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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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es in diesem Moment erst klar, dass sie ihm keinen Widerstand
    geleistet hatte, sondern ihm sogar entgegengekommen war! Und wären ihre Arme
    nicht hinter dem Baum fixiert gewesen, hätte sie sie vermutlich auch noch dazu
    benutzt, sie um seinen Hals zu schlingen und sich an ihm festzuhalten. Sie riss sich los,
    hob die Hände und stieß ihn kräftig von sich. Er trat einen Schritt zurück. Sie konnte
    im Dunkel unter den Bäumen sein Gesicht nicht erkennen, auch nicht seine Kleidung.
    Er war wie ein Schatten.
    Sophie stieß eine Flut deftiger, aber unterdrückt ausgestoßener schottischer Flüche
    aus, als sie ihn zur Seite drängte, Rosalinds Zügel packte und sich mit einer
    blitzschnellen Bewegung in den Sattel schwang. Sie hob den Fuß, um ihn wegzutreten,
    sollte er versuchen, sie aufzuhalten. Aber er schien keine Absicht zu haben, das zu tun.
    Er stand nur reglos dort. Sophie konnte ihn kaum sehen, aber sie spürte seinen
    unverwandten Blick. Sie wendete Rosalind und preschte davon. Als sie den Wald
    verließ, sah sie am Horizont erleichtert das erste Licht des Morgens.
    Nur fort. Über das, was sie soeben erlebt hatte, würde sie später genauer nachdenken,
    wenn sie sich wieder etwas beruhigt hatte, nicht mehr zitterte und vielleicht schon ein

    wenig vergessen hatte, wie sich seine Lippen und sein Körper anfühlten, und was er
    mit ihr getan hatte.
    Sie wusste nur eines: Ihr Körper schmerzte. Aber es war nicht von seinem festen
    Griff, nicht davon, dass er sie an den harten Stamm gepresst hatte, sondern von
    Sehnsucht nach etwas, von dem sie bisher keine Ahnung gehabt hatte, dass es sie so
    sehr überwältigen könnte.
    * * *
    Als Henry eine halbe Stunde nach ihr heimkam, lauerte Sophie ihm bereits an der
    Treppe auf. Sie hatte – überhaupt nach dem Erlebnis mit dem geheimnisvollen Küsser
    – keine Lust, lange darum herumzureden, sondern packte ihren Vetter am Arm und
    zerrte ihn quer über den Gang in ihr Zimmer. Sie wusste zwar, dass sie selbst schuld
    war und sich durch ihre Neugier und Unvorsichtigkeit in eine Lage gebracht hatte, die
    noch weitaus schlimmer hätte enden können. Das zumindest sagte ihr Verstand. Ihr
    Gefühl gab jedoch Henry die Schuld daran. Henry, der so dämlich war, sich von
    Schmugglern erpressen zu lassen.
    Henry, viel zu gutmütig um sich zu wehren, und vor allem zu entsetzt, seine Cousine
    in Hosen zu sehen, ließ sich mitschleppen. Erst als Sophie die Tür zu ihrem Zimmer
    leise, aber nachdrücklich schloss, wurde er gesprächig.
    „Bei allen Heiligen, Sophie! Mit Hosen?!“
    „Bei allen Heiligen, Henry!“, fuhr sie ihn an. „Mit Schmugglern?!“
    Henrys Gesicht hätte einem Bildnis des Unheiligen Saulus Ehre gemacht, als dieser
    vom Engel mit seinen Schandtaten konfrontiert wurde.
    „Bist du verrückt geworden, dich mit solchen Leuten einzulassen?“, setzte Sophie
    energisch fort.
    „Woher …?“ Henry wankte. Er war so blass geworden, dass Sophie ihn zum Bett
    schob und ihn darauf niederdrückte, bevor seine Knie nachgeben konnten.
    „Ich habe euch gehört. Captain Hendricks und dich. Gestern im Obstgarten. Deshalb
    also wolltest du nicht, dass ich das Haus betrete! Weil deine Schmugglerbande dort
    Unterschlupf gefunden hat! Schämst du dich gar nicht?“
    Henry verfiel zusehends, brachte jedoch kein Wort hervor. Seine Lippen artikulierten
    lautlos das Wort „Obstgarten“.
    „Und heute Nacht“, trumpfte Sophie auf, „bin ich dir nachgeritten!“
    „Du hast …“ Henry war fassungslos. „Du bist …“ Seine sonst so sorgfältig frisierten
    Haare, die er „Windstoßfrisur“ nannte, hingen ihm über die Ohren und in die Stirn.
    Sein Mund war etwas geöffnet, die Augen waren weit aufgerissen.
    „Ich weiß alles! Ich habe gesehen, wie du mit einem Wagen Schmuggelware
    transportiert hast! Deshalb hast du nicht gleich den Hausschlüssel gefunden! Du
    wolltest ihn mir nicht geben! Das nennst du also nach dem Rechten sehen? Und ich
    habe mich auch noch bei dir bedankt! Du bist wahnsinnig, Henry. Du musst dich
    raushalten!“
    „Das … geht nicht.“ Er schüttelte verzweifelt den Kopf, griff sich in den Kragen, zog
    mit der anderen Hand ein Taschentuch hervor, mit dem er sich die Stirn abtupfte. „Sie
    haben mich in der Hand, verstehst du nicht?“

    „ Sie sind wohl Jonathan Hendricks“, stellte Sophie fest. „Er gehört zu den
    Schmugglern, ist aber nicht deren Anführer, oder?“
    „Hm.“ Henry wollte verzweifelt den Kopf in die Hände stützen, aber Sophie packte
    ihn an den

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