Sueße Rache & suendige Kuesse
war, wenn er sie nackt sah und seine Meinung über sie änderte? Verflixt, sie würde nicht zulassen, dass ihre Selbstzweifel sie wieder zum Essen verführten. Trotz aller Bedenken würde sie sich die Gelegenheit, mit Steven zusammen zu sein, nicht entgehen lassen. Von ihren Zweifeln ließ sie sich nicht das Leben diktieren. Hätte sie das getan, säße sie noch immer allein in ihrem Kämmerlein.
Sie öffnete ihren E-Mail-Ordner und stellte fest, dass Steven ihr geschrieben hatte. Seine Nachricht ließ sie erröten. Wenn sie mit ihm zusammen sein wollte, musste sie sehr viel selbstsicherer werden. Nur, wie sollte sie das bewerkstelligen?
Resigniert stand sie auf und ging zum Spiegel. Sie hatte sich äußerlich so sehr verändert, dass sie sich manchmal selbst nicht erkannte: Ihre Wangenknochen hoben sich deutlich hervor, ihr Mund war sinnlich. Die größte Veränderung war jedoch mit ihrem Körper passiert, und das hatte zu einer anderen inneren Einstellung geführt. Die wiederum hatte ihren beruflichen Erfolg erst möglich gemacht.
Lächelnd erinnerte sie sich an das gestrige Gespräch mit Maurice Sheffield. Der Verleger der Sheffield Group hatte sich dreißig Minuten Zeit genommen, um ihr dazu zu gratulieren, wie erfolgreich die britische Ausgabe des Fashion Quarterly lief. Niemand erhielt normalerweise so eine lange Audienz beim Chef.
Ainsley schaute ihr Spiegelbild an und schüttelte den Kopf. Sie musste an sich als Frau glauben, so wie sie an sich als erfolgreiche Redakteurin glaubte. Sie war durchaus in der Lage, Stevens Zuneigung zu gewinnen. Die Frage war nur, wollte sie das?
Ihre Assistentin Cathy hatte Briefe an Tiffany Malone, Lynn Grandings und Prinzessin Louisa geschickt, um anzufragen, ob sie zu einem Interview bereit wären. Maurice gefiel die Idee für die Artikelserie, und Ainsley hatte nicht vor, ihren Chef zu enttäuschen. Freddie hatte vorgeschlagen, Danielle die Interviews führen zu lassen, doch Ainsley wollte das Risiko nicht eingehen, jemanden damit zu beauftragen, der noch in der Probezeit war. Stattdessen hatte sie den Auftrag Bert Michaels übergeben, der im letzten Jahr schon Prinz Harry interviewt hatte.
Außerdem hatte sie an Malcolms Anwalt geschrieben und um ein Interview gebeten. Malcolm Devonshire war eine der berühmtesten Persönlichkeiten seiner Zeit. Er war eine Legende, nicht nur wegen seiner vielen Affären, sondern auch wegen seiner Lust am Leben. Sosehr er es auch liebte, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, sein Privatleben hielt er streng geheim. Nur wenigen Zeitungen hatte er tiefere Einblicke gewährt.
Wenn sie ein Interview mit ihm zustande brächte, hätte sie einen wirklichen Coup gelandet. Etwas, was ihre Chefs nicht übersehen könnten. Und es war Ainsley durchaus bewusst, dass das erneute Zusammentreffen mit Steven sich in vielerlei Hinsicht positiv auszahlen könnte.
Sie duschte und zog sich an, während sie immer wieder an Stevens Mail denken musste. Sie wollte ihm antworten, wusste aber nicht, was.
Einfach nur zu schreiben, Ich auch , erschien ihr irgendwie nicht passend. Schrieb sie mehr, interpretierte er vielleicht zu viel hinein. Wenn sie mit Steven zusammen war, fiel es ihr leicht, ihre Ängste und die Tatsache, dass sie nicht die war, für die er sie hielt, zu verdrängen. In dem Moment zählte für sie nur, wie sich seine Hände auf ihrem Körper anfühlten. Wie seine Lippen auf ihren verharrten, wenn er sie küsste.
Doch wenn sie allein war, konnte sie an nichts anderes denken als all die Unterschiede zwischen ihnen. Sie hatte zu wenig Erfahrung, und er zu viel. Sie kam aus einer Kleinstadt, und er war der Sohn eines Milliardärs und einer nobelpreisgekrönten Physikerin.
Aber sie würde nicht aufgeben. Als sie sich entschlossen hatte, ihr Leben zu ändern und abzunehmen, hatte sie sich versprochen, sich nicht länger zu verstecken. Und bis jetzt war ihr das ausgezeichnet gelungen.
Steven war ein Mann, für den es sich lohnte zu kämpfen. Doch zunächst einmal musste sie sich überlegen, was sie ihm antworten sollte.
Sie setzte sich vor den Computer und schrieb eine E-Mail:
Lieber Steven,
Nein, das klang zu langweilig und geschäftsmäßig.
Du verfolgst mich bis in meine Träume.
Sie klickte auf „Senden“, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
5. KAPITEL
Steven hatte überlegt, ob er Dinah nach New York schicken sollte, flog dann aber doch selbst und war froh darüber. Der Leiter des Kaufhauses am Times Square, Hobbs Colby,
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