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Sueße Prophezeiung

Sueße Prophezeiung

Titel: Sueße Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Abe
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mehr gepackt.
    Doch dann war ein Engel gekommen und hatte ihn gerettet, ein Wesen, das Avalon sehr ähnlich sah. Es hatte seine Fesseln gelöst und ihm Wasser gereicht – ohne Bedingungen oder trügerische Worte, die den köstlichen Fluss stoppten, keine List! Danach endete der Albtraum.
    An diesem Morgen hatte er als Erstes an sie gedacht. Er war von dem Wunsch erfüllt, sie zu finden, sie zu sehen und seine Zeit mit ihr zu verbringen. Wunderbarerweise hatte sie seinem eilig geplanten Vorschlag zugestimmt. Angeln war das Einzige gewesen, was als legitime Möglichkeit in Frage kam, sie zu wecken; es schien ihm unmöglich, bis zum Frühstück zu warten. Die zauberhafte Avalon.
    Jetzt schritt sie neben ihm her und war sich nicht des Aufruhrs bewusst, der in ihm brodelte. Sie vertraute ihm genug, um mitzukommen, und das wertete er als ein sehr gutes Zeichen.
    Mittlerweile mussten sie ganz in der Nähe des Flusses sein. Entweder das oder sie hatten sich verirrt. Marcus war sich nicht sicher.
    Aber nein. Jetzt hörte er das Strömen des Wassers. Dieses Geräusch ließ das Blut immer noch schneller durch seine Adern fließen, nachdem er so viele Jahre in einer Gegend verbracht hatte, wo Wasser selten war und es Flüsse fast überhaupt nicht gab.
    Plötzlich erkannte er den Weg wieder, obwohl er so überwuchert war, dass man ihn leicht hätte übersehen können. Freude wallte in ihm auf, als er mit Avalon an seiner Seite dem alten, vertrauten Weg folgte. Sie war still, aber nicht bedrückt – sicher wie gewöhnlich in Gedanken versunken.
    »Dort drüben«, sagte er und unterbrach damit ihre Grübeleien, als er auf die abgeschiedene Niederung wies, eine Mulde aus weichem Moos und Gras, die von Pinien umgeben war. Die Wellen des Flusses plätscherten gegen die Steine am Rande der Böschung.
    Er hielt die Zweige für sie zurück, damit sie sie zuerst betreten konnte. Dann folgte er ihr und ließ die Zweige wieder zurückschnellen, sodass sie vor jedem Blick verborgen waren.
    Avalon stand in der Mitte der Mulde und blickte um sich.
    »Ich glaube nicht«, meinte sie, »dass Ihr in diesem Bach einen Fisch von der Größe meiner Hand fangen könnt, geschweige denn von der Größe eines Menschen.«
    »Wer weiß?« Marcus befreite sich von Angel, Proviantkorb sowie Decke. »Es heißt, dass stille Wasser sehr tief sein können.«
    Sie wanderte zum Fluss und blickte auf die spiegelnde Oberfläche. In der Bucht der Niederung war das Wasser ruhig, aber weiter draußen floss es deutlich schneller.
    »Es ist schön hier«, gab sie zu.
    Freude durchflutete Marcus bei ihren Worten. Zwar war es nur ein beiläufiges Kompliment, doch immerhin das erste, das sie ihm zugestand.
    »Ich bin froh, dass es Euch gefällt«, meinte er.
    Die Decke brauchte man eigentlich nicht. Das Moos war trocken, die Steine glatt. Trotzdem breitete er sie dicht am Ufer aus. Dann brachte er den Korb, der ihr Frühstück enthielt.
    Sie sah ihm zu, wie er das Essen auspackte, während sie am Ufer stand. Er ging sehr umsichtig und akkurat vor, indem er alles in einer bestimmten Weise anordnete. Avalon musste einfach die Art, wie er sich bewegte und wie das Licht ihm schmeichelte, bewundern. Ihr gefiel, wie seine Augen die Farbe des Himmels annahmen, wie der Tartan bei ihm saß.
    Sie rief sich zur Ordnung und blickte wieder auf das Wasser hinaus. Ja, er sah gut aus. Das war eine unbestreitbare Tatsache. Er stimmte nicht mit dem Bild überein, das sie sich im Lauf der Jahre von ihm gemacht hatte. Bei seinem ersten Auftauchen hatte sich diese Vorstellung in Luft aufgelöst und war durch etwas Lebendiges ersetzt worden, das schöner war und in ihrem Innern einen Glanz verbreitete, der alles andere verblassen ließ. Aber es gab so viel mehr an ihm als nur körperliche Anziehungskraft.
    Er besaß Geist und Tiefe. Ob sie es nun wollte oder nicht, musste sie sich jetzt auch eingestehen, dass er eine Seele besaß und dass diese großes Leid durchgemacht hatte. Und der Geist, der dies überlebt hatte, war zu einem Mann mit einer unwiderstehlichen Eigenschaft geworden. Man hatte ihn verwundet, und er war wieder gesund geworden. In ihm wohnte Mitgefühl, etwas, das seinem Vater völlig abging. Sogar die Schlange in ihm war das Ergebnis fehlgeleiteten Erbarmens. Ein bittersüßer, edler Charakterzug.
    Marcus schaute auf und ertappte sie dabei, wie sie in Gedanken versunken wegblickte und dann wieder zu ihm hinsah. Er erhob sich.
    »Möchtet Ihr ein Obsttörtchen?«
    »Ja, danke

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