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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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in
    ihrem Nacken. Sie nahm noch einen Schluck Wasser, spülte sich den Mund aus und
    verwendete verschwenderisch die duftende Lavendelseife, um sich von oben bis unten
    kalt abzuschrubben.
    Dabei dachte sie ununterbrochen nach. Was war geschehen, nachdem sie ins Zimmer
    gekommen war? Was nur? Und weshalb hatte sie so intensiv von Edward geträumt?
    * * *
    Am Nachmittag fühlte sich Sophie um einiges besser, und sie zog sich nach einem
    kleinen, leichten Imbiss in die Bibliothek zurück, um Briefe nach Hause zu schreiben.
    Sie war weder eine begnadete noch sehr motivierte Briefschreiberin, aber sie war
    besorgt, wie die Nachricht über ihre Heirat daheim in Schottland aufgenommen
    worden war. Sie wusste, dass Tante Elisabeth ihren Vater umgehend informiert hatte,
    und hatte selbst auch geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. Lediglich ein
    Brief ihrer Schwester war gekommen, die – in Unwissenheit von Sophies neuem Stand
    – nur von daheim erzählte und ihr eine heitere Schilderung von Patricks
    Genesungsfortschritten vergönnt hatte.
    Und nun saß sie bei einem weiteren Schreiben an ihre Mutter, kaute abwechselnd an
    der Feder und an ihrem linken Daumennagel und versuchte die richtigen Worte zu
    finden, um ihre Eltern zu beruhigen. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, welche
    Aufregung ihre Heirat daheim ausgelöst hatte. Ihren Vater würde sicherlich halb der
    Schlag treffen, wenn er hörte, dass seine Tochter Hals über Kopf und aus unbekannten
    Motiven einen Sassenach geehelicht hatte.
    Er würde auf dem schnellsten Weg herkommen. Und genau das hatte Sophie mit
    jedem der fünf Briefe, die sie inzwischen geschrieben hatte, zu verhindern gesucht.
    Nicht auszudenken, wenn ihr Vater hier auftauchte und sie in diesem Chaos vorfand!
    Und Chaos war noch freundlich ausgedrückt, wenn man bedachte, womit Sophie es zu
    tun hatte:
    Großmutters Haus war von Schmugglern besetzt.
    Vetter Henry war ein Mitglied der Bande.
    Sophies Ruf war durch die Teilnahme an einer Orgie ruiniert.
    Sophies frischgebackener Ehemann war ein Wüstling mit dubioser Vergangenheit
    und mysteriösen Beziehungen zu dem Piraten Hendricks.
    Sophie selbst war von Edwards leichtlebiger Schwester in einer Kutsche verführt
    worden.
    Und über die nachfolgenden Ereignisse hatte Sophie nicht die leiseste Erinnerung.
    Je länger Sophie darüber nachdachte, desto lebenswichtiger erschien es ihr, ihren
    Vater möglichst fern von Eastbourne zu wissen. Aber wenn sie harmlose, glückliche
    Briefe schrieb, die Stadt und deren Einwohner in den hellsten Farben schilderte, dann
    würde vielleicht Mutter zu überzeugen sein und auf ihren Gatten einwirken.

    Sophie hatte gerade den Brief beendet, als Edwards Phaeton vor dem Haus hielt. Sie
    hörte ihn draußen mit dem Butler reden, dann wurde sein Gepäck hereingebracht, sein
    Groom schalt den Diener, der die Pferde erschreckt hatte, und endlich trat Edward in
    die Bibliothek. Er sah sich suchend um und lächelte, als er Sophie am Schreibtisch
    sitzen sah.
    Als er auf sie zuging und sie umarmen wollte, hob sie die Hände und schob ihn weg.
    Sein Gesicht verfinsterte sich. „Was ist denn? Gar kein Begrüßungskuss, nachdem
    dein lieber Gatte fort war?“
    „Aber nicht allzu weit, nicht wahr?“, erwiderte Sophie spitz.
    Edwards Miene wurde sekundenlang unsicher. „Wie darf ich das verstehen?“
    „Das darfst du so verstehen, dass ich alles weiß!“, hielt ihm Sophie entgegen. „Du
    hast mich angelogen! Du warst nicht in London!“
    Er zögerte. „Doch. Aber nicht nur. Ich hatte auch hier zu tun.“
    „Davon spricht allerdings die halbe Stadt“, sagte Sophie anklagend. „Und auch
    davon, dass du dich in Jonathans Haus – das heißt in meinem Haus! – mit einer
    Geliebten getroffen hast!“
    „Wer hat das behauptet?“
    „Augusta!“
    „Und du glaubst ihr das?“
    Sophie wurde unter Edwards ruhigem Blick wankend. Sie hatte es Augusta geglaubt,
    weil es zu einem Wüstling passte, weil Edward sie nur dieser Klausel wegen geheiratet
    hatte, und weil sie es für logisch gefunden hatte, dass er eine verheiratete Geliebte
    hatte. Warum auch nicht? Ausgerechnet Edward, der so leidenschaftlich küssen und
    lieben konnte, würde doch kaum zölibatär leben. Und wäre er wirklich einer naiven,
    jungen Schottin treu, die nicht einmal eine Spur von Weltgewandtheit besaß?
    Edward legte die Hand an ihre Wange und brachte sie dazu, ihm in die Augen zu
    sehen. Sophie wappnete sich gegen ihn, denn allein diese Berührung ließ sie

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