Süsse Sehnsucht Tod
auch so bleiben.
Zumindest eine Verbindung sollte zerstört werden. Die Peitschenriemen waren aufgehalten worden. Galt das auch für eine Kugel? Suko schoß.
Er hatte ungefähr die Mitte des mit Stoff bespannten Lautsprechers unter seine Kontrolle genommen, und diesmal hieb das geweihte Silbergeschoß in den Apparat hinein. Da gab es nichts, was die Kugel hatte aufhalten können.
Und der Erfolg war ebenfalls vorhanden. In dem Radio funkte und gleißte es auf. Durch den harten Einschlag war es gedreht worden. Suko wußte nicht, ob die Kugel durch den Apparat gefahren oder in ihm steckengeblieben war, was durchaus sein konnte.
Das Echo des Schusses war verhallt. Die plötzliche Stille kam Suko ungewöhnlich vor, denn auch das Rauschen, diese Begleitmusik, gab es nicht mehr. Die rechte Hand mit der Waffe sank langsam nach unten.
Suko steckte die Beretta wieder weg und lauschte seinem eigenen Atem.
Der Kasten spielte nicht mehr. Er war kaputt. Eine Kugel hatte dafür gesorgt. Suko lachte nicht, aber er nickte zufrieden, bevor er auf das Radio zuging. Er faßte es an. Das Gehäuse war noch warm. Das war sicherlich nicht ungewöhnlich oder verdächtig.
Suko zückte die Peitsche. Er konnte die drei Riemen auf das Radio legen, es geschah nichts. Der Geist des Mörders hatte sich zurückgezogen.
Es gab also eine Chance!
Aber weshalb war das passiert? Damit kam der Inspektor noch nicht zurecht. Eine Silberkugel war schwach im Gegensatz zu der Dämonenpeitsche, aber ihre Kraft wirkte anders. Die Silberkugeln waren geweiht worden. Father Ignatius stellte sie noch immer her, obwohl er sich jetzt in Rom aufhielt, und die Dämonenpeitsche, so effektiv sie auch immer gewesen war, machte ihrem Namen trotzdem alle Ehre. Denn ihre drei Riemen waren aus der Haut des Dämons Nyrana hergestellt worden, einer sehr mächtigen Kreatur. Aber Suko hatte hier nicht gegen einen dämonischen Organismus gekämpft, sondern gegen Wellen, Schwingungen, und da hatte die Peitsche kein direktes Ziel gehabt. Eine andere Erklärung konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Für den Augenblick war er zufrieden und deutete dies auch durch ein Lächeln an. Lange erfreute er sich an diesem Zustand nicht. Er hörte das Stöhnen, drehte sich um und starrte Dean Patterson direkt ins Gesicht.
Dem Mann ging es schlechter. Er war körperlich zwar noch anwesend, aber geistig nicht mehr, denn da stand er unter dem wahnsinnigen Druck einer anderen Macht, die ihn nicht aus ihren Klauen ließ.
Er tat Suko nichts. Er zeigte sich auch nicht angriffslustig, aber er bewegte sich wie ferngelenkt, und er war tatsächlich auf der Suche nach einer Lösung.
Dann sah er das Fenster.
Ein Schrei!
Es war das Signal zum Start, denn Patterson rannte auf die Scheibe zu.
Er selbst würde sich nicht mehr stoppen können, das mußte Suko übernehmen. Für das, was er tat, hätte er bei einem Fußballspiel die rote Karte bekommen.
Suko grätschte ihm von der Seite her in die Beine.
Patterson schrie wieder. Diesmal vor Schreck, denn der Zusammenprall hatte ihn mitten im Lauf von den Beinen gerissen. Als er fiel, riß er noch einen Tisch um, dann prallte er auf, stieß sich hart den Kopf und drehte sich noch auf den Rücken, wo er benommen liegenblieb, mit flatternden Augen in die Höhe schaute und Suko ansah, der breitbeinig vor ihm stand.
Patterson verzog den Mund. Suko wußte nicht, ob er grinsen wollte oder ob er es nur aus einem Reflex hervor getan hatte. Aber der Mann war nicht normal geworden. Das sah Suko in Pattersons Augen. Zwar gehörten sie ihm noch, in diesem Augenblick aber zeigten sie den Blick eines Fremden.
Da steckte jemand in ihm.
Suko schüttelte den Kopf. »Wer immer dich auch in der Gewalt hält, Dean, ich lasse es auf keinen Fall zu, daß du dich umbringst. Hast du verstanden? Ich bin und bleibe bei dir.«
Patterson schwieg. Er drehte nur den Kopf. Ein plötzlicher Weinkrampf schüttelte ihn durch. »Sterben!« keuchte er dabei. »Wir alle werden sterben, das weiß ich genau.«
»Nein, wir werden nicht sterben.«
»Doch, doch. Die andere Macht ist zu groß.«
»Hörst du sie noch?«
»Ja.«
»Wo?«
»Im Kopf.«
»Was sagt sie dir?«
»Daß der Tod etwas Wunderbares ist. Es gibt nichts Schöneres als den Tod. Alle merken es, und alle sagen es. Immer und immer wieder.«
»Dann haben sie einfach unrecht«, erklärte Suko. »Wer immer dich manipuliert hat, ich habe dir bewiesen, daß auch er nicht unbesiegbar ist. Das solltest du
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