Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
Gedanken an Abtreibung gespielt?“
Wieder stiegen ihr die Tränen hoch. „Natürlich. Aber nicht ernsthaft. Ich könnte es niemals über mich bringen.“
Er wandte sich ab und stieß einen Schwall italienischer Worte aus. Dann legte er den Daumen auf die Lippen, als fürchtete er, etwas zu sagen, was sich nicht wiedergutmachen ließ.
„Warum hast du nicht die Nummer angerufen, die ich dir hinterließ?“
Die hatte ihr ein Charmeur gegeben, wohl um sich nicht ganz so schäbig zu fühlen, als er sich auf und davon machte. Gewiss nicht, weil er wirklich gerne angerufen werden wollte. Also antwortete sie nicht.
„Wenn ich mich nicht entschlossen hätte, heute bei dir vorbeizuschauen, als ich in der Nähe war, hättest du also irgendwann mit dem Baby im Arm vor meiner Haustür gestanden, um mir alles heimzuzahlen.“
Er wollte sie nicht verstehen, und sie konnte ihn nicht verstehen. Verzweifelt schlug sie die Hände vor das Gesicht. Die Einsamkeit, die Sorge, auch die physische Belastung der Schwangerschaft, all die Verzweiflung der vergangenen Wochen brachen sich nun Bahn.
Mit einem demonstrativen Seufzer reichte Alessandro ihr sein frisch gebügeltes Taschentuch. Sie putzte sich die Nase. „Es ist alles so traurig“, schluchzte sie.
„Besonders für das Kind. Irgendwann wird es erfahren, dass wir seinetwegen geheiratet haben. Oder willst du ihm erzählen, dass es zu früh geboren wurde?“
„Nein, belügen werde ich es nicht“, sagte sie und bekam einen Schluckauf. „Und zu dir war ich auch immer ehrlich und will es auch jetzt sein. Ich habe versucht, dich anzurufen, nachdem der Schwangerschaftstest positiv war. Doch es gelang nicht, dich ans Telefon zu bekommen. Du hast es mir nicht leicht gemacht.“
Alessandro öffnete den Sicherheitsgurt und stand auf. Während er sich die Beine vertrat, stellte sie wieder fest, wie wenig er dem Künstler ähnelte, der ihr den Kopf verdreht hatte. Sein Anzug, seine Uhr, die Seidenkrawatte, das alles waren Insignien eines erfolgreichen Unternehmers.
Als die Stewardess mit einem Silbertablett erschien, setzte er sich wieder hin. „Du wirst durstig sein“, sagte er.
Sie versuchte, dankbar zu lächeln, als die Stewardess ihr ein Glas Wasser servierte. Wie ganz anders war es gewesen, als Alessandro ihr auf der nächtlichen Terrasse Champagner eingegossen und am Morgen das Frühstück zubereitet hatte. Und doch war er irgendwann auf und davon gegangen. Wie sollte sie diesem Mann noch trauen?
7. KAPITEL
Dass der Unternehmenschef von Castiglione seinem Herzen und nicht seinem Verstand folgte, ließ Alessandro nicht einmal als Vorstellung gelten. Ihn beschäftigte immer noch, dass ihn einer der Reporter mit seinem Vater verglichen hatte. Er konnte so etwas nicht ausstehen. Sein Vater hatte das traditionsreiche Familienunternehmen vernachlässigt und an den Rand des Ruins gebracht. Alessandro war stolz darauf, daraus inzwischen einen internationalen Konzern gemacht zu haben.
Vor allem an schöne Frauen und das süße Leben hatte Sandro Castiglione Zeit und Energie vergeudet, die er besser in seinen Kunsthandel gesteckt hätte. Ähnlich hatten sich auch andere Verwandte verhalten, die das Unternehmen als ihre Pfründe betrachteten. Alessandro verachtete sie alle und besonders seinen treulosen Vater, der Arbeit höchstens als Ablenkung von seinem aufwendigen Liebesleben betrieben hatte. Frauen hielt er für eine Art Besitz, den er abstoßen konnte, sobald er dessen überdrüssig geworden war.
Alessandro war nicht prüde. Auch er hatte Affären, doch nur mit Frauen, die Verständnis für seinen Lebensstil zeigten und sich nicht zwischen ihn und seine Arbeit drängten. Frauen, die wussten, worauf sie sich mit ihm einließen. Keiner von ihnen hatte er das Herz gebrochen, und bis auf die eine hatte ihn keine gekränkt. Wenn er an Bindung gedacht hatte, dann höchstens an eine Tochter aus alter einflussreicher toskanischer Familie.
Bis die kleine Engländerin in sein Leben getreten war. Sie hatte Haare wie caramello , ein Lachen, das ihm zu Herzen ging. Ihre Natürlichkeit ließ ihn vergessen, woher er kam und wohin er noch gehen wollte. Als er sie bei seiner Ankunft auf „Jolie Fleur“ sah, hatte er einfach die Zeit und den Alltag vergessen. Ohne Druck und Verpflichtung hatte er mit ihr den Urlaub vom Leben genossen. Nicht ein einziges Mal hatte er während des Aufenthalts dort an sein Unternehmen gedacht. Es waren perfekte Sommerferien gewesen, nicht mehr und nicht
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