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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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dich heiraten will?“, fragte Sophie ihre
    Cousine nachdenklich, als sie in der Kutsche saßen und heimfuhren. Augusta hatte auf
    dem ganzen Weg von nichts anderem als von Lord Edward gesprochen, davon, wie er
    mit ihr getanzt, ihr den Hof gemacht hatte, ihr verzehrende Blicke zugeworfen hatte,
    und in seiner Ergebenheit ihr gegenüber sogar so weit gegangen war, die Ehre der
    Familie zu retten, indem er verhinderte, dass Sophie mit ihrer schrecklichen Stimme
    die Leute zum Weinen brachte.
    Sophie hatte empört entgegnet, dass es Augusta selbst gewesen war, die sie dazu
    gezwungen hätte, aber Tante Elisabeth hatte ihr strikt den Mund verboten, und Sophie
    war bis zu diesem Moment in düstere Stille verfallen, die sie dazu nutzte, die Tage zu
    zählen, die sie ihre Tante und deren Tochter noch ertragen musste. Es waren noch
    genau einhundertzweiundfünfzig Tage. Den Rest der einhundertdreiundachtzig Tage
    hatte sie schon hinter sich gebracht.
    „Das ist doch wohl keine Frage“, erwiderte Augusta von oben herab. „Schon die Art,
    wie er mit mir getanzt hat. Dreimal sogar, obwohl eigentlich nur zweimal schicklich
    gewesen wären.“
    „Wirklich?“, Sophie unterbrach sie staunend. „Warum denn das?“
    „Ein Mann, der öfter als zweimal mit derselben Partnerin tanzt, bekundet damit sein
    Interesse“, erwiderte Lady Elisabeth. Ihre Stimme klang kühl, aber Sophie hörte die
    Befriedigung heraus. „Und, meine Liebe“, fuhr ihre Tante an Augusta gewendet fort,
    „er hat meine Einladung zum Whistspiel angenommen. Sicherlich, um dabei

    unauffällig mit dir zusammen sein zu können. Ich werde dafür sorgen, dass du immer
    mit ihm zusammenspielst. Das sollte sich regeln lassen.“
    Sophie, die an solchen Whistabenden hatte zusehen müssen, fand es ein zweifelhaftes
    Vergnügen, mit Augusta zu spielen. Das Spiel war vielleicht nicht ganz einfach, vor
    allem das Zählen und die vielen Begriffe, die verwendet wurden, aber selbst Sophie,
    die nur zuguckte, hatte langsam begriffen, worum es dabei ging – und befand sich
    damit offensichtlich im krassen Gegensatz zu Augusta.
    Sie versank wieder in brütendes Schweigen, aus dem sie bis zu dem Moment, an dem
    die Kutsche vor dem Haus hielt und sie ausstiegen, nicht mehr auftauchte. Der
    Gedanke, dass Lord Edward ausgerechnet Augusta ernsthaft den Hof machen sollte,
    war unglaubwürdig, aber auch beunruhigend. Nein, nicht beunruhigend, sogar ein
    wenig … schmerzhaft? Darüber musste sie nachdenken.
    Sie verabschiedete sich mit einem kaum hörbaren Murmeln, stieg dann langsam die
    Treppe hinauf und betrat ihr Zimmer, die ganze Zeit über mit Lord Edward
    beschäftigt. Bevor Augusta von ihm gesprochen und Tante Elisabeth ihr recht gegeben
    hatte, war Sophie glücklich gewesen. Und das lag – ob sie es zugeben wollte oder
    nicht – an Lord Edward. Der so schrecklich begonnene Abend hatte von dem Moment
    an, an dem er vor ihr stand, eine erfreuliche Wendung genommen.
    Er hatte sie geneckt, sie geärgert, mit ihr getanzt, mit ihr gelacht, sie bevormundet
    und sie gerettet und sogar um einen Kuss erpresst. Er war nach dem Tanz nicht mehr
    zu ihr gekommen, sondern hatte nur andere Frauen aufgefordert und eben diese
    ominösen drei Male mit Augusta getanzt, aber sie hatte immer das Gefühl gehabt, von
    ihm beobachtet zu werden. Und kurz bevor sie gegangen war, hatte er ihr – unbemerkt
    von den anderen – noch etwas zugeraunt. Er hatte sie an den Kuss erinnert und daran,
    dass er auch gedachte, ihn einzufordern. Ein Hitzeschauer war bei diesen geflüsterten
    Worten durch Sophies Körper gegangen. Ein Zittern, das sie selbst jetzt noch erfasste,
    wenn sie an Lord Edward dachte, und das ihr selbst sagte, wie bereit sie war, seine
    Hilfe auch zu bezahlen.
    Kein Gentleman hätte eine Dame auch noch erinnert. Aber was diesen Charakterzug
    betraf, machte sich Sophie keine Illusionen über Lord Edward. Und dennoch hatte sie
    das Gefühl, in ihm den einzigen Freund gefunden zu haben, den sie hier in Eastbourne
    besaß. Wenn man natürlich von der liebenswürdigen Mrs. Summers, die sie nach dem
    Tanz kaum noch von ihrer Seite gelassen hatte, absah.
    Und ausgerechnet der Einzige, zu dem Sophie – trotz seines schlechten Benehmens –
    Vertrauen empfand, sollte an Augustas Kleiderzipfel hängen und ihr den Hof machen?
    Am liebsten wäre sie Augusta gegenüber mit der Mitteilung herausgeplatzt, was
    zwischen ihr und Lord Edward vorgefallen war. Dass er einen Kuss von ihr verlangt
    hatte! Von ihr und nicht

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