Suesse Versuchung
zusammenhangloses Stottern. Schon gut. Nimm dich
zusammen.
Er kannte diese Frau also wirklich! Sophie fasste nach seinem Arm und hielt ihn fest.
Was haben Sie mit ihr vor?
Sie dorthin bringen, wo sie etwas zum Anziehen hat. Er hatte, während er sprach,
seine Reitjacke ausgezogen und legte sie der Nackten um die Schultern. Sophie
betrachtete die Frau etwas näher. Sie war nicht gerade hässlich. Eher konnte man sie
schön nennen. Sie war ziemlich groß, vollbusig, hatte eine schlanke Taille, ein
ebenmäßiges Gesicht, gelocktes schwarzes Haar.
Sophie riss ihre Augen von den vollen Brüsten der Frau los und bemerkte die Tränen,
die der anderen über die Wangen liefen. Haben Sie Angst? Das müssen Sie nicht. Ich
werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas geschieht.
Die Frau lächelte gequält. Sie sind ein süßer Junge, aber Sie haben ja keine Ahnung
Was ist denn hier los?
Alle drei fuhren bei der spöttischen Stimme herum. Vor ihnen hielt Captain Jonathan
Hendricks auf einem Grauschimmel.
Wonach sieht es wohl aus? Lord Edwards Stimme war kalt. Er warf einen raschen
Blick zu Sophie und bedeutete ihr mit einer fast unmerklichen Kopfbewegung, sich
hinter ihn zu stellen.
Sophie dagegen blieb stehen, wo sie war und starrte Captain Hendricks mit offenem
Mund an. Gab sich denn heute früh halb Eastbourne hier ein Stelldichein?
Jonathan Hendricks war zwar nicht gerade Stammgast im Hause ihrer Tante, aber sie
hatte ihn vor einigen Tagen kennengelernt, als sie mit Henry in Eastbourne unterwegs
gewesen war, um Besorgungen für Tante Elisabeth zu machen. Sie waren dabei auf
Captain Hendricks gestoßen, der angeblich außerhalb der Stadt ein Anwesen besaß.
Sophie hatte sich einem sehr charmanten Mann mit braunem Haar und braunen Augen
gegenübergesehen, den ihr Henry mit großer Zurückhaltung vorgestellt hatte. Sophie
war neugierig geworden, da Jonathan Hendricks eine gewisse Lebhaftigkeit und
Abenteuerlust ausstrahlte, die sie an Patrick erinnerte. Aus Henry war jedoch kein
weiteres Wort über ihn herauszulocken gewesen.
Hendricks hielt einen seidigen Mantel in der Farbe des Mieders der Frau hoch. Das
habe ich in den Büschen gefunden, meine Liebe. Vielleicht solltest du diesem
Gentleman seine Kleidung zurückgeben und deine eigene anziehen.
Sophie hatte vor Staunen über dieses Zusammentreffen nicht mehr auf die Frau
geachtet, die sich jetzt losriss und zu Captain Hendricks hinüberstolperte. Er beugte
sich zu ihr hinab und zog sie vor sich in den Sattel. Sophie sah verblüfft und zugleich
entrüstet, wie sie sich schamlos mit ihrem nackten Hintern an ihn schmiegte. Sie zerrte
Lord Edwards Rock von den Schultern und warf ihn mit einem trotzigen Blick vor
dessen Füße auf die Wiese. Captain Hendricks legte ihr den Mantel um und zog ihn
bedächtig vor ihrem Körper zusammen.
Sophie verstand nicht, was da vorging, aber ein Gefühl von Verantwortung für diese
Frau veranlasste sie, hinüberzulaufen und nach ihrer Hand zu greifen. Wollen Sie
denn überhaupt mit, Madam? Sie könnten mit mir reiten! Ich bringe Sie
He! Bursche! Captain Hendricks gab Sophie halb ernsthaft, halb lachend, einen
Klaps auf die Kappe. Such dir deine eigenen Weiber! Die gehört mir.
Ihr wird nichts geschehen, mischte sich Lord Edward ein. Seine Stimme klang
drohend, als er die beiden musterte.
Hendricks betrachtete Sophie nachdenklich. Du bist wohl noch nicht lange in der
Gegend?
Hm. Nein. Bin auch nur zwei Tage da. Sophie senkte ihre Stimme und deutete vage
in irgendeine Richtung. In Lewes drüben, bei den
äh
, verflixt, es wollte ihr
kein Name einfallen.
Den Millers, beendete Lord Edward mit kühler Stimme ihr Gestotter.
Millers? Etwa Doktor Miller, der Arzt?
Nein. Die Millers haben eine Farm. Und jetzt wollen wir euch nicht länger
aufhalten. Lord Edward zog Sophie ein Stück zurück.
Captain Hendricks prüfender Blick glitt über sie. Sophie senkte schnell den Kopf, um
ihr Gesicht mit der Kappe zu verdecken und machte sich an ihrer Jacke zu schaffen.
Aber nur ne ganz kleine, spielte sie mit. Bin der Neffe vom Onkel, fügte sie heiser
krächzend hinzu.
Reitest du öfter hier aus?
Nööö. Bloß ganz zufällig. Sie räusperte sich abermals, um noch ein Stückchen
tiefer zu klingen. Es begann ihr Spaß zu machen, auch wenn es dumm war, seine
Aufmerksamkeit zu sehr auf sich zu ziehen. Wenn er
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