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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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Thema des Abends hatte das vorrevolutionäre Frankreich

    zum Inhalt, und obwohl Jonathan es nicht zugab, war er abergläubisch wie alle
    Seemänner. Er würde sich niemals in die Tracht eines Mannes kleiden, dessen Kopf in
    einem Korb gelandet war.
    „Smiley hat mir noch kein Zeichen gegeben. Es sind auch nur zwei weitere Gäste
    eingetroffen. Und das kann nicht unser geheimnisvoller Freund sein. Einer davon ist
    Henry und der zweite ein ganz junger Bursche.“ Er machte eine überraschte
    Bewegung, dann stieß er einen leisen Pfiff aus. „Aber den Burschen solltest du dir
    vielleicht einmal ansehen, Ed.“
    Jonathans breites Grinsen machte Edward misstrauisch. Er trat zum zweiten
    Guckloch, sah hindurch, konnte unter all den männlichen Gästen jedoch keinen
    entdecken, der sein Interesse und Jonathans Amüsement erwecken konnte.
    „Hinter den Palmen. Der kleine Schlanke, der immer vorlugt und unruhig hin und her
    läuft. Der mit den hübschen Beinen. Der jetzt Henry winkt.“
    Edward warf Jonathan einen scharfen Blick zu, aber der antwortete nur mit einem
    erwartungsvollen Gesicht. Edward besah sich den fraglichen Burschen näher. Sein
    Gesicht war im Schatten, man konnte nur die weiß gepuderte Perücke ausmachen, ein
    Halstuch, dann eine bestickte Jacke, Weste, Kniehosen, Seidenstrümpfe, tatsächlich
    sehr hübsche Waden. Ganz im Stil von Louis XVI gekleidet. Ein Freund von Henry?
    Edward überlegte, was an dem Bürschlein so interessant sein könnte.
    Und dann wandte der Junge sich um und bot Edward einen Blick auf seine Kehrseite.
    Die Jackenschöße verdeckten zwar die wohlgeformte Fülle, aber Edward hätte den
    Hintern seiner Frau unter Tausenden und in schwärzester Nacht wiedererkannt. Zuerst
    blieb ihm die Luft weg, dann drehte er auf dem Absatz um und wollte hinaus, aber
    Jonathan hielt ihn fest.
    Edward stieß ihn zur Seite. „Geh mir aus dem Weg! Sie hat hier nichts verloren!“
    „Willst du denn nicht wissen, was sie hergeführt hat?“
    „Doch, deshalb werde ich jetzt auch hinausgehen und ihr die Leviten lesen.“ Edward
    war schon fast an der Tür.
    „Damit machst du unseren Freund, falls er schon unter den Gästen sein sollte, nur auf
    sie und uns aufmerksam.“
    Edward blieb stehen.
    „Lass besser Melinda hinausgehen. Dann sieht unser unbekannter Freund gleich, dass
    sie hier ist, und sie kann deine Sophie unauffällig zum Ausgang bringen. Du wartest
    dort und sorgst dann dafür, dass sie in die Kutsche steigt und heimfährt.“
    Jonathan hatte recht. Es war weitaus unauffälliger, wenn Melinda sich seiner als
    Junge verkleideten Frau näherte. Niemand würde auf die Idee kommen, dass Sophie
    unter der Maskerade steckte – auch nicht dieser geheimnisvolle Anführer, dem Edward
    nicht auch noch seine Frau in die Hand spielen wollte. Wenn sie Druck auf Melinda
    machten, dann konnten sie auch Sophie gegen ihn benützen. Wenn Edward allerdings
    hinausstürmte, Sophie zurechtwies und sie dann unter ihrem zu erwarteten lautstarken
    Protest hinausschleppte, fiel es zweifellos jedem der Anwesenden auf.
    In diesem Moment öffnete sich die zweite Tür, die über eine geheime Treppe zu den
    Schlafzimmern im ersten Stock führte, und Melinda kam herein. Sie hatte sich ein
    wenig frisch gemacht und sich dem Abend entsprechend umgekleidet.

    Edward zog seine Schwester sofort zum Guckloch. „Siehst du den Jungen? Der hinter
    der Palme?“
    Sie kniff ein Auge zusammen, lehnte sich anmutig vor und sah hinaus. „Ja. Ein
    hübscher kleiner Kerl. Was ist mit ihm?
    „Du kennst ihn. Es ist der Bengel von den Klippen. Der dir unbedingt helfen wollte.“
    Edwards Stimme klang etwas gepresst.
    „Oh.“ Melinda war erschrocken. „Und was macht ein so lieber Junge hier?“
    „Neugierig sein. Viel zu neugierig sein“, erwiderte er grimmig. „Und ich möchte,
    dass du ihm das abgewöhnst.“
    Melinda lächelte. „Und wie soll ich das machen? Hinausgehen und ihn schelten, als
    wäre ich seine Mutter?“
    „Du könntest dich bei ihm bedanken, dass er dir helfen wollte. Und dabei kommst du
    ihm ein wenig zu nahe.“
    „Was fällt dir ein?!“
    Edwards Blick wurde durchdringend. „Du hast ihn damals auf den Klippen in die
    Sache reingezogen. Kein Wunder, dass er immer neugieriger wurde. Vielleicht ist er ja
    sogar auf der Suche nach dir. Also ist es deine Pflicht, den lieben Jungen vor Schaden
    zu bewahren.“
    „Ich bin doch nicht seine Gouvernante!“
    „Er hat auch schon eine, und zwar eine sehr strenge, die ihm in Kürze den

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