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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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sich zu beruhigen, aber dann raffte sie sich auf,
    kühlte ihre verweinten Augen und sandte Vetter Henry eine Nachricht. Ihn selbst bei
    Tante Elisabeth aufzusuchen und am Ende noch auf Augusta zu treffen, kam nicht in
    Frage.

    Henry kam tatsächlich am selben Nachmittag, hatte jedoch für Sophies Sorgen und
    ihre Vorschläge nur Ablehnung übrig. „Kommt nicht in Frage, Sophie. Nie und
    nimmer.“
    „Aber Henry, ich muss mich selbst davon überzeugen! Du musst mich zu Jonathan
    Hendricks mitnehmen!“
    „Nein!“
    „Augusta hat behauptet, Edward sei nicht nach London abgereist, sondern treibt sich
    bei Hendricks herum!“
    „Hat er dir nicht versprochen, sich um das Haus zu kümmern?“
    „Warum belügt er mich dann?“
    „Vielleicht will er dich nicht beunruhigen.“ Henry schüttelte den Kopf. „Sophie,
    wenn du mich fragst, dann lass die Sache auf sich beruhen. Du kennst ja Augustas
    bösartige Zunge.“
    „Und die Frau, mit der er gesehen wurde?“
    „Das war bestimmt nur Lady Melinda.“
    Henrys Tonfall klang beruhigend, aber Sophie horchte auf. „Lady Melinda?“
    „Na Harringtons Schwester. Seine Zwillingsschwester sogar. Sie sehen sich aber nur
    ganz normal ähnlich. Nicht so wie die beiden Miss Carlyles, die man verwechs …“
    „Die ist jetzt hier?!“, unterbrach ihn Sophie.
    Henry druckste herum. Erst als Sophie ihn bei den Aufschlägen seiner kostbaren
    Jacke packte, gab er nach. „Ja, schon gut, aber lass los! Lass um Himmels willen los!
    Die ist von …“
    „Weston, ich weiß.“ Sophie winkte ab. „Also? Du weißt doch sicher, wann das
    nächste … hm … Fest geplant ist, nicht wahr?“
    „Heute Abend.“
    „Ich will sie kennenlernen!“
    „Das kannst du doch. Bitte Edward, sie dir vorzustellen.“
    „Nein, ohne Edward! Bei Hendricks!“
    „Das wirst du nicht!“
    „Das werde ich doch, und du wirst mich dorthin begleiten! Das ist doch viel
    unauffälliger“, redete Sophie ihm zu. „Und wenn Edwards Schwester dort ist, dann ist
    überhaupt nichts dabei!“
    „Nicht einmal, wenn du meine Jacke noch mehr zerknautschst!“, knurrte Henry
    aufsässig.
    Sophie dachte anders darüber. Sie musste nach Marian Manor und feststellen, ob
    Edward sie belogen hatte und sich ebenfalls dort aufhielt, um fremde Frauen zu
    treffen. Und gar eine verheiratete Geliebte, die seine große Liebe war, während er eine
    dümmliche Schottin geheiratet hatte, um dieser Erbklausel Genüge zu tun. Es war
    besser, die Wahrheit zu wissen, und Edward mit einer Frau im Arm aufzustöbern, als
    in dieser Ungewissheit zu leben.

16. K APITEL
    Als Sophie und Henry Marian Manor betraten, waren sie beide à la Marie-Antoinette
    und Louis gekleidet. Sophie fand es zwar etwas makaber, die Kleidung eines
    Königspaares nachzuahmen, das vor nicht allzu vielen Jahren unter der Guillotine
    gestorben war, aber sie musste sich anpassen, und so begleitete sie Henry am Abend
    mit Kniehosen, Seidenstrümpfen, einer bestickten Jacke und einem Mieder darunter,
    das ihre Brüste so weit wie möglich einengte und nicht gleich zeigte, dass unter der
    Verkleidung eines französischen Edelmanns eine Frau steckte. Die weiß gepuderte
    Perücke tat ein Übriges, ihre wahre Identität zu verschleiern. Henry hatte darauf
    bestanden, sie so zu verhüllen, um der Gefahr zu entgehen, Sophie abermals in eines
    von Jonathans Spielen hineingezogen zu sehen.
    Henry selbst hatte sich ähnlich gekleidet und sich sogar wie Sophie geschminkt.
    Auch sein Gesicht war gepudert, sie hatten sich beide entsprechend der früheren Mode
    kleine runde Kreise aus Rouge auf die Wangen gemalt und Schönheitspflästerchen
    aufgelegt.
    Wie schon beim letzten Mal ging es recht lose zu. Man sah Damen mit ausladenden
    Reifröcken, die bei der Länge ihrer Röcke sparten – die Unterröcke waren so kurz,
    dass man die Knie sehen konnte, und manche waren sogar aus nur ganz zartem Stoff,
    der die ganze Länge der Beine und das dunkle Vlies dazwischen den Blicken preisgab.
    Auch bei den Dekolletés waren sie mit dem Stoff knauserig gewesen. Einige endeten
    genau bei den Brustspitzen, einige knapp darunter und etliche unter den Brüsten,
    sodass diese darüberquollen, und je nach Ausstattung der Dame bei jedem Schritt
    leicht hüpften oder wogten.
    Sophie stand mit offenem Mund in der Tür zum Ballsaal, bis Henry ihr einen Stoß
    gab. „Vergiss nicht“, zischte er ihr zu, „du gehörst dazu. Starr nicht so!“
    Sophie schoss ihm einen scharfen Blick zu, dann ließ sie sich von ihm seitlich durch
    den Saal führen,

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