Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suesse Versuchung

Suesse Versuchung

Titel: Suesse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vera
Vom Netzwerk:
Jackenaufschlägen. „Er erpresst dich. Womit?“ Henrys Zähne klapperten
    aufeinander, als sie ihn kräftig schüttelte. Sie hatte von Kindheit an herumgetobt und
    hatte nichts von den verzärtelten englischen Frauen, die hier durch die Gegend
    trippelten und kaum ein Taschentuch halten konnten.
    „L … lass dd … das! Was fällt dir ein?“ Er machte sich energisch frei. „Die Jacke ist
    von Weston.“
    „Und wenn sie aus Osten wäre, das ist mir egal“, zischte Sophie.
    „Weston ist einer der besten Londoner Schneider und keine Himmelsrichtung“,
    wurde sie von ihrem Vetter angeblafft, der vor Empörung kurzfristig seine Angst
    verloren hatte. „Herrgott noch mal! Von dem musst sogar du gehört haben! Wo hast
    du gelebt? In einer Höhle?“
    Er zuckte zurück, als er Sophies blitzende Augen knapp vor seinen sah. „Werde bloß
    nicht frech“, zischte sie ihn an. „An deiner Stelle würde ich jetzt mit der Sprache
    rausrücken, sonst gibt’s Maulschellen! Also: womit erpressen sie dich?“
    Henrys Gesicht nahm den Ausdruck eines trotzigen Jungen an. „Spielschulden“,
    quetschte er endlich hervor.
    „Bei wem? Bei Jonathan Hendricks?“ Sophie verstand nicht, wie jemand wie Henry
    überhaupt auf die Idee kommen konnte, zu spielen. Sie hatte ihn bei den Whistabenden
    ihrer Tante beobachtet. Er spielt nur marginal besser als Augusta und hatte ebenfalls
    fast immer verloren. Und sie bezweifelte, dass ihr Vetter bei einem so harmlosen Spiel
    Schulden gemacht hatte.
    „Nein, bei anderen.“
    „Wie viel?“
    Henry drückte herum. „F … Fünfhundert Pfund.“
    Sophie stieß heftig den Atem aus. „Mit fünfhundert Pfund kann eine ganze Familie
    sehr lange Zeit leben!“
    Henry wirkte überrascht. „Wirklich?“
    Sophie verdrehte die Augen. Sie und ihre Geschwister waren von ihren Eltern
    niemals zur Verschwendung angeregt worden. Ihr Bruder Malcolm hatte einmal
    Spielschulden gemacht, allerdings hatte es sich dabei um fünfzig Pfund gehandelt.
    Eine Summe, mit der einer ihrer Pächter tatsächlich ein Jahr lang seine Familie
    ernährte. Als Malcolm das Geld nicht hatte zusammenbringen können, war er mit
    hängendem Kopf zu ihrem Vater gegangen und hatte gebeichtet. Vater McIntosh hatte
    ihm ohne mit der Wimper zu zucken das Geld gegeben. Ihr Bruder hatte bezahlt, und
    dann hatte er ein halbes Jahr lang den Stall ausmisten müssen. Er hatte nie wieder
    gespielt. Sophie fand, dass diese Erziehungsmethode Henry auch nicht geschadet
    hätte. Allerdings fragte sie sich, was ihr Vater als angemessene Buße für den
    zehnfachen Betrag angesehen hätte.
    „Und wie kommt dann Captain Hendricks dazu, dich zu erpressen?“
    „Das war anders …“ Henry wand sich, aber Sophie ließ nicht locker. „Ich hatte die
    Spielschulden, wusste aber nicht, wie ich die bezahlen sollte. Mutter hätte mir
    geholfen, aber du weißt ja – sie hat selbst kein Vermögen, und als ich zum

    Geldverleiher ging, sprach mich ein Mann an. Er meinte, dass ich ganz einfach zu
    Geld kommen könnte, indem ich Sachen verkaufe.“
    „Was für Sachen?“ Sophie setzte sich neben ihn auf das Bett.
    „Verschiedene Dinge, auf denen hohe Zölle liegen. Alkohol. Gewürze. Und auch
    Schmuck. Sie sagten, das wäre für mich einfacher. Überhaupt, was den Schmuck
    betrifft, weil ich da einem Pfandleiher in London einreden könnte, dass es sich um
    Familienerbstücke handelt.“
    „Schmuck? Die schmuggeln Schmuck?“ Sophies Augen wurden schmal, als sie die
    Wahrheit erkannte. „Das ist Diebesbeute! Du vertreibst auch noch Hehlerware? Bist
    du verrückt?!“
    „Sie sagen, das wäre von Wracks. Oder Prisenanteile …“
    „Piratengut!“, fuhr Sophie ihn an. „Ich bin vielleicht in einer Höhle aufgewachsen
    und kenne deinen lächerlichen Schneider nicht, aber ich kenne sehr wohl die Gesetze!
    Und du wirst, wenn du dich nicht losmachen kannst, am Galgen enden!“
    „Hör auf. Mal den Teufel nicht an die Wand“, stöhnte Henry. „Außerdem bin ich
    dabei, mich loszusagen. Captain Hendricks will mir dabei helfen, hat er gesagt.“
    „Captain Hendricks! Bist du wirklich so dumm? Er gehört doch zu den Schmugglern
    und wohl noch schlimmer – sehr wahrscheinlich zu den Piraten! Wenn er wirklich ein
    Kapitän ist, dann von einem Piratenschiff! Und es hat nicht so geklungen, als würde er
    dich aussteigen lassen! Er hat dir sogar mit irgendeinem Anführer gedroht!“
    „Das … das kann schon sein … aber er hat trotzdem gesagt, wenn ich ihm jetzt noch
    einige Zeit helfe, dann kann ich bald frei

Weitere Kostenlose Bücher