Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
Vom Netzwerk:
du?“
    Edward nickte.
    „Glaubst du, ich habe keine Albträume davon? Glaubst du, mir war das gleichgültig?
    Und denkst du wirklich, verflucht nochmal, dass es nicht Stunden gegeben hat, in
    denen ich mir gewünscht hätte, an seiner Stelle zu sein, weil ich das Gefühl hatte, ihn
    im Stich gelassen zu haben?!“ Er wandte den Blick ab, versuchte sich zu fassen.
    „Weißt du, wann ich das alles wirklich vergesse? Das Morden? Die Toten? Die

    Ertrunkenen, Erschlagenen, Verstümmelten des Krieges und am Ende noch der brutale
    Mord an James? Dein Anblick, als ich dich gefunden habe, weil sie dachten, du
    gehörtest zu uns und hättest Informationen, und sie dich verhörten?“
    Er atmete tief ein und sah auf seine Hände, die die Zügel so fest gepackt hatten, dass
    die Knöchel weiß hervortraten. „Die wenigen Momente, in denen ich wirklich alles
    vergesse, sind die mit Melinda. Mit einer Frau, die irgendeinem Kerl gehört, der sie
    nicht einmal zu schätzen weiß und nur Wutanfälle bekommt, weil er sein Eigentum
    und seinen Ruf gefährdet sieht. Und ich muss zurückstehen und zusehen, wie er sie
    mir wieder wegnimmt! Dabei würde ich ihm lieber in einem Duell den Schädel mit
    einer Kugel durchbohren. So sieht es aus! Und jetzt sage mir, ob du mir vertraust oder
    nicht.“
    Es war einige Atemzüge lang still, dann trieb Edward sein Pferd an. „Erkläre mir
    deinen Plan, Jonathan. Ich bin schon gespannt darauf.“

20. K APITEL
    Die Kerze war noch um ein weiteres Viertel heruntergebrannt, und Sophie hatte lange
    Zeit versucht sich selbst Mut zuzusprechen. Das wäre fast gut gegangen, hätte sie nicht
    eine Gestalt entdeckt, die in einer Nische saß, sich im Kerzenlicht bewegte und Sophie
    eine Todesangst einjagte. Erst als sie längere Zeit wie ein hypnotisiertes Kaninchen
    hinstarrte, erkannte sie, dass es sich lediglich um ein in den Fels gehauenes Bildnis
    handelte. Die Figur stand oder saß, die Hände waren vor dem Körper verschränkt und
    in den weiten Ärmeln verborgen. Sophie versuchte sich einzureden, dass sie eine
    Heiligenfigur darstellte, auch wenn das Gesicht eher an einen kahlen Totenkopf
    erinnerte, der im flackernden Licht das fleischlose Gesicht verzerrte, zu ihr
    herübernickte und sich schüttelte.
    Sophie schloss die Augen, um nicht ständig hinüberstarren zu müssen, riss sie aber
    beim leisesten Geräusch wieder auf. Die Kälte in der Höhle kroch von allen Seiten in
    ihre Glieder und ließ sie zittern. Sie hatte mehrmals versucht auf die Beine zu
    kommen, aber die Stricke um ihre Knöchel waren zu eng, und sie war, schon halb im
    Stehen, wieder umgefallen und hatte sich schmerzhaft die Schulter gestoßen. Nun
    arbeitete sie daran, die Stricke um die Handgelenke zu lösen. Sie zerrte daran herum,
    verbog sich die Finger, um sie zu erreichen, aber jede Mühe war vergeblich. Diese
    Gauner verstanden ihr Handwerk.
    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, in der sie ebenso sinnlos wie
    verzweifelt versucht hatte, sich loszumachen. Der Einfall, einfach auf der Seite liegend
    und wie eine Schlange den Gang entlangzurobben, war ihr ebenfalls gekommen. Auch
    auf dem Hintern loszurutschen, wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber sie wusste nicht,
    welcher der Gänge dann tatsächlich ins Freie führte, und bis sie vielleicht den richtigen
    gefunden hätte, wäre nicht nur der Rock in Fetzen, sondern auch die Baumwollhose,
    die Sophie beim Reiten darunter trug. Und am Ende wäre sie wieder von den Gaunern
    geschnappt worden.
    Erschöpft von unzähligen Versuchen blieb sie eine Zeit lang liegen und versuchte
    wieder zu Atem zu kommen. Ihre Finger waren kalt, ihre Füße eisig, die Nasenspitze
    halb abgefroren. Zum Glück hatte sie ihren festen, schottischen Reitrock an, dessen
    Wollstoff ein wenig schützte. Ein Schnupfen war jetzt allerdings ohnehin das
    Geringste ihrer Probleme.
    Die Kerze wäre bei der Suche nach einem Ausgang dienlich gewesen, aber die stand
    so weit oben, dass sie nur mit der ausgestreckten Hand erreichbar gewesen wäre, und
    daran hinderten sie die Fesseln.
    Die Idee aufzustehen, nach der Kerze zu springen und zu probieren, sie mit den
    Zähnen zu fassen, verwarf Sophie so schnell sie ihr gekommen war. Das Ergebnis
    wären wahrscheinlich lichterloh brennende Haare gewesen. Und auf so eine Fackel
    konnte sie wahrlich verzichten. Also blieb nur die Möglichkeit, weiter tapfer an den
    Handfesseln zu arbeiten. Links von ihr war ein scharfer Stein, an dem sie nun schon
    etliche

Weitere Kostenlose Bücher