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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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Geschäft aussteigen, meine Liebe. Ich kann Ihnen das jetzt nicht klarmachen, aber …«
    »Sie werden mir auf der Stelle Henrys Schuldscheine übergeben.«
    »Aber ich denke doch gar nicht daran!« Jonathan lachte.
    »Dann bin ich morgen früh mit den Bütteln wieder da«, erklärte Sophie kriegerisch.
    »Und dann wird es Ihnen schwerfallen zu erklären, wieso Sie widerrechtlich Feste in
meinem
Haus abhalten können!«
    »Falls Sie bis morgen früh überhaupt aus dem Haus kommen.« Jonathans Stimme war unverändert freundlich, aber sein Blick war plötzlich hart.
    Als Sophie sich umwandte, sah sie, dass noch mehr Leute im Raum waren. Keiner hörte zu, jeder war mit sich selbst beschäftigt oder mit anderen Gästen, aber ganz nahe bei ihnen standen mehrere Diener. Oder war der Ausdruck »Galgenvögel«
    zutreffender? Denn nach echten Dienern sahen sie so wenig aus wie der vierschrötige Butler, den Hendricks »Baxter« gerufen hatte. Ganz hinten sah sie einen Mann, der kurz die Hand hob. Als sie sich schnell umwandte, erkannte sie, dass Hendricks ihn ebenfalls gesehen hatte. Er hatte ihm ein Zeichen gegeben. Sie erschrak. Das war der Hagere, den sie in der Nacht in Jonathans Begleitung gesehen hatte. Ob er sie doch dort bemerkt hatte?
    »Sie können uns jetzt noch nicht verlassen, liebe Sophie. Zuerst wollen wir ein kleines Spiel spielen.« Jonathan hatte ihren Arm ergriffen.
    »Das fällt mir nicht ein!«
    »Sophie«, Jonathan beugte sich näher. »Ich kann Sie jetzt wirklich nicht gehen lassen.
    Selbst wenn ich wollte – Sie haben schon zu viel Aufmerksamkeit erregt. Man würde Sie verfolgen. Außerdem wäre es schade, wenn Sie schon gingen. Jetzt fängt doch der Abend erst richtig an.«
    Mehrere Leute drängten sich heran. Sophie versuchte sich aus Hendricks Griff zu befreien. »Aber ohne mich! Wagen Sie es nicht! Lassen Sie mich sofort los! Henry!
    Willst du nicht vielleicht etwas tun?!« Sophie warf ihrem Vetter einen empörten Blick zu, aber der senkte nur beschämt den Kopf.
    »Nein, will er nicht«, erwiderte Jonathan an seiner Stelle. »Weil er nämlich klüger ist als Sie.« Er packte ihren Arm fester, während sein Blick über die Anwesenden glitt.
    Hinten an der Wand stand ein Mann, der soeben das Haus betreten hatte. Er war mit Frack und Zylinder bekleidet und passte nicht recht in diese Gesellschaft. Sein kalter Blick traf auf den Jonathans. Der grinste jedoch nur zurück und führte Sophie, die nichts bemerkt hatte, in den nächsten Raum.
    Sophie stolperte mit. Sie wollte widersprechen, aber der Anblick des Raumes war dazu angetan, sie verstummen zu lassen. Es war, als wäre sie nicht nur von einem Zimmer ins andere getreten – sie befand sich in einer völlig anderen Welt! Es musste sich um den Ballsaal handeln, von dem ihre Mutter erzählt hatte. Das Haus wirkte von innen noch größer als von außen. An den Wänden waren Spiegel, die die ohnehin schon beeindruckenden Dimensionen des Raumes noch vervielfachten. Palmen in großen Tontöpfen bildeten kleine Oasen, lauschige Plätzchen, in denen Sofas standen, auf denen sich Männer und Frauen niedergelassen hatten. Viele waren so wie diejenigen, die Sophie gleich beim Eintritt gesehen hatte – nur sehr spärlich bekleidet.
    Mehrere junge Frauen tanzten überhaupt völlig nackt mit nur einem Schleier vor dem Gesicht. Männerhände griffen nach ihnen. Manchmal wichen sie aus, manchmal ließen sie sich einfangen und in eine Nische, eine Palmenoase ziehen. Man hörte sie kichern, leise aufschreien. Hinter einem Paravent, der den Eingang zu einem kleinen Salon verdeckte, hörte man leises Stöhnen, und auf einer Balustrade spielte eine Kapelle exotische Weisen. Der Blick aus den Fenstern war durch schwere Vorhänge verdeckt, hinter denen man ebenfalls Bewegung sah.
    Über allem lag der drückende Geruch von Parfüm, schwitzenden Menschen, erregten Leibern und den zahllosen brennenden Kerzen. Eine Nymphe, nur mit einem Goldgürtel bekleidet, trug ein Tablett mit Weingläsern heran. Jonathan nahm eines herab und hielt es Sophie hin. »Und jetzt, meine liebe Miss Sophie, werden wir ein nettes Spiel spielen.«
    »Das würde mir einfallen!« Sophie war minutenlang sprachlos gewesen, aber nun fing sie sich wieder. Sie war für die Maske dankbar, sie musste hochrot vor Scham und Aufregung sein. Scham vielleicht schon deshalb, weil dieser Saal, diese Leute, diese Ansichten sie nicht ethisch oder moralisch abstießen, sondern neugierig machten und …

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