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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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von Augusta! Ha! Das hätte die beiden zum Schweigen
    gebracht!
    Als sie längst ihr Kleid abgelegt hatte, ihr kunstvoll frisiertes Haar löste, bürstete und
    ins Bett kroch, gab sich Sophie noch hämischen Fantasien darüber hin, wie Augusta
    und Tante Elisabeth auf eine solche Offenbarung reagieren würden. Und als sie schon
    unter der Decke lag, die Kerze gelöscht hatte und ins Dunkel starrte, trieb sie ihre
    Fantasien noch weiter: Sie stellte sich vor, wie Lord Edward sie vor Tante Elisabeth
    und Augusta in die Arme nahm, küsste, und den beiden dann hohnlachend verkündete,

    dass er sich nie etwas aus Augusta gemacht hätte, sondern Sophie seine große und
    einzige Liebe wäre, mit der er nach Schottland ziehen und im Kilt alt werden wollte!
    Sophie kicherte sich mit dieser Vorstellung in den Schlaf, aber ganz hinten in ihrem
    Kopf und ihrem Herzen fand sie diese Möglichkeit gar nicht so abwegig – und schon
    gar nicht unangenehm.

6. K APITEL
    Sophie hatte nun schon einige Übung darin, sich im Morgengrauen aus dem Haus zu
    stehlen, um auszureiten, atmete aber trotzdem erleichtert auf, als sie hinter dem Stall
    der Bursche mit dem gesattelten Pferd erwartete. Es war nicht leicht gewesen, ihn zu
    überreden, aber da er im Stall schlief, hatte Sophie nicht die Möglichkeit, Rosalind
    heimlich zu satteln, und deswegen hatte sie einen beträchtlichen Teil ihres
    Barvermögens in Bestechungsgelder investieren müssen.
    Sie sprang in den Sattel, nickte dem Stallburschen zu und ließ Rosalind in flottem
    Schritt gehen, bis sie am Ende der Silverdale Road angelangt und endlich außerhalb
    der Stadt waren, wo die Stute bald in einen fröhlichen Galopp fiel. Sie war ein
    lebhaftes Tier, dabei aber ohne jede Bösartigkeit, was sie bei allem Temperament
    verlässlich machte. Und ebenso wie Sophie liebte sie diese Ausritte am frühen
    Morgen, wenn der Tau auf den Wiesen lag und außer Bauern und Handwerkern noch
    niemand unterwegs war.
    Dieses Mal hatten sie beide jedoch ein ganz bestimmtes Ziel. Es war nicht leicht
    gewesen, sich den Schlüssel zu Marian Manor zu beschaffen. Im Gegenteil, die Suche
    danach hatte sich sogar sehr irritierend gestaltet, denn Henry hatte ständig Ausflüchte
    gehabt, warum der Schlüssel unauffindbar war. Es mussten jedoch zwei Schlüssel da
    sein, die beide bei Tante Elisabeth aufbewahrt wurden, das wusste Sophie aus dem
    Nachlassbrief ihrer Großmutter. Erst als sie anklingen ließ, dass sie ihrem Vater
    schreiben würde, fand Tante Elisabeth den zweiten in der untersten Schublade ihres
    Schreibtisches. Sophie nahm ihn an sich, bevor er ebenfalls „verlegt“ werden konnte.
    Sie hatte den unbestimmten Verdacht, dass Henry nicht wollte, dass sie das Haus
    betrat. Offenbar hatte er tatsächlich Angst vor einem Einsturz oder vor Gespenstern.
    Zumindest hatte er sie abermals eindringlich vor dem Geist eines gehenkten
    Schmugglers gewarnt, der im Haus sein Unwesen treiben sollte. Sophie lachte
    übermütig darüber, als sie Rosalind die Zügel freigab, und diese die herrlich grüne
    Wiese hinauf galoppierte, die zu den Klippen führte. Sie war glücklich. So wohl
    gefühlt hatte sie sich bisher noch keinen einzigen Tag seit ihrer Ankunft. Sie wusste,
    dass dies Lord Edward zu verdanken war.
    „Vielleicht wird es Zeit, meine schlechte Meinung über ihn zu revidieren“, sagte sie
    zu Rosalind, als sie die Steigung hinter sich gebracht hatten, und sie das Pferd
    langsamer gehen ließ. Er war vielleicht ein Wüstling, aber einer mit Herz und mit
    Mitgefühl. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, dass dies, zusammen mit zumindest
    grundlegendem Verstand und einer gehörigen Portion Humor, jene Eigenschaften
    waren, die man bei einem guten Mann suchen sollte. Ihr Vater besaß sie in großem
    Maße, und ihre Brüder und ihr Freund Patrick schlugen ebenfalls in diese Richtung.
    Rosalind legte von selbst wieder etwas Tempo zu. Sophie war froh über den
    Herrensattel und die Hose. Ihr Vater und ihre Brüder waren immer im Herrensitz mit
    ihr ausgeritten. Schon als kleines Kind, das kaum hatte laufen können, hatte Vater sie
    vor sich in den Sattel gesetzt und war mit ihr über die Wiesen galoppiert. Sie seufzte
    im Gedanken daran. Es war so wunderbar dort oben. Die Hochlandblumen blühten zu
    dieser Zeit. Auch hier in Eastbourne war es schön, aber die Vegetation und das Klima

    waren so ganz anders als weiter nördlich. Hier wuchsen sogar Palmen, was, wie Henry
    sie hatte wissen lassen, am Golfstrom lag,

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