Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
nasses Haar anfasste, um eine Strähne anders zu arrangieren, zuckte sie zurück.
„Was ist, Michelle?“
„Mit Berührungen gibt es immer noch Schwierigkeiten. Ich weiß inzwischen, dass ich nicht mehr geschlagen werde, aber mein Körper glaubt es noch nicht.“
Sie versuchte, darüber zu lachen. Doch Alessandro hatte schon seine Hand zurückgezogen und sah sie entgeistert an.
„Mein Körper wird sich daran gewöhnen müssen“, sagte Michelle und lächelte ihn ermutigend an.
„Gut. Ich werde vorsichtig sein, wenn ich Ihre Position korrigiere“, versprach er.
Er war sogar mehr als vorsichtig. „Michelle“, warnte er jedes Mal vor, ehe er sie anfasste. Für sie war das wunderbar, denn so konnte sie Freude und Vorfreude genießen. Seine Berührungen waren zart, fast zärtlich und erinnerten sie an die gestrige Nacht unter den Sternen. Wenn er sie wieder zurückzog, begann sie sofort sehnsüchtig darauf zu warten, dass er sie wieder vorwarnend ansprach, und sie stellte sich die nächste Berührung so köstlich vor, dass sie davon eine Gänsehaut bekam.
„Mir scheint, Sie frieren“, sagte er. „Ich trockne sie ab.“ Er nahm das Handtuch und strich langsam und ohne abzusetzen von den Fingerspitzen bis zur Schulter über ihren Arm.
Als er damit fertig war, seufzte Michelle zufrieden, kuschelte sich in die Polster und hielt die Augen geschlossenen.
„Heben Sie noch einmal den Kopf. Ich möchte Ihr Haar jetzt über eine Schulter legen.“ Er schob es auf eine Seite und ordnete es Strähne für Strähne.
Michelle genoss jede Sekunde. Schließlich öffnete sie doch die Augen. Alessandro tupfte die Nässe von ihrem Hals. Sie erschauerte. Als ein einzelner Tropfen auf ihre Brust rann, verfolgte er ihn mit der Fingerspitze …
4. KAPITEL
Michelle entfuhr ein kleiner Schrei.
Sofort hielt Alessandro inne. Doch seine Hand blieb so nah, dass sie ihre wohltuende Wärme spürte.
„Ihnen wird kalt.“ Er lehnte sich zurück und ließ die Hände auf seine Oberschenkel fallen. „Lassen Sie uns ins Haus gehen. Sie haben lange genug für mich gelitten.“
Michelle rührte sich nicht, obwohl ihr nun wirklich kalt war, sondern kämpfte mit der Enttäuschung, weil der Bann des Augenblicks gebrochen war.
„Ich habe eine kleine Überraschung vorbereitet, mit der ich mich für Ihre Geduld bedanken möchte“, sagte er.
„Das ist doch nicht nötig“, murmelte sie und freute sich insgeheim darauf.
Doch er war schon aufgesprungen und nahm zwei frische Handtücher, die auf einem Stuhl parat lagen. Eines legte er ihr um die Schulter, das andere wickelte er um ihr nasses Haar. Sie dufteten köstlich nach Frische und Wärme. Allein das war der reine Luxus. Als er begann, sie abzurubbeln, lehnte sie sich gegen seine Hände und genoss seine Fürsorge als kostbare Intimität.
„Das ist wirklich eine himmlische Überraschung“, sagte sie leise.
Er lachte auf. „Das ist sie noch nicht. Auf Sie warten warme Croissants und heiße Schokolade zum Frühstück. Damit wollte ich Sie überraschen. Sie haben doch sicher auch noch nichts gegessen?“
Michelle schüttelte den Kopf. Nein, sie hatte Hunger. Aber würde sie vor lauter Nervosität einen Bissen herunterbekommen? Sich von einem Gast bedienen zu lassen stellte alle Regeln auf den Kopf.
Alessandro war schon vorausgeeilt, sie folgte ihm langsam und verträumt. Der Alltag schien außer Kraft gesetzt. „Jolie Fleur“ war ihr Arbeitsplatz, und doch hatte sie sich schon den ganzen Morgen so gefühlt, als wäre sie hier zu Besuch. Vor der Hausschwelle zögerte sie mit einem Mal, als hätte sie sie noch nie eilig und geschäftig überschritten. Die Schönheit der Villa drohte sie plötzlich einzuschüchtern, besonders aber ihre verschwenderische Weitläufigkeit, denn in England hatten sie und ihre Mutter in beengten Verhältnissen gelebt. Deshalb konzentrierte sie sich auf die frischen Blumensträuße, die die Eingangshalle schmückten, nutzte die Gelegenheit, ihr Werk mit den Augen eines Besuchers zu betrachten, und fand, dass sie dem Haus die passende Atmosphäre gaben. Sie konnte stolz auf sich sein.
Auch Alessandro hatte sie schon für ihre Arbeit gelobt. Nun bereitete er das Frühstück für sie vor. Es war eine Premiere für sie, die Rollen zu tauschen und bewirtet zu werden. Bestimmt würde sich das nie wiederholen. Schon gar nicht mit einem so beeindruckenden Mann wie Alessandro Castiglione. Deshalb nahm Michelle sich vor, jede Sekunde des Experiments zu
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