Süße Rache: Roman (German Edition)
so eilig hatte sie es zu verschwinden. Sobald sie auf dem Bürgersteig stand, hielt sie das nächste Taxi an und bat den Fahrer, sie zu einem anständigen Motel zu fahren. Er grunzte zur Antwort. Sobald er losgefahren war, holte Drea ihren BlackBerry und ihre Kontenzugangsdaten heraus und machte sich an die Arbeit.
Fünf Minuten später war alles erledigt. Zwei Millionen Dollar waren auf ihr Konto in Grissom, Kansas, überwiesen worden, hunderttausend weitere auf ihr Konto bei der Bank, aus der sie gerade gekommen war. Es war so spät, dass der Betrag heute nicht mehr gutgeschrieben würde,
aber morgen früh wäre das Geld da. Sie würde abwarten, bis sie auf dem BlackBerry überprüft hatte, dass die Überweisung ausgeführt worden war, und das Gerät dann wegwerfen. Sie seufzte; sie würde das kleine Wunderding vermissen.
Sie schaltete den BlackBerry ab, seufzte noch einmal und sank in ihren Sitz zurück. Es war vollbracht. Sie hatte keine Sekunde gezögert, und sie war so erschöpft, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Mit etwas Glück würde sich Armando erst jetzt Gedanken oder gar Sorgen machen. Er hatte sie nicht angerufen, also hatte er bisher noch nicht nach ihr gesucht. Das würde sich bald ändern. Wenn sie nicht an ihr Telefon ging, würde er sie suchen gehen, denn wahrscheinlich würde er davon ausgehen, dass in einer Bücherei die Funksignale blockiert wurden wie in einem Casino.
Erst wenn er sie in der Bücherei nicht fand, würde er sich wirklich Sorgen machen. Weil er glaubte, dass ihr schlecht geworden sein könnte, würde er die Büchereiangestellten bitten, auf allen Toiletten nachzusehen. Danach würde er Rafael anrufen.
Rafael mit seinem misstrauischen Wesen würde Hector in ihr Zimmer schicken, damit er nachsah, ob sie ihre Sachen mitgenommen hatte. Erst wenn Hector ihm berichtete, dass ihre Schminksachen noch im Bad standen, dass der Laptop noch da war, der Fernseher lief und sie kein Gepäck mitgenommen hatte, würde Rafael auf den Gedanken kommen, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, und seine Männer nach ihr suchen lassen. Sie würden sich auf die Gegend rund um die Bücherei konzentrieren. Falls inzwischen eine ehrliche Haut ihre Brieftasche gefunden und sie in der Bücherei abgegeben hatte, würde er womöglich sogar die Polizei rufen.
Das war mal eine unterhaltsame Vorstellung: Rafael Salinas, der die Polizei rief. Den Anblick würde sie sich einiges kosten lassen.
Er würde die Hotels in der Gegend überprüfen, um festzustellen, ob sie irgendwo ein Zimmer gebucht hatte. Nachdem er sie für unglaublich beschränkt hielt, würde er davon ausgehen, dass sie das Naheliegendste unternahm, das war ein fetter Punkt für sie.
Tatsächlich war die räumliche Entfernung gar nicht so groß, aber sie befand sich in einem anderen Bundesstaat, Rafael würde nicht in einer Million Jahren vermuten, dass sie nach Elizabeth, New Jersey, geflohen war. Er würde nicht mal damit rechnen, dass sie Manhattan verließ.
Wenn er schließlich entdeckte, dass sie ihn bis aufs Hemd ausgezogen hatte, würde er sich auf ihre Heimatstadt konzentrieren. Sie wusste, dass er ihre Vergangenheit ausgeforscht hatte, dass er ihren wahren Namen kannte und so weiter, aber das spielte keine Rolle, weil sie nicht in ihre Heimatstadt zurückkehren würde. Sie hatte nicht die Absicht, je wieder an diesen Ort zurückzukehren. Sie glaubte, dass noch ein paar Cousins von ihr dort wohnten, aber zu denen hatte sie keinen Kontakt mehr, seit sie damals weggegangen war, und sie sah keinen Grund, sie je wieder anzurufen.
Jimbo, ihr älterer Bruder, war noch vor ihr weggegangen, sie hatte nie wieder von ihm gehört. Er konnte ihr sowieso gestohlen bleiben. Dieser Loser. Ihre Eltern waren geschieden und hatten sich ebenfalls immer mehr aus ihrem Leben verabschiedet, denn sie waren ganz und gar auf ihr eigenes Leben konzentriert und interessierten sich nicht besonders für ihre Sprösslinge. Zuletzt hatte Drea sich auch von ihnen losgesagt. Sie hatte nur sich selbst, und genauso wollte sie es haben.
Das Taxi setzte sie an einem Motel ab, das immerhin sauber aussah, was aber auch das Beste war, was sie darüber sagen konnte. Für eine Nacht konnte man es schlimmer treffen, vermutete sie.
Sie trug sich unter falschem Namen ein und zahlte bar. Der gelangweilte Portier spulte eine Litanei von Regeln und Anweisungen herunter und schob ihr dann den Schlüssel zu. Ihr Zimmer lag im Obergeschoss, was kein Problem für sie war,
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