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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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d’Farouches verursacht hatten, dann doch im Sinne Avalons, für den Verlust ihrer Familie und ihrer Kindheit.
    Jawohl, das war in der Tat ein gerechter und edler Grund.
    Die eine Hälfte der Doppeltür des Eingangs zum Wohnturm öffnete sich langsam. Marcus sah, dass Avalon sich in diese Richtung wandte. Mit gezogenem Schwert folgte er ihrem Blick.
    Eine einsame Gestalt schob sich durch den Spalt. Sie war in schwere Bahnen schwarzen Stoffes gehüllt, und ein schwarzer Schleier verbarg ihr Gesicht. Dann hoben bleiche Hände den Schleier, und Marcus sah, dass eine Frau unter der Trauerkleidung zum Vorschein kam. Diese Frau entdeckte Avalon und stieß einen leisen Schrei aus.
    »Cousine!«, rief sie und eilte los. Ihr Gang wirkte seltsam ungelenk durch den schweren schwarzen Stoff, der an ihr herunterhing. Marcus sah, dass Avalon ohne zu zögern mit festem Schritt auf die Frau zuging.
    »Claudia«, sagte sie ruhig und ließ es zu, dass die andere sich in ihre Arme fallen ließ.
    Lady Claudia murmelte etwas, was Marcus kaum verstehen konnte, obwohl er dafür gesorgt hatte, dass er nur einen Schritt hinter seiner Frau stand und somit nah genug war, um sie bei irgendeiner drohenden Gefahr zu beschützen.
    »Gedankt sei Gott«, wiederholte die Lady ständig mit heiserer und tränenerstickter Stimme. Sie klang völlig aufrichtig. Schließlich löste sie sich von Avalon und hob ihre rot geränderten Augen, um die Armee von Männern in Augenschein zu nehmen, die hinter ihnen standen. Einige saßen hoch zu Ross, andere hatten sich in der Nähe aufgestellt.
    »Gedankt sei Gott, dass Ihr gekommen seid«, sagte Claudia zu ihnen. »Vielen Dank Euch allen.«
    Marcus ergriff das Wort, ehe sie wieder in Tränen ausbrechen konnte.
    »Warum habt Ihr uns hergerufen? Wo sind Eure Leute?«
    Claudia, die Avalons Arm nicht losließ, wischte sich schniefend die Tränen vom Gesicht.
    »Es ist schrecklich«, sprach sie. »Heilige Mutter Gottes, wie kann ich es Euch erklären? Ich muss. Ich muss. Bitte, ich flehe euch an, kommt mit herein.«
    Marcus hielt Avalon nur mit einer leichten Berührung ihrer Schulter davon ab, sich von ihm zu entfernen.
    »Sagt mir, wo Eure Männer sind. Wir werden erst hereinkommen, sobald wir das wissen.«
    Erst jetzt, dachte Marcus, sah diese Lady Claudia ihm wirklich ins Gesicht, und er konnte die Überraschung in ihren Augen erkennen. Dann wandelte sich dieses Gefühl in etwas anderes, und ein spröder Zug legte sich um ihre Lippen.
    »Es ist niemand da«, erklärte sie. »Schaut Euch doch um. Sie sind alle fort, entweder gegangen oder gestorben. Oder sie liegen gerade im Sterben, wie der Baron.«
    »Woran sind sie gestorben?«, fragte Avalon, und Marcus konnte ihrer Stimme nicht entnehmen, ob sie der Frau glaubte oder nicht.
    »Ich weiß es nicht!«, rief Claudia und richtete ihren brennenden Blick wieder auf Avalon. »Es ging so furchtbar schnell! In einer Nacht vor zwei Wochen schien noch alles so, wie es sein sollte. Aber am nächsten Morgen waren Dutzende tot! Und jeden Tag kamen mehr dazu, bis die Übrigen flüchteten.«
    Claudia trat zurück und deutete mit einer Hand auf das Dorf. »Habt Ihr es denn nicht selbst bemerkt? Es ist verlassen! Die Dienstboten sind alle geflohen, sie seien verflucht«, empörte sie sich. »Sie haben mich hier zurückgelassen und die, die treu zu mir hielten, sind auch fast alle gestorben.«
    »Doch Ihr selbst nicht«, meinte Marcus unbewegt.
    »Nein!«, rief Claudia und ihre Stimme war wieder tränenerstickt. »Erst der Verlust meines Gatten und jetzt dies! Ich muss wirklich bei Gott in Ungnade gefallen sein, dass solch ein Unheil über mich gekommen ist!«
    »Aha!« Marcus betrachtete Claudia forschend. Die blutunterlaufenen Augen, das unbarmherzige Schwarz ihres Trauergewands, die Haare, die wirr unter dem Schleier hervorstanden. »Eine Krankheit fegt über Euer Land hinweg und verschont Euch. Das ist wahrlich eine große Tragödie. Aber warum habt Ihr nach uns gerufen? Wir können nicht für Euch gegen eine Seuche kämpfen.«
    Wieder erhaschte er ein überraschtes Flackern in den Augen der Frau. Es schien, als sei er ihr nicht ganz geheuer.
    »Aber ich habe nicht Euch gerufen«, korrigierte sie und schaute wieder zu Avalon. »Ich habe nur meine Cousine gebeten zu kommen ... weil der Baron im Sterben liegt und er nach ihr fragt.«
    »Meine Gemahlin «, Marcus betonte das Wort, »hat kein Interesse daran, den Baron zu sehen.«
    Avalon trat bei seinem Ton unruhig von einem

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