Sueße Luegen, Heiße Kuesse
auf, kratzte sich am Kopf und strich sich mit einer Hand über das kratzige Kinn. Im Bad rauschte die Dusche.
Heiße, erotische Erinnerungen an die letzte Nacht überkamen ihn und mit ihnen Verwirrung und eine gesunde Dosis Reue. Nackt wie er war, stieg er aus dem Bett und ging zum Fenster hinüber.
Er blinzelte ins Sonnenlicht. Ein Paar Regenbogenpapageien zwitscherten in einem Baum vor sich hin.
Er weigerte sich, darüber nachzudenken, was nur Stunden zuvor geschehen war. Wie heiß es gewesen war. Und wie unglaublich befriedigt sein Körper sich anfühlte.
Und darüber, dass er beim zweiten Mal das Kondom vergessen hatte, wollte er erst recht nicht nachdenken.
Verdammt, das hätte nicht passieren dürfen. Es hatte sich an ihn herangeschlichen wie ein Dieb in finsterer Nacht, dieses Haus mit seinen Kiefernmöbeln und hell gestrichenen Wänden und abgenutzten Teppichen. Ein Haus voller Leben.
Seit einer Woche war er nicht mehr in seiner kühlen, perfekten Wohnung gewesen. Hatte sie nicht einmal vermisst. Er seufzte schwer, schon der Gedanken an sein einsames Leben mit den Fünfzehnstundentagen erschöpfte ihn.
Es war verrückt. Er liebte seine Arbeit. Liebte die Herausforderungen, die Verhandlungen, genoss es, das Geld seiner Kunden zu vermehren. Aber ewige Geschäftsessen, die sich bis in die frühen Morgenstunden hineinzogen, und die dauernden Stresskopfschmerzen, all das vermisste er keineswegs … Erst recht nicht den ständigen Büroklatsch über Beziehungen, Renovierungen und Familienurlaube.
Und doch gewannen die kleinen Zweifel, die er so gründlich ignoriert hatte, allmählich an Substanz, bis sie viel zu groß wurden, um sie weiterhin zu übersehen.
Seit wann wollte er mehr? Irgendwann im Laufe der Zeit hatte der Wunsch sich eingenistet. Er wollte Raum, Privatsphäre. Eine Badewanne mit Löwenfüßen.
Einen Hund. Er hatte nie einen Hund gehabt – seine Eltern hatten kaum das Essen auf den Tisch bringen können, ganz zu schweigen davon, ein weiteres Maul zu stopfen.
Luke hockte sich auf die Fensterbank, starrte hinaus in den blauen Himmel und atmete die regenschwere Luft ein.
Er hatte nicht erwartet, das alles so sehr zu wollen – nicht bis er einen Blick auf Beths schweißfeuchtes Dekolleté erhascht hatte, gesehen hatte, wie ihre Augen aufleuchteten, wenn sie von ihrer Arbeit sprach. Wie sie mit ihren langen, eleganten, kusswürdigen Fingern einen Kaffeebecher umfasste. Und die Dinge, die sie letzte Nacht getan hatten …
Er hatte ihre Lage ausgenutzt. Ihre Gefühle. Und seine Bedürfnisse befriedigt.
Dieser Gedanke ging ihm gegen den Strich, er nahm ihm die Luft zum Atmen.
Du rennst vor deinen Gefühlen weg, Lucio , hatte Gino ihm vorgeworfen. Ich will dir helfen, will jemand sein, zu dem du aufblicken kannst. Bitte, diese Therapeuten sind gute Menschen. Sie werden dir helfen.
Und Luke hatte ihn mit all der Verzweiflung, der Wut, den Schuldgefühlen eines Teenagers angebrüllt. Du bist nicht mein Vater! Du kannst ihn nicht ersetzen! Niemand kann das! Und ich brauche niemanden, der mir erzählt, was ich fühlen oder denken soll!
Bei den Erinnerungen zuckte er zusammen. Gino hatte damals recht gehabt, ebenso wie auf der DVD, die er letzte Nacht gesehen hatte. Die ernste, zehnminütige Ansprache war so sehr Gino, dass er die ganze Zeit über hatte lächeln müssen. Dann hatten ihn die Schuldgefühle wieder überwältigt. Und gleich war eine weitere Welle von Schuldgefühlen gefolgt genau deswegen.
Entmutigt ballte er die Hände zu Fäusten. Alles war ein einziges Chaos. Mal abgesehen von seinen eigenen Problemen hatte Beth immer noch Geheimnisse vor ihm, und das begann ihm auf die Nerven zu gehen.
Er zog seine Hose an, sammelte seine restliche Kleidung ein und ging in sein Zimmer. Dort suchte er sein Handy und gab Dylans Nummer ein.
„Luke hier. Hast du was für mich?“
„Nicht viel. Aber was ich habe, ist seeeehr interessant.“
Luke rieb sich über den Nacken und seufzte. „Also gut. Lass hören.“
Beth kleidete sich ruhig für die Arbeit an, auch wenn ihre Finger zitterten, als sie die Bluse zuknöpfte. Nachdem sie schließlich ihr Zimmer verlassen hatte, fühlte sie sich stärker und einsamer, als sie es je für möglich gehalten hätte.
Lukes Stimme, die aus dem Gästezimmer drang, ließ sie aufhorchen. Sie stoppte. Sie wollte nicht lauschen, es gehörte sich nicht. Und es war gefährlich. Dennoch blieb sie wie angenagelt stehen.
Nach einer langen Pause, in der sie
Weitere Kostenlose Bücher