Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
werden. Was er im Sinn führte, als er an diesem Morgen aus heiterem Himmel bei ihr aufgekreuzt war, wusste sie noch immer nicht. Aber das, was jetzt geschah, verdankte sie der Neuigkeit, die sie ihm hatte erzählen müssen. Als wenn ihr Leben nicht schon genug aus den Fugen geraten wäre! Nun entwickelte es sich zu einem Albtraum.
„Wie kommst du dazu, mich vor diesen Leuten als deine Verlobte zu bezeichnen?“
„Weil das die beste Lösung ist.“
Vor Wochen hätte sie diese Bemerkung glücklich gemacht. Doch so kühl und alles andere als romantisch vorgebracht, verursachte sie ihr einen kalten Schauer auf der Haut.
„Habe ich nicht wenigstens ein Mitspracherecht, Alessandro?“
Er schnaubte verächtlich. „Damals hättest du ehrlich sein und Nein sagen können, dann wäre all das hier nicht passiert.“
Dass er den schönsten und wichtigsten Moment ihres Lebens derart herabsetzte, schmerzte entsetzlich. „Ich sollte es bedauern?“
„Kommt darauf an, was du dir davon versprochen hast. Das musst du mit dir selbst abmachen. Jedenfalls regele ich das Ganze jetzt auf meine Weise.“
Michelle kamen die Tränen. Sie schaute auf ihre Hände und antwortete nicht. Was gab es für ihn zu regeln? Dachte er etwa, sie zu einer Abtreibung bewegen zu können? Das kam überhaupt nicht infrage. Sie ließ sich zurücksinken und schloss die Augen.
Während der Fahrt zum Flughafen schwiegen sie. Erst als alle Formalitäten erledigt waren, sie in seinem Privatflugzeug saßen und die Crew sich zurückgezogen hatte, sprach er wieder.
„Nachdem dir zwei Mal schlecht geworden ist, muss ich wohl annehmen, dass du wirklich ein Kind von mir erwartest, oder?“
Michelle hob den Kopf und sah ihm an, dass ihn diese Frage gequält hatte.
„Ja, das tue ich, Alessandro. Warum hätte ich dich anlügen sollen?“
„Du wärst nicht die erste Frau, die versucht, sich durch Lügen Vorteile zu verschaffen.“
Das war zu viel. Mit einem Mal wurde sie ruhig und gefasst, ja geradezu kalt kam sie sich vor. So kalt, wie er aussah. „Warum du mir gegenüber so misstrauisch bist, verstehe ich nicht. Habe ich dir einen Grund dazu gegeben?“
„Ich muss dich heiraten. Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“
Michelle schaute ihn entgeistert an. „Das kann nicht dein Ernst sein. Eine Ehe basiert auf Liebe, Vertrauen und Verständnis. Davon ist bei uns nicht die Rede.“
Er schüttelte unwirsch den Kopf. „Egal. Es gibt keine Alternative. Mein Kind wird nicht unehelich geboren. Das wäre genau das, worauf sich die Medien stürzen würden. Ich will dich nicht mit all den unangenehmen Geschichten langweilen, die mir schon widerfahren sind. Ich möchte nur eins von dir wissen.“ Er sah sie mit glühenden Augen an. „Wenn ich heute nicht zu dir gekommen wäre, Michelle, hättest du dich an die Presse gewandt, bevor du mit mir gesprochen hättest?“
Das war mehr als eine Frage. Dahinter stand eine Anklage. Wie sollte sie darauf reagieren? Ihm etwa alles erzählen? Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie allein bleiben würde mit ihrem Baby und – ihren Erinnerungen. Kein Wort kam ihr über die Lippen.
Doch Alessandro ließ sie nicht in Ruhe.
„Warum hast du dich nicht umgehend an mich gewandt?“, drang er weiter in sie.
Schweigend schaute Michelle aus dem Fenster, lauschte dem Aufheulen der Triebwerke und konzentrierte sich auf die Beschleunigung des Flugzeugs. Erst als es vom Boden abgehoben und Höhe gewonnen hatte, flossen mit den Tränen auch die Worte aus ihr heraus.
„Wie denn?“, schluchzte sie leise. „Du warst verschwunden. Ich hatte dich überall auf ‚Jolie Fleur‘ gesucht. Erst wartete ich darauf, dass du zurückkehrst. Dann gab ich die Hoffnung auf. Daran änderte sich auch nichts, als ich von der Schwangerschaft erfuhr. Nachdem mir klar geworden war, dass dir unsere schöne Zeit nichts bedeutet hat, konnte ich wohl kaum damit rechnen, dass du meinem Kind ein guter Vater sein würdest.“
Als sie ihn endlich ansah, hatte er sich schon abgewandt und saß mit zusammengepressten Lippen in Gedanken versunken da. Mit einem Mal war es ihr egal, was er von ihr dachte. Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Für sie zählte nur noch das Baby, und sie bezweifelte immer noch, dass er ein guter Vater werden könnte. Deshalb sollte er sich nur nicht einbilden, dass sie ihn heiraten würde.
„Verstehe. Aber nun bin ich da.“ Er wiegte den Kopf, und seine Gesichtsmuskeln entspannten sich sichtlich. „Hast du mit dem
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