. Sie war erfolgreicher denn je, seit die Fehde begonnen hatte. Als ihr Herausgeber würde Nate sich großen Schwierigkeiten gegenübersehen, wenn nicht sogar dem Ruin, wollte er Mr.
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