Sueße Verfuehrung an der Cote d'Azur
den Versprechungen des Mannes zu glauben begann, der sie schon einmal verlassen hatte.
Was ihre Mutter wohl dazu gesagt hätte? Die Frage quälte sie. Doch sie konnte unmöglich mit Alessandro darüber sprechen.
Plötzlich wurde ihr klar, dass sie mit ihm über gar nichts mehr sprechen konnte. Er füllte nicht nur ihre Gedanken aus, sondern nahm auch die Aufmerksamkeit ihrer Sinne in Anspruch. Als er ihre Brust streichelte, löste sich alles, was sie gequält hatte, in Wohlgefallen auf. Durch den Stoff ihres T-Shirts hindurch fühlte sie den feuchtwarmen Hauch seiner Lippen. Wenn er nicht gleich damit aufhörte, wäre sie wieder verloren.
„Michelle …“, flüsterte er. „Du brauchst dich nicht länger zu verleugnen … Nur wenn du wirklich nicht willst …“
Wollte sie oder wollte sie nicht? Das Erlebnis im Sommer stand ihr wieder vor Augen. So süß, so wunderbar, so einzigartig. Was hielt sie davon ab, es zu wiederholen? Diesmal versprach es sogar, noch schöner zu werden. Alessandro wollte sie heiraten. In sein Zuhause, in das Zentrum seines Lebens, hatte er sie schon mitgenommen. Wenn sie hier akzeptiert wurde, dann könnte sie vielleicht irgendwann bis zu seinem Herzen vordringen. Warum nicht gleich damit beginnen, nach dem Glück zu greifen und das mit ihm zu teilen, was sie im Sommer miteinander geteilt hatten …
Doch ihr wurde plötzlich kalt. Was hatte Alessandro ihr denn versprochen? Ein sorgloses Luxusleben. Als Gegenleistung für die gemeinsame Erziehung ihres Kindes. Von Romantik oder Liebe war nie die Rede gewesen. Das Gegenteil eines gemeinsamen Lebens hatte er ihr angeboten. Sie würde allein sein an seiner Seite. Nein, sogar einsam.
Die letzten Monate waren hart gewesen, doch sie hatte ihr Alleinsein auch als Unabhängigkeit erlebt und daraus etwas gemacht. In Zukunft würde Alessandro ihr Leben bestimmen. Nach Italien und in sein Haus hatte er sie schon verschleppt. Nur weil er es so wollte, war sie jetzt hier. Sie würde dort schlafen, wohin er sie bettete, und essen, was er ihr vorsetzte. Panik ergriff sie, Angst, sich aufgeben zu müssen und quasi von ihm aufgesaugt zu werden. Sie wollte ihm nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein.
Alessandro wusste sich ihren Körper gefügig zu machen. Sie musste ihn aufhalten, ehe sie den Verstand verlor und ihr Widerstand erlosch.
„Nein, Alessandro. Es geht nicht.“
Sie stemmte sich gegen ihn und stieß ihn fort. Wenn sie ihre Gefühle, auch die zwiespältigen, verleugnete, würde ihm das noch mehr Macht über sie geben.
„Ich kann ohne Liebe nicht heiraten, Alessandro.“
Verblüfft sah er sie an. „Warum nicht?“
Wie konnte er so unbekümmert nachfragen, wenn er es doch wissen müsste?
„Weil es nicht richtig ist.“
„Unsinn!“ Er schüttelte verärgert den Kopf. „Es ist die einzig sinnvolle Lösung unserer Probleme. Unser Baby profitiert davon. Das Unternehmen, dieses schöne alte Haus wird an die nächste Generation meiner Familie weitergegeben.“
Das war offenbar alles, was für ihn zählte. Er meinte es wirklich ernst. Die Tradition war das Wichtigste für ihn, und auch seinen Stolz kannte sie inzwischen. Wenn sie ablehnte, ihn zu heiraten, würde er das als Strich durch seine Rechnung und als tiefe Beleidigung empfinden. Das bedeutete: Abbruch der Beziehung für immer.
Sie dachte an ihr ungeborenes Kind, das seinen Vater nie kennenlernen und nie seinen Schutz genießen würde, nur weil seine Mutter zu viele Skrupel gehabt hatte.
„Halten die Castigliones es seit Jahrhunderten so?“, fragte sie. „Sie wählen ihre Frauen nach handfesten praktischen Erwägungen aus und heiraten nicht aus Liebe?“
„ Certo .“ Alexander nickte zufrieden. „Gibt es etwas Vernünftigeres? Du lebst hier als meine Frau, beaufsichtigst die Erziehung meiner Kinder. Und alle sind glücklich.“
Was hatte er da gesagt?
„Du möchtest also noch mehr Kinder haben?“ Sie strich über ihren Bauch. „Ich bin noch damit beschäftigt, dieses hier auszutragen.“
„Mach dir keine Sorgen. Du wirst keine Arbeit damit haben. Das Personal kümmert sich um alles“, murmelte Alessandro. „Es geht doch vor allem um deine Anwesenheit hier. Du wirst der Mittelpunkt, das Herz dieses Hauses sein. Ich möchte, dass du hier bist. Rund um die Uhr. Jeden Tag des Jahres.“
Sie seufzte. „Was wirst du tun, während ich hier die Bienenkönigin spiele?“
„Arbeiten, natürlich.“
„Wo denn? In deinem Büro in Florenz?“
„Schon
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