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Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur

Titel: Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Hollis
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verspätete Feldarbeiter geraten in mein Blickfeld. Ein paar Worte dringen zu mir herauf. Und schon sind die Leute wieder ihrer Wege gegangen. Was sie bewegt und was sie tun, ist ihre Sache. Mich betrifft es nicht.“ Er legte die Hände auf die Balustrade. „Nur wenn es um Geld geht, wenden sie sich an mich.“
    Ihr fiel wieder auf, mit welch merkwürdiger Mischung aus Langeweile und Stolz er das Thema Geld gestreift hatte. Doch weitaus bemerkenswerter fand sie, dass er offenbar gern aus der Ferne Menschen beobachtete. Das hätte sie bei ihm nicht vermutet. Sie selbst fand großen Gefallen daran, aber dass er, ein so erfolgreicher Geschäftsmann, der sich ständig mit Menschen auseinandersetzen musste, daran Freude hatte, überraschte und faszinierte sie.
    „Ja, das ist schön.“ Sie lächelte und entspannte sich. „Einen Moment lang stellt man zu anderen eine fast intime Beziehung her, ohne dass daraus Erwartungen entstehen. Denn sie wissen ja nicht, dass man überhaupt da ist. Hier oben hast du das perfekte Versteck. So eines hätte ich in England auch gerne gehabt.“
    „Warum hättest du dich verstecken wollen?“, fragte er neugierig.
    „Oh, im Hintergrund habe ich mich schon immer am wohlsten gefühlt. Am liebsten wäre ich unsichtbar gewesen.“
    Er schwieg eine Weile. Dann sagte er: „Na, wenigstens hattest du die Chance dazu.“
    Michelle lachte auf.
    „Wenn du wüsstest! Seit ich laufen konnte, meldete meine Mutter mich zum jährlichen Miss-Bubbles-Wettbewerb an.“
    „Miss Bubbles?“ Alessandro sah sie an, als käme sie von einem anderen Stern.
    „Das ist eine landesweit ausgeschriebene Schönheitskonkurrenz unter Kindern, die ein britischer Seifenhersteller ausschreibt. Das Gesicht der Gewinnerin wird ein Jahr lang auf Verpackungen abgedruckt. Außerdem erhält sie von allen Produkten des Unternehmens so viele Kilos, wie sie selbst wiegt.“
    Er versuchte, beeindruckt auszusehen. Doch sie merkte, dass er sich heimlich über sie amüsierte. Alle hatten das immer getan. Vor allem die Juroren.
    „Hast du gewonnen?“
    „Kein einziges Mal. Meine Mutter investierte völlig umsonst in Haarspray, Ballettstunden und Sprechunterricht. Trotzdem fehlte es mir an Schönheit, Anmut und Schlagfertigkeit. Ich war immer nur eine Enttäuschung für sie. Von Anfang an. Sie hatte sich ein Anziehpüppchen gewünscht und bekam stattdessen – mich“, sagte Michelle und breitete die Arme aus.
    Alessandro schüttelte den Kopf. „Was du da treibst, nennt man bei euch wohl ‚fishing for compliments‘.“
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu.
    „Ach, komm, Michelle. Willst du mir weismachen, dass es so schlimm war, gehegt und gepflegt zu werden?“
    Sie nickte. „Doch, es war schlimm. Mich zu präsentieren und auszustellen war das Hobby meiner Mutter. Das hat mich noch schüchterner gemacht, als ich ohnehin war. Später, nach dem frühen Tod meines Vaters, an den ich sehr wenige Erinnerungen habe, klagten die Lehrer, dass ich nur selten den Mund aufmache. So schrumpfte ich in den Augen meiner Mutter zu einer Null zusammen. Meine künstlerische Begabung zählte für sie nicht, und mein Interesse an Kunst störte sie. Als ich mit der Schule fertig war, redete sie mir ein, ich sei zu nichts als zum Putzen geeignet. Also wurden wir ein Arbeitsteam, das heißt, sie wurde meine Chefin.“
    „Dann hast du also nicht lange im Rampenlicht gestanden.“
    „Du glaubst nicht, wie froh ich darüber war.“ Sie seufzte. „Obwohl mich die abfälligen Reden meiner Mutter doch kränkten. ‚Je älter sie werden, desto weniger niedlich sehen sie aus‘, war einer ihrer Lieblingssprüche.“
    Sie lachte. Doch Alessandro Lächeln erstarb.
    „Was für ein Unsinn! Für mich bist du immer noch niedlich genug.“ Er strich mit der Hand über das Geländer der Balustrade. „ Li ho mancati, Michelle .“
    „Italienisch verstehe ich nicht“, erinnerte sie ihn. „Du wolltest mir doch einen Lehrer besorgen, damit ich es lerne.“
    Er musste lachen. „Natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen?“
    „Und? Was hast du mir eben sagen wollen?“
    „Ich mag mich nicht wiederholen. Je schneller du die Landessprache lernst, desto besser. Zeit genug hast du dafür, denn ich bin oft fort, und du hast sonst keinerlei Pflichten hier. Vielleicht spornt dich das an, mich zu überraschen.“
    So also sah eine Vernunftehe mit Alessandro aus! Er traf die Entscheidungen, sie führte sie aus. Er reiste in der Welt herum, sie blieb in seinem

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