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Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Titel: Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Hollis
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Sie wechselte Blumenwasser aus, stellte frische Sträuße in Vasen, schüttelte Kissen auf, füllte Getränkevorräte nach. Nie sprach sie ihn als Erste an, doch wenn er das Wort an sie richtete, unterbrach sie die Arbeit und antwortete ihm in ihrer zurückhaltenden Art. Je nachdem, was er sie gefragt hatte, sprach sie über den Maler Raffael, den Garten oder das Wetter.
    An diesem Tag entschloss er sich, sein Mittagessen im Garten einzunehmen. Doch auch das konnte er nicht recht genießen, weil er abgelenkt war. Michelle hatte in der Nähe zu tun. Sehen konnte er sie zwar nicht, doch er hörte das Klappern ihrer Schere, roch den Duft der abgeschnittenen Stängel und wusste genau, womit sie sich beschäftigte. Sie schnitt Lavendel. Und schon kamen ihm wieder die Erinnerungen an den Abend, als sie gemeinsam die warme, mit anregenden Düften geschwängerte Luft, das Zirpen der Zikaden und den Sternenhimmel genossen hatten. So deutlich sah er alles wieder vor sich, dass er es hätte zeichnen können.
    In seinen Kreisen verkehrten nur Frauen, die es mit Michelles natürlicher Schönheit und Aufrichtigkeit nicht aufnehmen konnten. Deshalb kam sie ihm einmalig und sehr besonders vor. Auch seine Mutter stammte aus einfachen Verhältnissen und hatte als Verkäuferin gearbeitet, bis sie durch die Heirat mit seinem Vater in eine andere Schicht aufgestiegen war. Doch sie hatte vor allem den Lebensstil ihres Mannes geliebt, es aber an Zuneigung für Mann und Sohn fehlen lassen. Zeit seines Lebens bedauerte Alessandro, mit ihr verwandt zu sein. Auch nach ihrem Tod war das so geblieben. Er verzog das Gesicht vor Widerwillen, als er an sie dachte. Bis heute verstand er nicht, weshalb ihr nichts über Schmuck, Pelze, teure Kleider und Kosmetika gegangen war, alles Dinge, die er für belanglosen Ersatz für das Eigentliche hielt.
    Als er ein Mann geworden war, hatte er gelernt, dass auch andere Frauen Großzügigkeit ausnutzten und immer fordernder wurden, je mehr er mit ihnen teilte oder ihnen schenkte. Eine hatte alles genommen, was er zu bieten hatte, und noch mehr dazu. Dann, als er es am wenigsten erwartete, hatte sie ihm den Laufpass gegeben. Erst danach war ihm klar geworden, dass sie ihn nur als Schachfigur benutzt hatte. Doch aus dieser Erfahrung war er klug geworden. Seitdem verhielt er sich vorsichtiger, aber auch disziplinierter, was nicht hieß, dass er sich aller Vergnügungen enthielt. Im Gegenteil, er wusste das Leben zu genießen, aber so, dass er es später nicht bereuen musste.
    Warum ging Michelle ihm nicht aus dem Sinn? Es konnte doch wohl nichts anderes heißen, als dass er sich noch einmal mit den Skizzen beschäftigen sollte, die er von ihr gemacht hatte. Er ging wieder hinein und nahm sie sich vor. Nein, so gut, wie er gedacht hatte, war Michelle nicht getroffen. Er musste korrigieren. Und schon suchte er sie wieder auf, um die Linie ihrer Schultern zu kontrollieren. Später musste er sie stören, weil er die Form und Größe ihrer Augen noch einmal überprüfen wollte. Sie behauptete zwar, dass es ihr nichts ausmache, und wirkte, als er versprach, sie nun wirklich nicht mehr zu behelligen, sogar traurig und enttäuscht. Aber vielleicht irrte er sich auch, und sie wollte ihm nur zeigen, dass sie ihre Aufgabe, Gästen den Aufenthalt angenehm zu machen, ernst nahm.
    Am späten Nachmittag zog er sich ins Atelier zurück, um mit dem Malen zu beginnen. Der Raum war perfekt dafür. Das Licht war gut, niemand lenkte ihn ab, er hatte genügend Platz, um sich auszubreiten. Doch es half nichts. Ihm fehlte sein Modell. Michelle wieder zu belästigen, verbot er sich. Es gab Grenzen, selbst für ihn.
    Von Unruhe getrieben, schlenderte er zu der offen stehenden Terrassentür und schaute hinaus in den Garten. Die Schatten wurden länger. Vielleicht würde ihm ein Spaziergang guttun. Wieder legte er seine Zeichnungen beiseite und ging hinaus in den Garten.
    Michelle entdeckte er, kaum dass er ins Freie getreten war. Sie stand nur fünfzig Meter vom Atelier entfernt und betrachtete die Blumenbeete. Der auffrischende Wind presste den sommerlich dünnen Stoff des Kleides gegen ihren Körper, sodass sich die Form ihrer Brüste und der Schwung ihrer Hüften abzeichneten. Mit dem geschulten Auge des Kunstkenners und Künstlers nahm er das wahr, doch er vervollständigte in der Fantasie das, was sich seinem Blick jetzt verbarg, aus der Erinnerung heraus: die festen schlanken Schenkel der langen Beine, den Po, dessen Rundung ihn zu

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