Süsse Sehnsucht Tod
Gegenständen wie diesem Radio.
Suko holte aus.
Nicht mehr lange überlegen, sondern zuschlagen. Das tat er.
Und dann schrie er auf, was bei ihm wirklich selten war, denn es war ihm unmöglich, den Apparat zu erwischen. Fächerartig ausgebreitet blieben die drei Peitschenriemen über dem Radio und dazu auch mitten in der Luft stehen…
***
Der lange oder kurze Weg nach oben!
Mir jedenfalls kam er nicht kurz vor, sondern verdammt lang. Ich brauchte die Zeit, um mich mehr zu erholen, und ich war zu stark mit mir selbst beschäftigt, als daß ich den plötzlichen Halt des Fahrstuhls sofort mitbekommen hätte. Erst nach einigen Sekunden merkte ich, daß ich das Ziel erreicht hatte.
Bevor jemand die Kabine nach unten holen konnte, warf ich mich gegen die Tür und drückte sie auf.
Noch immer leicht angeschlagen, taumelte ich mehr in den Gang hinein, als ich ging. Auch hier sah ich keinen Unterschied zu den Korridoren in den unteren Etagen, und mich wunderte die Ruhe, die hier herrschte.
Weder Stimmen noch Musik waren zu hören. Zwischen den Wänden war nicht das geringste Geräusch zu hören, abgesehen von meinem eigenen Atem.
Von Iris Cramer sah ich nichts!
Ich glaubte aber nicht daran, daß sie sich in Luft aufgelöst hatte oder wieder nach unten gefahren war. Sie mußte in der Nähe stecken, auch wenn sie nicht sichtbar war, denn die süße Sehnsucht in ihr war so verdammt groß. Für mich war dieses Gefühl nicht süß, sondern schon grausam.
Ich hatte mich gedreht. Mein Blick war auf die graue Eisentür gefallen mit der Aufschrift DANGER.
Das war der Weg.
Das würde auch meiner sein. Noch immer ging ich schwerfällig wie jemand, dessen Beine mit Blei gefüllt waren. Aber ich gab nicht auf. Die Schmerzen durchzogen auch weiterhin meinen Kopf, aber ich schaffte es, sie zu ignorieren. Das Ziel war wichtiger, die Rettung der Frau und auch die damit verbundene innere Einstellung.
Ich drehte den Knauf, um die Tür öffnen zu können. Es kostete mich schon Kraft; ich brachte sie auf und spürte bereits die erste Windbö, die gegen mich hieb wie ein breiter Fächer.
Mir wurde die Luft geraubt. In einem Reflex schloß ich die Augen und zog mich wieder zurück. Der zweite Anlauf erfolgte Sekunden später.
Diesmal ließ ich mich nicht überraschen und geriet mit dem nächsten Schritt auf die Metallplattform, an dessen linker Seite die Leiter nach oben zum Dach hin führte.
Bevor ich die Stufen in Angriff nahm, blickte ich noch einmal in die Höhe.
Der Himmel wirkte wie eine Drohung auf mich. Genau über dem Haus hielt sich eine dicke Wolke, die auf mich wirkte wie eine an den Enden abgerundete Platte.
Sie war nicht normal. Sie hatte sich durch andere Kräfte gebildet. Sie stand über dem Haus, um es zu beobachten oder um das zu entlassen, was in ihr steckte.
Andere Kräfte, böse Mächte, die normalerweise das Jenseits nicht verließen.
Ich stieg die Leiter hoch wie ein alter Mann. Der Schwindel erwischte mich hin und wieder. Hinzu kam der Wind. Hin und wieder fiel er mich an wie ein Raubtier ohne Reißzähne.
Trotzdem kämpfte ich mich durch. Es gibt Situationen, da arbeite ich verbissen, da werde ich wirklich zum Tier.
Auch die letzte Stufe schaffte ich, aber mit dem Fuß des nachziehenden linken Beins stolperte ich über die Kante und konnte das Gleichgewicht nicht halten.
Ich fiel zu Boden, aber mit der rechten Hand hatte ich mich abstützen können.
Dann quälte ich mich wieder hoch. Ich sah die mächtigen Hindernisse, die mir einen Teil der Sicht nahmen. An ihnen mußte ich vorbei, um freien Blick zu bekommen.
Natürlich war ich noch optimistisch und hoffte stark, daß Iris Cramer ihren Vorsatz noch nicht in die Tat umgesetzt hatte und jetzt mit gebrochenen Knochen unten lag.
Bis zu einem dieser krummen Metalltürme kämpfte ich mich vor, lehnte mich dagegen und konnte endlich das Dach überblicken.
Zugleich wurde ich abgelenkt, denn über mir hatte sich die dichte Wolke geöffnet. Blitze huschten auf das Dach zu. Ein nahes, magisches Wetterleuchten. Ich faßte sofort nach dem Kreuz und bekam dessen Wärme an der eigenen Hand zu spüren.
Magie! Wie hätte es auch anders sein können. Diese Ablenkung war nur kurz, denn das eigentliche Problem war kein magisches, es bestand aus einer Frau mit dem Namen Iris Cramer.
Sie bekam ich zu Gesicht.
Aber ich sah nur ihren Rücken.
Das jedoch wäre nicht so schlimm gewesen. Etwas anderes ließ mich beinahe aufschreien. Plötzlich trieb jemand einen
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