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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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der das Land an der See erwärmte.
    Nun, ihr war es recht. Es war ja ganz hübsch, ein paar Palmen zu sehen, um dann
    aber wieder zum Heidekraut heimzukehren, zu Wind und Regen.
    Andererseits - Regen gab es hier auch. Gerade jetzt fiel ein leichter Schauer vom
    Himmel. Sophie ließ sich jedoch nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Die Jacke war
    aus festem Stoff, und die Kappe hielt ihr den Regen aus dem Gesicht und schützte ihr
    Haar. Sie genoss die frische Morgenluft, und bald schon hörte das Nieseln auf und
    einige vorsichtige Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken. Sophie ritt die schmale
    Straße hinauf, die zu den Downs führte, vorbei an einer Schafherde bis zum Beachy
    Head, der höchsten Stelle der Klippen. Dann ging es wieder bergab. Nur noch einige
    Minuten und dann musste sie in einen kleinen Feldweg einbiegen, der sie nach etwa
    einer halben Meile zu Marian Manor brachte.
    Rosalind mochte diesen Weg ebenfalls, auch wenn sie sich an windigen Tagen den
    Weg über die Graslandschaft erkämpfen musste. Zuerst hatte man viel freies Gebiet,
    aber dann wurde der Weg zwischen den viele Meter abfallenden Klippen zur Linken
    und wilden, dichten Ginstersträuchern zur Rechten etwas enger, manchmal gab es nur
    etwa fünfzig Meter freie Grasfläche. Wenn es zu stürmisch war, ritt Sophie lieber auf
    dem Karrenweg hinter den Sträuchern, dem sich Felder anschlossen, aber heute war es
    sicher, den Weg entlang den Klippen zu nehmen. Der Wind hatte in den letzten
    Minuten den Regen endgültig vertrieben, es wurde stiller, und der Blick auf das
    bewegte Meer und die dunklen Wolken in der Ferne war zu schön, um nicht genossen
    zu werden, wann immer sich die Gelegenheit bot.
    An diesem Morgen war Sophies Aufmerksamkeit jedoch geteilt. „Weißt du, was ich
    glaube“, sagte sie zu Rosalind, die ihre Ohren nach hinten drehte. „Ich glaube, er hat
    deshalb mit Augusta geflirtet, weil er gesehen hat, wie böse sie auf mich war.“ Sie war
    am Vorabend irritiert gewesen, aber nun, wenn sie im frischen Morgenwind darüber
    nachdachte, wurde ihr klar, dass Lord Edward ihr mit diesen drei Tänzen etliche
    gehässige Bemerkungen von ihrer Cousine und ihrer Tante erspart hatte. Die paar, die
    sie noch in ihre Richtung abgeschossen hatten, waren schon beleidigend genug
    gewesen. „Aber das hat mich nicht gestört“, erklärte sie Rosalind. „Sie haben mich
    nicht mehr kränken können. Du hättest mich sehen sollen, Rosalind! Wirklich! Ich
    habe nicht schlecht getanzt. Vater wäre zufrieden gewesen. Und es hat unglaublichen
    Spaß gemacht!“ Sie summte die Melodie, und ihre Beine zuckten vor Lust, abermals
    zu tanzen.
    Sie war kurz vor der Abzweigung, als sie plötzlich etwas vor sich erblickte, das sie
    anhalten ließ. Sie kniff die Augen zusammen, um schärfer sehen zu können. Ein Reiter
    auf einem Rappen hielt von dem rechts zwischen den Ginstersträuchern verlaufenden
    Weg, den auch Sophie einschlagen musste, auf die Klippen zu. Sie setzte sich
    überrascht im Sattel auf, als sie den Mann erkannte. Lord Edward!
    Zuerst wollte sie Rosalind antreiben, um ihm einen Guten Morgen zu wünschen, aber
    dann bemerkte sie, dass Lord Edward ungewöhnlich rasch unterwegs war. Sie blieb
    stehen und verfolgte neugierig seinen Weg. Das war nicht der forsche Galopp eines
    Reiters, der die Schnelligkeit seines Pferdes genoss. Entweder war das Pferd mit ihm
    durchgegangen oder … Sie suchte mit den Augen die Richtung ab, die er einhielt. Wo

    die Ginstersträucher endeten und die Wiese begann, bewegte sich etwas. Dort lief ein
    Mensch! Sophies Stute machte einige schnelle Schritte in die Richtung, und Sophie
    ließ sie gewähren – schon aus Neugier. Der Verfolgte musste eine Frau sein. Langes,
    schwarzes Haar wehte beim Laufen hinter ihr her. Sophie sah genauer hin und
    erstarrte.
    Die Frau war nackt!
    Und Lord Edward verfolgte sie! Das war jetzt ganz eindeutig! Was um alles in der
    Welt war mit ihm los? War er verrückt geworden? Hatte er die Frau überfallen, und sie
    war vor ihm geflüchtet? Eine unangenehme Erinnerung an das Treffen bei Marian
    Manor stieg in ihr hoch.
    Die Frau lief schneller auf die Klippen zu. Entweder bemerkte die Fremde die Gefahr
    nicht, oder sie wollte sich aus Angst vor Lord Edward hinunterstürzen. Ohne
    nachzudenken gab Sophie ihrer Stute die Zügel frei und stieß ihr die Fersen in die
    Weichen. Es war jedoch gar nicht nötig, Rosalind anzutreiben, die hatte längst das
    wild galoppierende Pferd von Lord Edward

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