Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
Vom Netzwerk:
verstecken waren. Zumindest war sie nicht mittellos!
    Aber alles andere ... der morgige Tag kam schon so bald. Wie sollte sie nur in diesen wenigen Stunden ein passendes Kloster ausfindig machen? Wohin sollte sie sich wenden?
    Avalon stellte schon seit langem Überlegungen an, wie sie wohl ihrem Schicksal entfliehen könnte. Ihre Kindheit in Schottland hatte ihr überdeutlich gezeigt, dass sie nie wieder dorthin zurück wollte. Paradoxerweise hatte Hanoch selbst dafür gesorgt. Und doch war er fest entschlossen, sie mit seinem Sohn, seinem einzigen Nachfolger zu verheiraten. Diese Entschlossenheit hatte schon auf das Kind Avalon wie eine Obsession gewirkt. Nachdem die Pikten gekommen waren, ließ er sie streng bewachen und hielt sie versteckt in einem völlig abgeschiedenen Hochlanddorf. Es hatte der vereinten Bemühungen der Könige von England und Schottland bedurft, damit sie in die Obhut ihres gesetzlichen Vormunds zurückkehrte. Und auch das war nur gelungen, nachdem sie geschworen hatte, als Braut von Marcus zum Clan zurückzukehren.
    Avalon hatte Hanochs Sohn nie kennen gelernt. Er war bereits der Knappe eines fanatischen Ritters, da zählte sie erst sieben Jahre. Während der ganzen Zeit, die sie in Schottland verbrachte, hielt er sich im Heiligen Land auf. Das passte ihr gut.
    Er bedeutete ihr nichts; genau wie der Brautvertrag, den man in ihrem Namen abgeschlossen hatte. In ihrer Vorstellung war Marcus genau wie sein Vater – wild, rothaarig und grausam. Keine Macht auf Erden würde sie dazu bringen, ihn zu heiraten. Wenn es nach ihr ginge, konnte er ruhig mit der Verlobung samt Warner zur Hölle fahren.
    Was sie brauchte, war ein Kloster. Ein mächtiges Kloster. Eines, das die Stärke besaß, dem Zorn, der wegen ihres Verrats auf allen Seiten ausbrechen würde, zu trotzen. Je näher es bei Rom lag, desto besser, war Avalons Ansicht. Aber sie wusste, dass sie es nicht so weit schaffen würde. Sie hatte von einem Orden in Luxemburg gehört, der viele Vorteile zu haben schien. Auch Frankreich bezog sie in ihre Überlegungen ein. Zumindest sollte es eines sein, das außerhalb von England lag. Doch, Herr im Himmel, jetzt konnte sie nicht einmal mehr hoffen, so weit zu gelangen. Nicht an einem Tag.
    Sie hätte nicht nach Trayleigh kommen dürfen. Schon vor Monaten hätte sie in dieses Kloster gehen sollen. Aber in Gatting war es so bequem und Lady Maribel überaus freundlich gewesen. Und wenn sie ganz ehrlich mit sich war, musste sie zugeben, dass das Leben im Kloster ihr niemals sehr erstrebenswert schien. Aber es hatte ihr immer als beste Lösung vorgeschwebt, die sich ihr bei ihren düsteren Aussichten bot.
    Doch ein Winkel ihres Herzens hielt hartnäckig an Trayleigh, ihrem früheren Heim, fest. Wie wundervoll es wäre, es wieder zu sehen, dorthin eingeladen zu werden. Mit den Jahren hatte es die Gestalt eines Hafens, eines sicheren Zufluchtsorts für sie angenommen. Diese letzte Gelegenheit, hierher zu kommen, ehe sie sich für den Rest ihres Lebens in einem Nonnenkloster vergrub, war einfach zu verführerisch gewesen, um der Versuchung zu widerstehen.
    Eine schreckliche Schwäche in den Beinen ließ sie auf die Bettstatt sinken. Das Atmen bereitete ihr Mühe, und sie kämpfte gegen die Fassungslosigkeit an, dass all ihre Träume durch die Laune eines Mannes zerstört werden sollten.
    Die Jahre über, die sie ein Spielball im Machtkampf derer gewesen war, die sie hatten gefügig machen wollen, hatte sie Pläne geschmiedet und versucht, ein Mindestmaß an Kontrolle zu erlangen – was ihr jedoch nie gelungen war.
    Nun zeigte sich, dass sie viel Zeit damit verschwendet hatte, sich in falscher Hoffnung zu wiegen: nämlich, dass Trayleigh vielleicht doch wieder ihr Heim werden könnte. Nun würde sie für diese verschwendete Zeit bezahlen.
    An der Tür erklang ein leichtes Kratzen. Es war so leise, dass sie es fast nicht gehört hätte. Aber das schwache, an eine Maus erinnernde Geräusch hörte nicht auf. Avalon holte tief und zitternd Luft, dann ging sie zur Tür, um sie zu öffnen.
    Es war Elfrieda, die mit über den Kopf gezogener Kapuze ängstlich zu ihr aufschaute.
    Avalon trat zurück, und das Mädchen huschte hastig herein. Dann knickste sie.
    »Mylady, ich dachte, Ihr solltet es wissen. Die Dame, nach der Ihr fragt ... Ich habe etwas in Erfahrung gebracht.«
    Avalon brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass sie auf eine Frage aus einer Unterhaltung antwortete, die statt vor Jahren erst vor einigen

Weitere Kostenlose Bücher