Süsse Sehnsucht Tod
wissen. Und jetzt steh auf!«
Patterson zögerte noch. Er zog nur die Beine an, versuchte jedoch, durch das geschlossene Fenster zu blicken.
»Das ist für dich tabu!« erklärte Suko. »Mach dir also keine großen Hoffnungen, mein Freund.«
»Der Tod ist schön.«
»Nein, ist er nicht. Das wurde dir eingeredet. Wenn du ehrlich bist, willst du nicht sterben. Die Sehnsucht in dir ist falsch. Man kann sie nicht als ernst betrachten. Sie ist nicht das, was du willst, Dean, sondern der Wille einer verflucht bösen Kraft.«
Diesmal widersprach Patterson nicht. Er ergriff gern Sukos ausgestreckte Hand und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Etwas schwankend blieb er stehen und schaute sich um.
Suko ahnte die Gedanken des Mannes. Er legte ihm die Hand wie eine Kralle auf die Schulter. »Keine Chance, mein Freund. Ich bin bei dir und werde deine Sehnsucht stoppen.«
»Die anderen haben sie auch!«
Damit hatte er bei Suko einen schwachen Punkt getroffen. In den vergangenen Minuten hatte er sich nur um die einzelne Person kümmern können und dabei das Ganze aus den Augen gelassen.
Nicht nur Patterson sollte den Weg in den Tod finden, sondern alle anderen auch. Er war nur einer unter vielen, und er wäre ohne Sukos Eingreifen schon tot gewesen.
Was war mit den anderen?
Suko drehte Patterson herum und schüttelte ihn durch. »Weißt du mehr, Dean? Was ist mit den Menschen hier im Haus?«
»Sie werden sterben.«
»Das hast du mir schon des öfteren gesagt. Ich will von dir wissen, ob schon welche tot sind?«
»Bestimmt. Cullogh ist…«
Suko ließ ihn nicht ausreden. »Von ihm weiß ich es. Kennst du andere, Dean? Rede!«
»Ich habe sie gehört!« flüsterte Patterson. Seine Pupillen wirkten auf einmal so gläsern. »Ja, ich habe sie gehört. Ich konnte ihre Stimmen verstehen, und keinem ist es gelungen, sich gegen die andere Kraft zu wehren. Es war alles schon klar. Sie haben es gerichtet. Ich – ich weiß. Ich habe es gehört und gespürt.«
»Weiter!«
»Ich will auch sterben.«
Suko verzog das Gesicht. Er war wütend. Er ärgerte sich, noch immer auf der Stelle zu treten. Das verdammte Radio hatte er zerstört, aber der verfluchte Geist aus dem Jenseits hatte sich aus Patterson nicht zurückgezogen. Er würde ihn auch weiterhin beeinflussen. Suko könnte ihm schlecht eine Kugel in den Körper schießen, um dies zu verändern.
»Wir gehen«, sagte er.
»In den Tod?«
»Nein, bestimmt nicht.« Der Inspektor schüttelte den Kopf. Es störte ihn schon gewaltig, daß dieser Mann immer nur vom Tod sprach. Die Sehnsucht danach mußte sich tief in seine Psyche eingegraben haben.
Zum Glück war er nicht mehr renitent. Er folgte dem Inspektor wie ein Lamm auf dem kurzen Weg zur Tür. Patterson suchte auch nicht nach einer Möglichkeit, sich das Leben zu nehmen, aber er sprach lautlos mit sich selbst. Suko sah nur dessen Mundbewegungen, die Stimme hörte er nicht.
Selbst ein Flüstern blieb aus. »Öffne die Tür«, sagte Suko.
»Und dann?«
»Werden wir gehen.«
»Wohin denn?«
»Das wirst du schon sehen. Du kannst mir die Menschen zeigen, die sich umbringen wollen. Klar?«
Patterson nickte. Er umfaßte die Klinke und öffnete die Tür. Es lief alles normal ab, das war es aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Als der Türspalt groß genug war, hörte Suko aus dem Flur die Geräusche, und seine Nackenhaare wollten sich aufstellen.
Das Heulen, Wehklagen, das Jammern und manchmal auch das Kichern hörte sich so an, als würden irgendwelche Kreaturen schreckliche Qualen und Schmerzen erleiden. Torturen peinigten sie. Sie konnten ihre Last nicht mehr für sich behalten.
Suko zerrte die Tür so weit auf wie möglich. Er schob Patterson zur Seite, damit er in den Flur hineinschauen konnte. Wie in einem Alptraum kam er sich vor.
Was er sah, war einfach schlimm…
***
Da lief sie!
Ich sah ihren Rücken und versuchte abzuschätzen, ob ich Iris noch erwischen konnte, bevor sie die Kante des Flachdachs erreichte.
Ja, ich hätte es schaffen können, wäre ich bei Kräften gewesen. So aber sah es böse aus, denn schneller als die Frau konnte ich mich kaum vorbewegen, obwohl ich mich jetzt aus meiner Deckung löste und ihr nachging.
Sofort war der Wind da und schnappte nach mir wie ein hungriges Tier nach Beute. Er wehte aus wechselnden Richtungen, manchmal aus mehreren gleichzeitig. Er rüttelte an mir, drohte mich von den Beinen zu werfen, als wäre er ein Verbündeter der Hölle. Über mir
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