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Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
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überhaupt noch einmal anzuschneiden.
    Es war klar: Sophie musste selbst etwas unternehmen. Ihr Vetter Henry war ein
    Hasenfuß, das war offensichtlich. Sophie fühlte sich jedoch für ihn verantwortlich. Er
    war zwar Engländer, aber die Familie musste zusammenhalten. Das hatte ihr Vater sie
    schon sehr früh gelehrt.
    Sie hatte sich nach dem Abendessen auf ihr Zimmer zurückgezogen, um in Ruhe
    nachdenken zu können. Es war ein warmer Abend, und so saß sie im dämmrigen
    Raum vor dem Fenster und sah hinaus. Einige Vögel piepsten, schon halb im Schlaf,
    die Grillen im Vorgarten zirpten, und auf der Straße vor dem Haus waren noch Leute.
    Handwerker, die heimkehrten und mehrere Damen und Herren, die vermutlich zu einer
    Festlichkeit unterwegs waren. Kutschen und Sänften kamen und gingen.
    Sophie legte die verschränkten Arme auf das Fensterbrett, bettet das Kinn darauf und
    überlegte. Die Möglichkeit, Captain Hendricks anzuzeigen, fiel von vornherein weg.
    Er würde sicher verhört werden und dann von Henry erzählen – schon um sich zu
    rächen, wenn dieser gegen ihn aussagte. Nein, sie musste Jonathan Hendricks
    einschüchtern und ihm drohen.
    In ihren Überlegungen tauchte immer wieder dieser fremde Schmuggler auf, der sie
    überfallen und geküsst hatte. Sie hatte ihn für einen der Männer gehalten, weil er sie
    damit bedroht hatte, den Rest der Bande zu rufen. Aber dann hatte er sie einfach gehen
    lassen. Hätte einer dieser Verbrecher dies aber getan? Er hatte doch annehmen müssen,
    dass sie alles gesehen hatte und die Bande verraten konnte!
    Verwirrt, wie sie von diesem Kuss gewesen war, hatte sie gar nicht darüber
    nachgedacht. Das war ein Fehler gewesen. Wann immer sie sich an ihn erinnert hatte,
    waren es seine Hände, seine Lippen, sein Körper, diese erregende Ausbuchtung
    zwischen seinen Beinen gewesen, die sie beschäftigt hatten. Aber wenn sie kühler und
    objektiver darüber grübelte – was nicht ganz einfach war – so hatte er nicht wie ein
    gewöhnlicher Verbrecher gewirkt. Sekundenlang dachte sie darüber nach, ob es
    vielleicht Captain Hendricks selbst gewesen sein könnte, aber dann schüttelte sie den
    Kopf. Nein, der hätte niemals vor ihr an der Stelle sein können, wo sie Rosalind
    zurückgelassen hatte. Und er hätte sie auch nicht laufen lassen.
    Die Möglichkeit, dass der Mann die Schmuggler ebenso belauscht hatte wie sie,
    faszinierte Sophie. Wer konnte er sein? Ein Büttel, der diesen Verbrechern bereits auf
    der Fährte war? Aber ein Polizist, der fremde junge Männer an einen Baum drängte
    und sie sogar küsste? Unwahrscheinlich.
    Sie versuchte sich seine Worte, sein Benehmen, sein Aussehen ins Gedächtnis
    zurückzurufen. Das Aussehen war schwierig, es war ja so dunkel gewesen, dass sie
    kaum seinen Schatten wahrgenommen hatte. Ihre Eindrücke bestanden lediglich aus
    Stimme, Händen, Lippen, breiten Schultern, einem harten Körper, der sie gegen den
    Stamm presste. Das war in diesem Moment viel gewesen, aber um jemandem
    wiederzuerkennen herzlich wenig. Auch wenn eine gewisse Vertrautheit in der Art

    gewesen war, in der er sie gepackt hatte. Dieser Unterton in der flüsternden Stimme.
    Diese Drohungen.
    Konnte es … nein! Unmöglich! Sophie hob unwillkürlich abwehrend beide Hände.
    Aber wenn es doch Lord Edward war? Die Vorstellung nahm Sophie den Atem und
    gleichzeitig hoffte sie es innigst. War es denn wirklich so unwahrscheinlich? Er
    tauchte doch immer dort auf, wo sich einer oder mehrere Schmuggler herumtrieben!
    Und tatsächlich hatte sie ihn das erste Mal bei Marian Manor getroffen! Ferner kannte
    er Hendricks. Und an dem Morgen auf den Klippen war er ebenfalls vom Haus
    gekommen. Es konnte doch nicht alles nur Zufall sein! Auch seine Worte passten
    dazu! Natürlich! Schon beim Ball hatte er als Preis einen Kuss für seine Hilfe verlangt,
    und nun war dies der Preis für ihre Freiheit gewesen! Dieser Schuft!
    Und wenn er zu der Bande gehörte? Vielleicht so wie Henry erpresst wurde?
    Vielleicht hatte er den Auftrag, das Haus zu bewachen. Aber weshalb hatte er sie dann
    laufen lassen?
    Weil er sie erkannt hatte. Das war nun klar. Er hatte gewusst, wer in der Hose steckte.
    Er wusste, dass Sophie ohnehin niemanden verriet, weil sie sonst Henry an den Galgen
    lieferte.
    Und … er hatte sie wieder einmal abgegrapscht. Dieses Mal noch viel heftiger als
    davor. Und hatte sich dann sogar entschuldigt. Sophie entfuhr ein Kichern. Sie
    schüttelte den Kopf. Der Mann war

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