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Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Titel: Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TERRI BRISBIN
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Lord Treybourne?“
    „Ja, für ihn und auch für mich. Mir gefällt vieles an Ihrer Stadt, und so bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sich lohnen könnte, etwas hier zu kaufen.“
    Zwar war ihr bewusst, dass er sicher nur von geschäftlichen Vorteilen sprach, doch insgeheim hoffte sie, dass seine Vorliebe für Edinburgh auch mit ihr zu tun hatte.
    „Miss?“ Mollys Stimme riss Anna aus ihren aufregenden Gedanken und unterbrach ein Gespräch, das ein wenig zu intim zu werden begann.
    „Ja, Molly. Bitte komm herein.“
    Molly trug ein Tablett mit Teekanne, zwei Tassen, Milch und Zucker herein, stellte es auf den Tisch und wartete auf weitere Anweisungen.
    Offenbar entdeckt Mr. Archer erst jetzt Mollys Zustand, dachte Anna. Vorhin mochte es ihm entgangen sein, dass das Mädchen „guter Hoffnung“ war, wie es in vornehmen Haushalten genannt wurde – einem eben jener guten Haushalte, in dem sie in diesen Zustand geraten war.
    „Vielen Dank, Molly. Ich werde servieren.“ Da sie sich nicht sicher sein konnte, ob Mr. Archer nicht seine Verachtung offen zeigen würde, wollte sie dem Mädchen Kummer ersparen. Molly knickste und wandte sich zum Gehen.
    „Molly“, hielt er sie jedoch zurück, und sie wandte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck um. „Wie alt bist du?“
    „Ich werd an meinem nächsten Geburtstag sechzehn, Sir.“
    Er schien noch mehr fragen zu wollen, nickte aber nur. „Danke für den Tee, Molly.“
    „Ach, is’ schon gut …“ Sie hielt inne und sah Anna an. „War mir ein Vergnügen, Sir, Miss.“ Als Anna nickte, ging Molly mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen hinaus.
    Er sagte nichts, während Anna den Tee einschenkte, ihm Zucker und Milch anbot und die Tasse vor ihn hinstellte. Während sie ihre eigene Tasse an die Lippen hob, beobachtete sie ihn über den Rand hinweg und sah, dass er nachdenklich in seine Tasse blickte.
    „Stimmt etwas nicht mit dem Tee, Mr. Archer?“
    „Sind alle Ihre Schülerinnen in diesem Zustand, Miss Fairchild?“
    Jetzt war die Gelegenheit gekommen, die sie so erhofft hatte. Sie konnte ihm erklären, weswegen die Einkünfte der „Gazette“ so wichtig waren. Bisher hatte er eine freundliche, großzügige Haltung anderen gegenüber an den Tag gelegt. Würde er es auch jetzt tun?
    „Ja, Mr. Archer. Wenn auch in verschiedenen Phasen dieses Zustands.“
    Einen Moment lang zeigte sich ein so düsterer, bedrückter Ausdruck auf seinem Gesicht, dass Anna das Bedürfnis hatte, ihm Trost zuzusprechen. „Und Sie unterrichten sie?“
    „Ja. Ist es nicht unsere Christenpflicht, uns um jene zu kümmern, die es nicht allein können? Es war nicht ihre freie Entscheidung, wissen Sie. In den meisten Fällen hat sich ihnen ein Mann aufgezwungen, dem sie keinen Widerspruch entgegenbringen konnten.“
    Als er nichts sagte, fuhr sie fort: „Ich glaube, Sie sind ein ehrenhafter Mann, Sir, und ich würde Ihnen gern einige Dinge anvertrauen, weil ich hoffe, Sie könnten dann, ohne in Einzelheiten zu gehen, deren tiefere Bedeutung an Ihren Auftraggeber weitergeben.“
    Er blieb kurz stumm, und sie sah ihm an, dass er sich überwinden musste, um zu reden. „Bitte, fahren Sie fort, Miss Fairchild.“
    „Ich besitze … einen Anteil an der ‚Gazette‘ und benutze den Erlös daraus für den Erhalt dieser Schule.“
    Würde ihn das konsternieren? Es war zwar nur ein Teil der Wahrheit, aber die ganze konnte sie unmöglich verraten.
    „Wirklich, Sie hören nie auf, mich zu erstaunen, Miss Fairchild.“
    Sie wagte es kaum, ihn anzusehen, weil sie die Missbilligung fürchtete, die die meisten Menschen ihr entgegenbringen würden. Eine Frau aus vornehmen Kreisen gab sich nicht mit den niederen Ständen ab. Eine vornehme Dame ließ sich nicht auf Geschäfte ein. Eine vornehme Dame, die auf eine vorteilhafte Heirat hoffte, besudelte ihren guten Ruf nicht, indem sie junge Mädchen unterrichtete, die bald aufgrund einer sündhaften Beziehung ein Kind zur Welt bringen würden.
    Doch als sie schließlich den Mut aufbrachte, ihm in die Augen zu sehen, las sie darin nur Hochachtung – und eine seltsame Traurigkeit, die gleich darauf wieder verschwand.
    „Also haben das Interesse an dem Wortgefecht zwischen Mr. Goodfellow und Lord Treybourne und die daraus sich ergebenden Einnahmen Ihnen auch ermöglicht, Ihre wohltätige Arbeit auszubauen?“
    „Ja!“ Er verstand sie also. „Ich hoffe sehr, dass die Spenden für unsere guten Zwecke sich so sehr vermehren werden, dass wir eine

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