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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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wünschte sich selbst und ihn viele Meilen
    weit fort. Sie wünschte, sie wäre nie auf die Idee gekommen, den Schmugglern
    nachzuspionieren, sondern hätte Henry einfach seinen Problemen überlassen. Sie
    wünschte … nein, sie wünschte nicht, sie wäre nicht mit Patrick in das Bergwerk
    gegangen und von Vater hierher geschickt worden. Dass sie Edward getroffen und ihn
    lieben gelernt hatte, wog die Verbannung bei Weitem auf. Aber sie wünschte – wohl
    schon zum x-ten Mal, sie hätte Edward niemals verlassen.
    Sie konnten nicht mehr weit vom Eingang der Höhlen entfernt sein, als Edward
    plötzlich stehen blieb. Sich nähernde Stimmen waren zu hören. Sophie sah sich um,
    ergriff ihren Mann am Ärmel und zog ihn hinter einige Fässer. Edward schob rasch die
    Laternenblende zu. Sie kauerten sich zu Boden und beobachteten, wie etliche
    Schmuggler mit Fackeln in der Hand hintereinander hereinkamen und in einem der
    Gänge verschwanden. Sophie wollte weiterhuschen, aber Edward hielt sie zurück. Und
    tatsächlich kehrten fünf der Männer mit kleinen Fässchen beladen schon wieder
    zurück.
    „Das sind nur Einheimische“, flüsterte Edward in Sophies Ohr, als sie weg waren.
    „Sie helfen für einige Shilling pro Nacht die Fässer aus- und einzuladen oder zu
    anderen Verstecken zu tragen. Die anderen gehören zur Schmugglerbande. Ich habe
    sie vorhin beobachtet, bevor ich mich hereingeschlichen habe. Wir sollten machen,

    dass wir wegkommen. Sie gehen in die Richtung, in der ihr toter Genosse liegt.“ Er
    erhob sich, spähte zuerst den Gang entlang, dann zum Ausgang. „Komm. Jetzt!“
    Er hielt noch einmal inne, um Sophie kurz, aber heftig zu küssen, fasste sie danach an
    der Hand und zog sie rasch hinter den Fässern hervor und zum Ausgang. Als sie
    vorsichtig ins Freie traten, sah Sophie, dass es bereits dunkel geworden war. Etwa
    hundert Schritte vom Eingang entfernt hatte sich eine Gruppe Schmuggler versammelt,
    die stritten oder laut diskutierten. Sophie erkannte unter ihnen Winston. Sie stieß
    Edward an und deutete hinüber.
    „Winston ist der Oberschmuggler“, zischte sie.
    Edward nickte, schien jedoch nicht überrascht, sondern eher besorgt, als er
    hinüberblickte. Er zog eine Pistole aus seinem Hosenbund und hastete mit Sophie im
    Schlepptau im Schatten einiger Bäume Richtung Westen, wo er sein Pferd stehen
    hatte. Als sie jedoch in Sichtweite kamen, musste er erkennen, dass sein Rappe
    entdeckt worden war. Drei finster aussehende Gestalten mit Pistolen in der Hand
    standen beim Pferd, und zwei weitere suchten die nähere Umgebung ab. Edward
    änderte sofort seinen Plan und zerrte Sophie weiter hinab, an einigen Hütten vorbei,
    zur See.
    Edward und Jonathan hatten sich getrennt, nachdem sie auf halbem Weg zu den
    Höhlen auf Smiley getroffen waren, der Jonathan entgegen geritten war. Jonathan und
    Edward hatten sich gemeinsam in die Höhle schleichen wollen. Jonathan war jedoch
    auf eine Nachricht von Smiley umgedreht, um nach Eastbourne zurückzureiten. Seine
    Anwesenheit war nötig, um das dortige Schmugglernest auszuheben. An seiner Stelle
    hatte Smiley Edward weiter begleitet und ihm geholfen, ungesehen in die Höhlen zu
    kommen.
    Als Sophie und Edward sich weit genug von der Höhle entfernt hatten, rannten sie
    beide los, zuerst etwas geduckt, dann aufrecht. Edward ließ Sophies Hand keinen
    Augenblick los, aber sie schien sich völlig erholt zu haben und lief selbst in dieser
    Dunkelheit, die nur von einigen Sternen erhellt wurde, sicher und leichtfüßig.
    „Dort unten soll ein Schiff sein, auf das wir uns flüchten können“, keuchte Edward
    während des Laufens. Das hatte zumindest Jonathan ihm gesagt. Es war ein Schiff der
    Königlichen Marine und unterstand Jonathans Befehl. Der Captain würde sie an Bord
    nehmen und, wenn möglich, sogar in Sicherheit bringen.
    Nach Luft schnappend und mit schmerzenden Lungen kamen sie am Strand an.
    Niemand war zu sehen. Man hörte nur das Schlagen der Wellen am Ufer. Edward
    blieb stehen, um sich umzusehen und ihnen beiden eine Atempause zu vergönnen.
    „Wir müssen uns westlicher halten.“ Er zog Sophie weiter, und sie lief hinter ihm her
    durch Sand und Schotter. Dazwischen waren scharfe Felsen, über die man, wenn man
    nicht aufpasste, stolpern und sich böse verletzen konnte. Etwa zwanzig Schritte vor
    ihnen war eine dunkle Masse. Edward deutete darauf. „Das sind Fischerhütten und
    dahinter ist eine kleine Bucht. Dort sollte ein Boot auf uns

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