Süße Rache: Roman (German Edition)
verschieben. Kein Wunder, dass Geldwäsche ein so großes Geschäft war; wie sonst sollten all die Drogendealer ihre riesigen Bargeldeinnahmen in den öffentlichen Geldkreislauf pumpen, damit sie die Gewinne gefahrlos ausgeben konnten?
Selbst wenn Rafael jemanden beauftragt hatte, der sie jagen sollte, hatte er möglicherweise die Kosten gescheut, ihn zu beauftragen. Der Killer war teuer – extrem teuer. Rafael musste sich darüber im Klaren sein, dass er seine zwei Millionen nicht zurückbekommen würde; er musste wissen, welchen Schwierigkeiten sie sich gegenübersah,
und er musste wissen, dass er an das Geld nicht mehr herankam, sobald es auf ihrem Konto gelandet war. Wäre er bereit, die Kosten für den Killer auf die zwei Millionen aufzuschlagen, die er bereits verloren hatte?
Ja. Sie war beinahe sicher, dass die Antwort ja lautete. Rafael würde vor Wut rasen und wäre zu allem fähig. Der Killer wusste dank seines Berufes genau über die Haken und Ösen beim Geldverschieben Bescheid.
Diesen Punkt hatte sie nicht gründlich genug analysiert, das war die Schwachstelle in ihrem Plan. Sie hatte überstürzt und von Gefühlen getrieben gehandelt, dafür musste sie jetzt bezahlen. Würde sie denn nie gescheiter, fragte sie sich verbittert. Emotionen vernebelten immer nur das Problem und machten alles komplizierter. Sie hätte das, was Rafael ihr angetan hatte, still schlucken, eisern durchhalten und alles bis ins Letzte durchplanen sollen. Sie hätte warten können, bis sie alles im Ausland vorbereitet hatte, außerhalb der Reichweite des IRS, um dann zuzuschlagen.
Sie hatte immer noch einen Beutel voller Schmuckstücke, die sie zu Geld machen konnte, aber wahrscheinlich würde sie den besten Preis erzielen, wenn sie die Sachen über eBay verkaufte, und das brauchte wiederum Zeit. Allerdings konnte sie jetzt damit anfangen, schließlich hatte sie inzwischen einen Laptop. Anders als beim ersten Mal war sie weder pleite noch hilflos. Sie hatte Alternativen.
Nur Zeit hatte sie keine. Mehrere Tage waren vergangen, seit sie New York verlassen hatte, reichlich Zeit für ihn, sie aufzuspüren. Es sei denn, sie war bereit, auf die zwei Millionen zu verzichten, wenigstens vorerst. Wie lange würde es dauern, bevor sie das Gefühl hätte, halbwegs gefahrlos darauf zugreifen zu können? Ein Jahr? Zwei Jahre? Fünf? Es war höchste Zeit für den nächsten Zug.
Momentan hatte sie nicht einmal die fünfundachtzigtausend, jedenfalls nicht in ihrer Hand. Das Geld abzuheben war genauso riskant, wie die zwei Millionen abzuheben. Sie hätte etwas mehr Bargeld und sie hatte den Schmuck, beides würde wohl zum Leben reichen, aber nicht für eine neue Identität, damit sie abtauchen konnte. Sie konnte sich kein Haus leisten, kein Haus für sie allein. Sie würde irgendwo schwarz arbeiten müssen, wahrscheinlich als Kellnerin in einer Kaschemme. So hatte sie schon einmal leben müssen, so wollte sie nie wieder leben.
So wie sie es sah, musste sie handeln, auch wenn es riskant war.
Schließlich hatte sie alles vorbereitet und rief Mrs Pearson an. »Ich wäre soweit«, sagte sie. »Ich habe einen Laptop mit Internetzugang.«
»Gut! Ich habe das Formular schon vorliegen. Um fünf Uhr habe ich frei; vielleicht treffen wir uns dann … was wäre ein geeigneter Ort?«
»Ich weiß nicht. Lassen Sie mich nachdenken.« In einer Kleinstadt wie Grissom gab es keinen geeigneten Ort. Das Café war es jedenfalls nicht. In dem kleinen Gastraum säße Drea in der Falle, dort war sie nicht bei ihrem Auto und es gab nur einen Fluchtweg durch die Küche. Sie war im Café gewesen, dort wurden die Gerichte durch eine Luke aus der Küche in den Gastraum gereicht. Auf der Rückseite gab es eine zweite Tür, die zu den Toiletten und eventuell in die Küche führte, aber das hatte sie bei ihrem ersten Besuch nicht überprüft, deshalb wusste sie das nicht mit Sicherheit. Wenn sie nicht durch die Durchreiche klettern wollte, unter der womöglich der Grill angebracht war, saß sie im Café in der Falle.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass sie nicht gründlich genug geplant hatte. Sie hätte alles überprüfen sollen,
schließlich hing womöglich ihr Leben davon ab. Von jetzt an würde sie immer davon ausgehen, dass er ihr dicht auf den Fersen war, und sich entsprechend verhalten. Sie war erst in Sicherheit, wenn sie die Überweisungsfährte unterbrochen hatte, und das würde einige Zeit dauern.
»Wie wäre es mit dem Parkplatz vor dem
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