Suesse Versuchung
entdeckt und streckte sich schon aus
Freude am Rennen.
Nur noch wenige Meter trennten die Frau vom Abgrund. Sophie schrie, aber der
Wind trug ihre Warnung davon. Und dann flog auch schon Harringtons Rappe heran
und schnitt der Schwarzhaarigen den Weg ab. Sophie ächzte, als sie sah, wie knapp die
Hufe seines Pferdes an den Abgrund kamen. Der Rand der Klippen war nicht sicher,
immer wieder stürzten dort an der höchsten Stelle ganze Brocken mit Erde und Gras
über einhundertsechzig Meter tief ins Meer ab.
Während er sein Pferd wieder herumriss und von der Gefahr wegdrängte, beugte sich
Lord Edward hinab und griff nach der Frau. Die schrie auf, wehrte sich, taumelte, aber
bevor sie stürzte, hatte er sie um die Taille gefasst und zog sie hoch. Erde und kleine
Rasenstücke wurden aufgewirbelt, flogen hoch in die Luft über den Rand der Klippen.
Aber da waren Harrington und die Frau schon in Sicherheit.
Ein paar weitere Sprünge, weg vom Abgrund, und dann stand der Rappe still.
Sophie merkte jetzt erst, dass sie den Atem angehalten und die Finger um ihre Zügel
verkrampft hatte. Eine unglaubliche Meisterleistung! Sophie war trotz des Schreckens
und der darauffolgenden Erleichterung fasziniert. Es gab nur wenige Reiter, die so
sicher im Sattel saßen und ihr Tier genügend beherrschten, um dieses waghalsige
Manöver durchzuführen. Sie stieß den Atem hörbar aus und atmete dann noch einige
Male tief durch, während sie beobachtete, was weiterhin geschah. Rosalind trabte auf
die kleine Gruppe zu, und Sophie hinderte sie nicht daran. Sie wollte wissen, was da
los war.
Die Frau glitt aus Lord Edwards Griff und sank zu Boden. In diesem Moment kam
Sophie dazu. Harrington war abgesprungen, wollte sich über die Frau beugen, aber als
er Rosalind schnauben hörte, richtete er sich auf. Sophie wollte ebenfalls absteigen
und sich um die Frau kümmern, aber ein Blick in Lord Edwards Gesicht ließ sie
innehalten. Es war kalt und entschlossen, und die Augen blitzten gefährlich. Sie sah,
wie seine Hand zum Hosenbund fuhr, aber nach einem kurzen Blick auf Sophie
entspannte er sich, wandte sich ab und kniete neben der Frau nieder. Seinen Hut hatte
er neben sich geworfen. Er wirkte besorgt und zornig zugleich.
Komm her, Junge. Hilf mir mal.
Sophie brauchte zwei Atemzüge, um sich zu fassen. Dann stieg sie mit zitternden
Knien ab.
Was
Sie räusperte sich. Was war denn? Ist sie vor Ihnen davongelaufen?
Lord Edward war so schnell auf den Beinen, dass sie erschrocken einen Schritt
zurücktrat und mit dem Rücken gegen Rosalind prallte.
SIE! Was, zum Teufel, haben Sie denn schon wieder hier verloren! Sein
entgeisterter Blick glitt über ihre Aufmachung, blieb an ihrem Busen und ihren Hüften
hängen, schließlich an ihren Beinen. Dann atmete er tief durch. Unglaublich, knurrte
er gereizt und kniete wieder neben der Frau nieder.
Diese schien kurzzeitig das Bewusstsein verloren zu haben, regte sich jetzt jedoch.
Sophie kam langsam näher. Aber ...
Stell keine Fragen, Junge , komm her. Sein scharfer Blick verbot Sophie,
weiterzufragen und die Art, wie er das Junge betonte, machte ihr klar, dass es ihm
aus irgendeinem Grund geraten schien, sie als solchen auszugeben. Sophie war zwar
immer noch bis zum Entsetzen überrascht, aber langsam gewann ihr Sinn für das
Abenteuerliche wieder Vorrang in ihrem Denken, und sie hockte sich an die andere
Seite der Frau. Diese war zwar nicht so splitterfasernackt, wie Sophie zuerst gedacht
hatte, aber der Großteil von ihr war lediglich mit einem eng geschnürten, hellrosa
Spitzenmieder bekleidet. Da ihre Brüste aus der Hülle gequollen waren, schauten die
Brustwarzen hervor, eine weiter als die andere. Weiter abwärts war sie völlig nackt.
Sophie starrte auf das stark gekrauste dunkle Haar, dann sah sie peinlich berührt weg.
Hast du noch nie eine nackte Frau gesehen, Kleiner ? Lord Edward klang grimmig.
Ich kann dir versichern, bei dieser hier hätte ich auch gut darauf verzichten können.
Und jetzt stell dich nicht so an, hilf mir, sie aufzuheben. Er griff der Frau unter die
Arme, zog sie hoch, und Sophie fasste ebenfalls stützend zu. Die Frau war noch ganz
benommen, wankte, murmelte etwas. Sophie legte den Arm um ihre Taille, und die
andere lehnte sich gegen sie.
Ich wollte das doch nicht
ich wollte doch nicht
springen. Nicht wirklich
ich war nur so
Lord Edward unterbrach ihr
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