Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
sprühten vor Zorn, doch Michelle wollte sich nicht einschüchtern lassen.
„Ich bin die Mutter. Mütter haben auch Rechte“, sagte sie und legte die Hand auf ihren Bauch.
„Ohne die Großzügigkeit meiner Stiftung hättest du weder Arbeit noch einen festen Wohnsitz. Die Voraussetzung für die Pacht von Rose Cottage und der Galerie war Vertrauenswürdigkeit. Doch du hast mir die Vaterschaft verheimlicht. Wenn die Presse vermutet, dass du Arbeit und Dach über dem Kopf durch Erpressung bekommen hast, wirst du beides verlieren. Und kein Familiengericht der Welt spricht einer arbeits- und wohnungslosen Mutter das Kind zu, wenn der wohlhabende Vater bereit ist, für es zu sorgen.“
Natürlich wollte Michelle nicht, dass ihr Kind unter so erbärmlichen Verhältnissen aufwuchs wie sie selbst. Aber sie wollte sich von seinem Vater nicht in die Enge treiben lassen.
„Alessandro, sei doch vernünftig. Wie kann ich mit dir unter einem Dach leben, geschweige dich heiraten, wenn du mir nichts als Vorwürfe machst? Das ist doch keine Basis für eine Beziehung. Solange du dich taub gegen die Wahrheit stellst, hat es keinen Sinn, Zeit miteinander zu verbringen.“
„An einer Beziehung zu dir bin ich nicht interessiert, Michelle. Doch wir sollten uns zusammenschließen. Hast du die Belagerung der Galerie durch die Medien schon vergessen? Glaubst du wirklich, du könntest dort in Frieden leben? Und in Italien wäre es noch weitaus schlimmer, denn dort bin ich zu Hause. Nur auf meinem Anwesen in der Toskana bist du sicher. Dorthin haben sich die Paparazzi noch nie gewagt. Ich weiß nicht, wie sie mit einer Frau verfahren, der ich meinen Schutz entzogen habe.“
Das war eine Drohung. Kühl und gelassen ausgestoßen.
„So interessant bin ich nun auch wieder nicht. Sie werden mich bereits vergessen haben und einer anderen Sensation auf der Spur sein.“
„Nein.“ Er setzte mit Schwung sein Glas ab und schüttelte den Kopf.
Michelle begann zu frieren.
„Wenn ein Mitglied der Familie Castiglione im Mittelpunkt eines Dramas steht, lässt die Presse nicht locker. Seit zwei Jahren führe ich das Familiengeschäft. Ich! Aus der lächerlichen Klitsche habe ich ein respektables Unternehmen gemacht. In meinem Land ist alles, was ich tue, eine Nachricht wert. Gute Nachrichten sind gut für die Bilanzen. Deshalb werde ich die Arbeitsplätze meiner Angestellten nicht gefährden, weil die Presse deinen Fall zu einem Skandal aufbläst.“
Er senkte die Stimme. „Solltest du also auf die Idee kommen, nach der Landung eine Szene zu machen oder meinen Schutz abzulehnen, dann garantiere ich dir, dass man dich von nun an überallhin verfolgt und nicht mehr in Ruhe lässt.“
Das war das Letzte, was Michelle wollte, sich in die Klauen der Medien begeben. Gab es denn keinen Platz auf der Welt, wohin sie mit ihrem Baby fliehen konnte?
Nach der Landung waren die Formalitäten rasch erledigt.
„Wo ist mein Gepäck?“, fragte Michelle.
Alessandro lächelte spöttisch. „Darum musst du dich nicht kümmern. Das wird von anderen erledigt. Du bist keine Haushälterin mehr, Michelle.“ Fest packte er sie am Ellbogen und führte sie zu einem inoffiziellen Ausgang. „Denk nicht mehr daran, und konzentriere dich darauf zu lächeln. Es könnte sein, dass Kameras auf uns gerichtet sind.“
Draußen glänzte sein schwarzer Sportwagen in der Sonne. Er fuhr leidenschaftlich gern selbst und ließ ihn sich immer bringen, wenn er von einer Geschäftsreise zurückkam. Erst nachdem er Michelle beim Einsteigen geholfen hatte, setzte er sich ans Steuer. „Siehst du den Fotografen dort drüben?“, sagte er und seufzte. „Und wo einer ist, da sind auch andere.“
Im Slalom umfuhr er die Leute, die auf die Fahrbahn gelaufen kamen. „So“, er drückte einen Schalter. „Nun können sie uns von außen nicht mehr sehen.“
Michelle war froh darüber. Doch als sie ihre Verfolger abgehängt hatten, störten sie die getönten Scheiben. Sie öffnete das Seitenfenster.
„Soll ich nicht lieber die Klimaanlage einschalten?“, fragte Alessandro, als warme trockne Luft hereinwehte.
„Ich möchte nach draußen schauen“, sagte sie. „Es ist so schön hier.“ Die abgeernteten Felder leuchteten in verschiedenen Goldtönen unter dem blauen Himmel.
„Ja, es ist schwer, diese Landschaft nicht zu lieben“, sagte er in ironischem Tonfall.
Er fuhr geschmeidig, schnell und mit einer Gelassenheit, der man die Konzentration nicht anmerkte. Und wieder konnte
Weitere Kostenlose Bücher