Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
…“
„Michelle“, unterbrach er sie. „Das brauche ich hier alles nicht. Ich brauche nur Ruhe und Entspannung. Und in diesem Moment fehlt mir gar nichts. Denn ich genieße dies alles.“
Michelle folgte mit den Blicken seiner ausladenden Handbewegung. Jenseits der bergigen Küste hinter ihnen breitete sich das Mittelmeer aus. Vor ihnen lag das in samtene Dunkelheit gehüllte Stück Land, das zu „Jolie Fleur“ gehörte. Jenseits seiner Grenzmauern begannen die sich meilenweit hinziehenden Lavendelfelder. In dieser Gegend gab es nur uralte Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen schien. Grelle Lichter machten hier den Sternen keine Konkurrenz. Sie waren die strahlenden Wächter der tiefblauen Nacht.
„Haben Sie jemals so etwas Herrliches gesehen, Michelle?“
Sie schüttelte den Kopf und zählte ihn durchaus mit zu der Herrlichkeit um sie herum. Ihre Gefühle wurden übermächtig. Wie gern hätte sie sich von der Süße des Augenblicks verführen lassen und mehr gesagt. Doch dazu fühlte sie sich nicht frei genug. Noch immer hielt sie das Netz von Warnungen gefangen, das ihre Mutter um sie herumgesponnen hatte.
Männern sei nicht zu trauen, hatte sie ihr eingehämmert. Und es stimmte ja: Keiner hatte es lange mit ihrer Mutter ausgehalten. Obwohl Michelle sehr wohl wusste, weshalb, verloren die Worte ihrer Mutter doch nicht ihre abschreckende Wirkung und verdarben ihr sogar diese schöne und verführerische Nacht. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie nach Zeichen suchte, dass sie Alessandro nicht trauen durfte.
„Das war der zauberhafteste Abend, den ich je erlebt habe“, sagte er, nahm ihr das Glas und den Löffel aus der Hand und erhob sich. „Danke, dass ich ihn mit Ihnen teilen durfte.“ Er verbeugte sich leicht in ihre Richtung.
Eine Weile verschlug es ihr die Sprache. Dann sagte sie leise: „Wenn ich Ihnen einen Gefallen tun kann, dann sagen Sie es bitte, Alessandro.“
Er stellte das Glas auf dem Beistelltischchen ab und nahm ihre Hand. „So etwas dürfen Sie einem Mann nicht anbieten, Michelle.“ In seinen Augen blitzte es gefährlich auf. Sie zuckte leicht zurück. Doch er hielt sie fest und sprach weiter: „Eine Bitte hätte ich tatsächlich an Sie, eine harmlose. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, natürlich …“
„Was denn?“, fragte sie vor lauter Neugier ein bisschen zu schnell und bereitwillig.
„Könnten wir tauschen? Sie beziehen mein Luxusappartement in der Villa, und ich bleibe hier?“
3. KAPITEL
Alessandro beugte sich zu Michelle vor, die ihn verblüfft ansah. „Sie brauchen deshalb kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich werde es niemandem sagen. Schon gar nicht Ihrem Boss“, versprach er.
„Was reden Sie da?“ Sie wurde rot, senkte den Kopf und wusste nichts mehr zu sagen. Als sie wieder aufblickte, schaute er sie an. Sein wissendes Lächeln ging ihr durch und durch.
„In der Villa wären Sie ebenso ungestört wie hier, und ich könnte das Atelier zum Zeichnen und Malen nutzen.“ Er drückte ihre Hand. „Vertrauen Sie mir! Einen größeren Wunsch an Sie habe ich nicht.“
Michelle nahm nichts mehr außer dem Dröhnen in ihrem Kopf wahr. All ihre Träume brachen zusammen.
„Oder …“, er zögerte, „wollen Sie mir einen noch persönlicheren Gefallen tun?“
Nun klingelten in ihrem Kopf die Alarmglocken. Rasch entzog sie ihm ihre Hand. Ihr fehlte zwar jede Erfahrung, weil ihre Mutter ihr Männer insgesamt madig gemacht hatte, doch sie bemerkte sehr wohl, dass Alessandro Castiglione die Situation nutzte, um seine Verführungskünste auszuprobieren.
Und schon setzte er mit dem Fuß ihren Schaukelstuhl in Schwung, sodass sie sanft vor- und zurückwippte. Doch die mit Thymianduft gewürzte Luft, die nun ihre Wangen fächelte, kühlte nicht. Im Gegenteil. Ihr Körper begann zu glühen. Sobald sie Alessandro anschaute, durchströmten sie unbekannte Gefühle. Doch statt seinen herausfordernden Blick zu meiden, suchte sie ihn mit geradezu schamloser Lust. Er beugte sich über sie, stützte sich auf die Lehne des Stuhls und drückte ihn nach hinten. Ihr Kopf sank auf seinen Arm. Für den Bruchteil einer Sekunde genoss sie die Berührung wie eine Liebkosung. Dann setzt sie sich mit einem Ruck auf, der Stuhl schwang wieder nach vorn, und sie hatte Boden unter den Füßen.
„Was ist los, cara ?“, fragte er leise.
„Ich mag das nicht.“ Sie sprang auf.
Er lachte. Leise und irgendwie aufreizend. „Nein? Ich habe einen anderen Eindruck
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