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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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ihn
    die ganze Zeit schon in ihrem Hinterkopf gewesen war, sie ihn jedoch immer
    verdrängt hatte. Es tat weh, an ihn zu denken. Daran, dass sie vielleicht sterben und
    ihn nie wieder sehen würde. Sie hatte ihn zwar im Zorn verlassen, aber nun war sie
    geradezu versessen darauf, hier wieder herauszukommen und in seine Arme zu eilen.
    Ihn zu halten und sich von ihm halten lassen. Ein trockenes Schluchzen entrang sich
    ihr, aber dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. Nur mutige Frauen kamen hier
    wieder heraus. Heulsusen verhungerten. Oder wurden von Gespenstern gefressen.
    Wieder dieses Geräusch. Stimmen, von überall her, als würden die Felsen zu ihr
    sprechen. Sie schauderte, riss verzweifelt an den Fesseln. Der Stein hatte die Stricke
    zumindest schon ein wenig aufgeraut.
    Ein lang gezogenes Stöhnen und kalte Luft drangen zu ihr, ließen sie noch mehr
    frieren. Und dann war das Licht am Ende des Ganges wieder da. Es flackerte, erlosch.
    Flackerte wieder auf. Schritte wurden lauter.
    Das Licht kam näher. Sie starrte darauf, rückte davon weg, wusste jedoch nicht,
    wohin. Der Gang endete hier, und der einzige Weg hinaus führte vorbei an diesem
    Licht.
    Ein Schmuggler würde sie schon angesprochen haben. Aber was war, wenn einer von
    ihnen zurückkam, um sich vorzeitig an ihr zu vergehen? Sophie atmete hastig,
    während sie wie verrückt an den Fesseln zerrte.
    Die Schritte wurden schneller. Wer immer diese Lampe trug, begann zu laufen. Und
    dann war er hier, bei ihr. Sophie blinzelte in das Licht. Die Lampe wurde zur Seite
    gestellt und jemand griff nach ihr, riss sie an sich. Ihr Kopf wurde an eine
    wohlbekannte Brust gedrückt. Ein vertrauter Atem strich über ihr Haar, der Geruch
    nach verschwitztem Mann, Pferd, Leder erfüllte ihre Nase.
    Die Stimme klang rau, gepresst und atemlos. „Verflixter, unmöglicher Bengel. Wenn
    du mir noch einmal solche Angst einjagst, kannst du etwas erleben.“
    Sophie vergrub ihr Gesicht in Edwards Anzugjacke und schluchzte erleichtert auf.
    Edward brauchte gerade nur zwei Schnitte mit seinem Messer, um Sophie von den
    Fesseln zu erlösen. Als er sah, welche Schürfwunden sie sich bei ihrem
    Befreiungsversuch zugezogen hatte, zog er sein blütenweißes Taschentuch hervor, riss
    es in zwei Hälften und band es Sophie so gut wie möglich um die Handgelenke. Er
    hob sie sachte auf und hielt sie, bis er sicher war, dass sie von selbst stehen konnte. Sie
    machte, von seinem Arm umschlungen, einige unsichere Schritte und verbiss sich ein
    Jammern, als das Blut in ihren tauben Füßen zu fließen begann.

    Edward führte sie den muffigen Gang entlang. Die Laterne war so abgedeckt, dass
    jemand, der ihnen entgegenkam, sie nicht schon von Weitem sehen konnte. Links und
    rechts zweigten weitere Gänge ab, bis der Tunnel sich zu mehreren kleinen Höhlungen
    erweiterte, in denen Fässer gestapelt waren. Dort sah Sophie eine Gestalt am Boden
    liegen. Sie spürte, wie sich ihre Körperhärchen zu einer Gänsehaut aufstellten. Edward
    führte sie um die dunkle Form herum.
    „Was ist das?“, hauchte sie.
    „Einer der Schmuggler. Er hatte etwas dagegen, dass ich mich auf die Suche nach dir
    mache.“ Er schob Sophie an die Wand, drückte ihr die Laterne in die Hand und packte
    den Mann an den Beinen und zerrte ihn in eine kleine Höhle hinein, damit die nächsten
    nicht gleich über ihn stolperten. Die Gestalt wirkte schwer, unförmig und tot.
    „Ist er …“
    „Das hoffe ich.“ Edwards Stimme war kalt.
    Sophie erschauerte, musterte jedoch ihren Mann mit neu erwachtem Respekt. „War er
    es, den ich wimmern gehört habe?“
    „Vermutlich. Vielleicht war aber auch ich es. Er hat mich verletzt, bevor ich sein
    Messer an ihm selbst ausprobieren konnte.“ Er klang grimmig, aber als Sophie
    erschrocken ihn abzutasten begann, schob er sie weg. „Schon gut, ist nicht schlimm.
    Komm jetzt.“ Sie hasteten weiter. Edward ging immer einen Schritt voran, Sophie
    folgte in seinem Schatten. Er hatte ihr das Messer gegeben, mit dem er ihre Fesseln
    durchschnitten hatte, und sie argwöhnte, dass die dunkle Farbe darauf vom Blut dieses
    Schmugglers – oder noch schlimmer von Edward – stammte. Sie hielt den Griff fest
    umkrampft, bereit, ihrer beider Freiheit und Leben damit zu verteidigen. Jetzt, wo
    Edward hier war, schien alles viel einfacher zu sein. Ihre Angst vor der Dunkelheit und
    diesen geheimnisvollen Gängen war völlig verflogen und sie merkte, dass ihre
    Hauptsorge jetzt viel mehr Edward galt. Sie

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