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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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bis sie in einer heimeligen Nische aus Palmen landeten, von der aus
    man den Saal gut übersehen konnte, ohne selbst sofort bemerkt zu werden.
    „Du bleibst in jedem Fall hier!“, kam es befehlend von ihrem Vetter. „Sollten wir
    Lady Melinda nicht sofort entdecken, dann gehe ich allein auf die Suche nach ihr. Und
    wehe, ich sehe dich irgendwo da draußen!“
    „Schon gut.“ Sophie war besorgter, als sie Henry gegenüber zeigte, und sie hatte
    nicht die Absicht, sich unter die Feiernden zu mengen. Vor allem, als sie sah, wie ein
    junger Dandy, der ähnlich gekleidet war wie sie, von drei busenfreien Damen in eine
    Ecke gedrängt wurde. Es schien ihm zwar zu gefallen, aber als die Frauen ihn langsam
    aus der Kleidung zu schälen begannen, erschrak Sophie. So etwas wäre für sie nicht
    nur peinlich, sondern katastrophal. Sie wandte sich von der kleinen Gruppe ab und
    musterte die anderen Gäste. Edward war groß, es konnte nicht schwer sein, ihn
    auszumachen, wenn er sich hier im Ballsaal befand. Falls nicht, so musste Sophie
    andere Mittel und Wege finden, ihn aufzustöbern. Vielleicht konnte ja wirklich seine
    Schwester dabei helfen.
    So wie beim letzten Mal gingen Diener mit Getränken im Saal umher, und Sophie
    griff nach einem Glas und leerte es in einem Zug. Das prickelnde, gekühlte Getränk tat
    gut. Auch die Kapelle war wieder da. Sie spielte fröhliche Weisen, während Henry

    langsam durch den Saal schlenderte und beiläufig in die verschiedenen Nischen
    spähte. Als er wieder zurückkam, schüttelte er den Kopf. „Sie ist nicht hier im Saal.
    Das heißt aber nicht, dass sie nicht schon anwesend ist. Vielleicht befindet sie sich in
    einem der anderen Salons. Oder in einem der Gästezimmer.“
    „Dann müssen wir dort suchen!“
    „Nein, das werden wir nicht! Ich bin froh, dass du hier einigermaßen sicher bist!“
    Sophie spähte über Henrys Schulter. „Wie sieht Lady Melinda denn aus?“
    „Sie ist ziemlich groß. So groß wie ich.“
    „Du bist doch nicht groß.“
    „Ich bin …“, begann Henry erbittert, unterbrach sich dann jedoch seufzend und
    suchte weiter.
    * * *
    Der schmale, gangförmige Raum, dessen Wand die ganze Länge des Ballsaals
    einnahm, war zu den Zeiten von Sophies Großeltern von Bediensteten benutzt worden,
    die bei Festen hier unauffällig und geschäftig hin und her eilen konnten, ohne die
    Halle oder den Saal zu betreten. Aber nun war dieser versteckte Durchgang schon seit
    vielen Jahren nicht mehr begangen worden, und keiner, der das Haus nicht wie
    Jonathan Hendricks von oben bis unten durchstöbert hatte, wusste überhaupt davon.
    Jonathan hatte damit den anderen Mitgliedern seiner Bande gegenüber einen
    Wissensvorsprung, den er auch weidlich ausnutzte. Dieser Raum hatte nämlich eine
    höchst nützliche Besonderheit, die darin bestand, dass er zwei von außen durch
    Wandfresken kaschierte Gucklöcher aufwies, durch die man den daneben liegenden
    Saal bequem beobachten konnte.
    Diese Spionagelöcher hatten dem derzeitigen Mieter bereits gute Dienste geleistet,
    wenn es darum ging, gewisse Gäste zu bespitzeln. Und auch jetzt stand Jonathan bei
    einem der Gucklöcher und sah aufmerksam hindurch, während Edward an einem Tisch
    saß und seine Pistole prüfte. Sie hatten den Hinweis bekommen, dass der
    geheimnisvolle Schmuggleranführer, der Mann im Hintergrund, der die Fäden zog,
    heute zum Fest kommen wollte.
    Da Melinda auf den ersten Brief keine Reaktion gezeigt hatte, war nun ein zweiter
    eingetroffen, der noch mehr Druck machte. Der Schreiber versuchte sie mit ihrem
    Verhältnis zu Jonathan und ihrer Teilnahme an dessen Festen zu erpressen. Edward
    hatte entschieden, dass Melinda zum Schein darauf eingehen sollte. Wenn der
    geheimnisvolle Bandenführer tatsächlich persönlich auftauchte, um im Schutz der
    Gäste mit Melinda zu sprechen, so war dies die Gelegenheit, auf die sie schon lange
    gewartet hatten. Smiley und seine Leute standen schon bereit, um ihn danach zu
    verfolgen. Jonathan war dagegen gewesen, Melinda als Lockvogel zu verwenden, aber
    Edward hielt die Gefahr, in der seine Schwester schwebte, für akzeptabel. Sie wurde
    gut bewacht, und der Schmuggler hatte kein Interesse daran, ihr etwas anzutun.
    Edward legte die Pistole vor sich auf den Tisch und nahm eine zweite zur Hand. Er
    sah zu Jonathan hinüber. „Ist schon jemand gekommen, der verdächtig wirkt?“
    Jonathan äugte angestrengt durch das Guckloch. Er hatte dieses Mal auf jegliche
    Verkleidung verzichtet. Das

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