Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
Schlüssel?“
Draußen vor der Galerie bahnte sich ein Hüne von Mann seinen Weg durch die Menge. Was hatte er vor? Ein Fotograf schien er nicht zu sein. Unkonzentriert und halbherzig suchte Michelle in ihrer Handtasche und fand den Schlüssel nicht. Sie suchte zum zweiten Mal, diesmal mit mehr Disziplin.
„Na endlich.“ Er zog sie zur Tür. „Und überlass mir das Beantworten der Fragen, ja?“ Sein Akzent war viel stärker als sonst. Offenbar stand er unter Druck.
Der Hüne öffnete von außen die Tür und ließ sie hinaus. Schweigend drückte Alessandro ihm den Haustürschlüssel für Rose Cottage in die Hand. Dann legte er ihr den Arm um die Schulter. „Bleib dicht an meiner Seite, bis wir den Wagen erreichen. Und versuch, glücklich zu lächeln. Für die Kameras“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie versuchte es zumindest, während die zurückweichenden Fotografen ihre Kameras zückten. Doch statt sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, blieb Alessandro stehen und hob die Hand.
„Ladies und Gentlemen, ich muss Sie an unsere Vereinbarung erinnern. Sie bekommen ein Bild von uns. Und dann lassen Sie uns unbehelligt abziehen. Okay?“
Ehe Michelle begriff, wie ihr geschah, zog er sie in die Arme und küsste sie mit inbrünstiger Leidenschaft.
Sie standen im Blitzlichtgewitter, doch das war ihr egal, denn sein Kuss fühlte sich an wie damals. Deshalb schlang sie ihm die Arme um den Hals und spielte mit. Sie erkannte seinen Duft wieder, den Druck seines Körpers. Doch als er sie damals im Garten zum ersten Mal küsste, hatten seine Augen zu ihr gesprochen, und seine Hände waren zärtlich und nicht besitzergreifend gewesen.
So überraschend wie er den Kuss begonnen hatte, so plötzlich beendete er ihn. „Das war’s.“
Nur sie hatte es hören können, und die Bemerkung traf sie bis ins Herz. Dann wandte er sich lächelnd an die Menge. „Wer von Ihnen nicht schnell genug war, hat die einzige Gelegenheit verpasst.“
Michelle öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch Alessandro warf ihr einen so harten Blick zu, dass sie die Lippen gleich wieder schloss. Alles ging schnell und blieb von anderen unbemerkt, doch dieser schreckliche Blick hatte sich in ihr Innerstes eingebrannt.
Für die Journalisten lächelte er nun wieder, nahm sie bei den Schultern und schob sie vorwärts zum Wagen. Es war der blaue, den sie schon am frühen Morgen bemerkt hatte.
Währenddessen wurden sie von den Reportern mit Fragen bombardiert. Auf dem Marktplatz tauchten immer mehr Wagen auf. Auch Transporter mit Satellitenantennen waren darunter, als ginge das Geschehen die ganze Welt etwas an.
Michelle fühlte sich bedrängt und hätte Hilfe gebraucht. Doch von Alessandro erwartete sie keine. Vorhin war er wenigstens noch wütend und verärgert gewesen. Nun zeigte er gar keine Gefühle mehr. Das strahlende Lächeln, mit dem er die Fragen der Reporter beantwortete, war aufgesetzt. Auf Michelle wirkte er eiskalt und berechnend. Dieser Alessandro flößte ihr Angst ein. Er hielt ihre Hand so fest, dass es fast schmerzte, sein Gesicht war bleich, aber er sprach vollkommen gelassen.
„Gentlemen, bitte belästigen Sie meine Verlobte nicht weiter.“
„Verlobte? Aber davon wissen wir noch gar nichts.“
Ein Raunen ging durch die Menge.
Alessandro lachte auf. „Freut mich, Ihnen einmal eine richtige Überraschung bereitet zu haben.“
„Heißt das, Sie wollen allen anderen schönen Frauen entsagen?“, fragte jemand frech.
„Was soll diese Frage?“ Für einen Moment blitzte Ärger in Alessandros Augen auf. „Das wäre eine Frage an meinen Vater gewesen. Doch der ist tot, und wir beide haben und hatten nie Ähnlichkeit miteinander.“
„Was sagt denn der Rest der Familie Castiglione zu Ihrer plötzlichen Verlobung?“
„Kein Kommentar!“
Sie hatten den Wagen erreicht, ein uniformierter Chauffeur öffnete die Tür. Michelle zögerte einzusteigen, doch Alessandro nötigte sie. Wie eine Gefangene kam sie sich vor. Draußen hatten sich zwischen die Reporter nun auch Schaulustige gemischt, sodass an Flucht gar nicht zu denken war. Da schlug auch schon die Tür hinter ihr zu, und Alessandro stieg auf der anderen Seite ein. Als Erstes drückte er auf einen Knopf. Sofort wurden die Scheiben undurchsichtig. Sie musste nicht mehr in die neugierigen grinsenden Gesichter schauen. Als auch der Chauffeur Platz genommen hatte, ließ er eine Trennwand hochfahren, sodass sie allein waren.
Michelle versuchte, ihrer Panik Herr zu
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