Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
dienen.“ Sein Gesicht entspannte sich zu einem Lächeln. „Du hast die Wahl zwischen indischen, chinesischen und allen möglichen anderen exotischen Sorten. In welche Richtung soll ich weitersuchen?“
„Lass mich nachdenken.“ Sie kicherte, hob die Hände und ließ sie auf die Sessellehne fallen. „Ich glaube, ich möchte …“
Dann wurde es still. Nur die Holzscheite knackten im Feuer. Und plötzlich wusste sie genau, was sie haben wollte. Alessandros Augen sagten ihr, dass er es auch wollte.
„Die Auswahl des Tees überlasse ich dir“, sagte sie schnell.
Er nickte, zögerte einen Moment und ging dann hinüber zum Haustelefon. Kurz darauf wurde ein Tablett mit Getränken und Gebäck gebracht.
„Deine Leute verwöhnen dich“, sagte Michelle, als sie wieder allein waren.
„Ja. Und sie wissen, dass ich Qualität der Quantität vorziehe.“ Er goss ein und reichte ihr die Tasse.
Auch durch solche Überlegungen unterschied er sich von vielen anderen Menschen. Michelle goss nachdenklich Milch in ihren Tee. Während sie umrührte, betrachtete sie den Teller mit petit fours , kleinen biscotti und Nüssen so interessiert, als hätte sie seit Stunden nichts mehr zu sich genommen.
„Greif zu“, ermunterte er sie und mischte sich einen Drink. „Du musst dich nicht höflich zurückhalten.“
Sie steckte sich ein kleines dreieckiges Stückchen Rührkuchen mit Zitronenguss in den Mund, das kaum größer als ein Daumennagel war, dann eine köstlich gewürzte Mandel.
„Nimm dir ruhig noch mehr“, überredete er sie. „Das ist alles für dich.“
„Was für eine verführerische Zusammenstellung …“ Jetzt war sie neugierig auf das Baiserstückchen mit Walderdbeere.
„Alle Zutaten kommen aus eigener Ernte“, sagte Alessandro. „Was immer du dir in den Mund steckst, ist gut für dich.“
„Daran zweifele ich nicht“
Michelle legte sich keinen Zwang mehr an. Bald war der Teller leer.
Das knisternde Feuer wärmte, ihr Körper entspannte sich in dem bequemen Sessel. Ihr fielen die Augen zu.
„Geht es dir jetzt besser?“
Sie schrak auf und wollte sich erheben. Doch er machte eine beruhigende Handbewegung.
„Lass dir Zeit. Darf es noch eine Tasse Tee sein?“
„Ja, gern.“ Michelle griff gleichzeitig mit Alessandro nach der Kanne.
Erst berührten sie sich aus Versehen, und Michelle wollte ihre Hand schon zurückziehen, doch er hielt sie fest und drückte sie. Was wollte er ihr damit sagen? Sie hielt still, aus Angst, den Zauber zu zerstören, der sie umfing. Dann beugte er sich vor und lehnte seine Stirn gegen ihre.
Endlich. Danach hatte sie sich den ganzen Tag gesehnt, und nun durfte sie ihrer Sehnsucht nachgeben. Sie ließ sich an seine Brust sinken, und er schloss sie in die Arme. Als er ihre Wange streichelte, ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf. Sie hob den Kopf und empfing seinen Kuss mit bedingungsloser Hingabe.
10. KAPITEL
Am Morgen hatte Alessandro nur sein Vergnügen im Sinn gehabt, als er Michelle in England aufsuchte. Die Nachricht von ihrer Schwangerschaft hatte ihm dann den Übermut gründlich ausgetrieben. Seitdem war nur noch eins wichtig: für die glückliche Zukunft seines Kindes zu sorgen. Das war seine Pflicht. Aber weshalb empfand er Freude daran, sie zu erfüllen?
Es lag an Michelle. Die Rundung ihrer Wangen, ihr schimmerndes Haar, ihre zarte Haut – alles an ihr verlangte danach, von ihm berührt zu werden. Nachdem sie sich im Sessel zusammengerollt hatte, so blass und verletzlich, hatte er schon geahnt, dass es mit seiner Selbstkontrolle bald zu Ende ging. Sie im Arm zu halten und ihre Sinne zu erwecken schien ihm das Natürlichste auf der Welt zu sein.
Er versuchte, sie weniger heftig und langsamer zu küssen, doch sein Verlangen nach ihr hatte er zu lange unterdrückt und konnte es jetzt kaum noch zügeln. Zumal Michelle es ihm schwer machte. Sie zitterte unter seinen Händen. Sie brodelte vor Begehren, das spürte er. Es war wundervoll.
Als er ihr Gesicht mit Küssen bedeckte, klammerte sie sich an seine Schultern, legte den Kopf in den Nacken und stöhnte. Da beugte er sich wieder über ihre einladenden Lippen. Doch obwohl jede ihrer Reaktionen wie ein Aphrodisiakum auf ihn wirkte, konnte er nicht aufhören zu denken. Das war der Preis seines Erfolges.
Aber auch das Geheimnis seines Erfolgs. Er fiel nicht auf Freundlichkeiten und Schmeicheleien herein. Dazu fehlte ihm die Eitelkeit. Sein unbestechlicher Verstand fand meist rasch heraus, was sich andere
Weitere Kostenlose Bücher