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Sueße Versuchung

Sueße Versuchung

Titel: Sueße Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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eine kleine Runde, und dann dürfen Sie und Henry gehen und die Schuldscheine mitnehmen.«
    Sophie durchbohrte ihn mit ihren Blicken, bis er in gespielter Angst abwehrend beide Hände hob. »Schon gut, schon gut. Lassen Sie mich leben.«
    Zähneknirschend duldete Sophie, dass man ihr die Maske abnahm und stattdessen einen Sack aus schwarzer Seide über den Kopf stülpte und um den Hals mit einer roten Schleife festband. Das halbnackte Mädchen führte sie in die Mitte des Raumes.
    Jonathan stellte sich neben sie und rief die anderen herbei. Alle lachten, waren hellauf begeistert. Jemand stieß sie an und Sophie fuhr wütend herum.
    »Ich bin's«, hörte sie die flüsternde Stimme ihres Vetters. »Bist du verrückt, da mitzumachen?«
    Sophie hatte sein Halstuch ertastet, zerrte daran und war in Versuchung, ihn damit unauffällig zu erwürgen. »Das ist allein deine Schuld!«
    »Verdammt. Du hättest nicht reingehen … Lass los! Mein Gott, Sophie. Das Tuch ist jetzt völlig verdrückt!«
    »Na, na. Keine Absprachen. Henry, Sie dürfen nicht mehr mitspielen. Gehen Sie dort in die Ecke.«
    »Aber Captain Hendricks!«
    »Wird's bald? Schummeln gilt nicht.« Jonathans Stimme klang jovial, aber Sophie hörte genug Drohung heraus, um Henry tatsächlich in die Ecke zu schicken. Elender Feigling!
    Sie tastete mit den Händen um sich, versuchte sich zu orientieren. Dort musste der Eingang zu diesem Raum sein. Hinter ihr das Fenster und … plötzlich ergriff sie jemand bei den Schultern, drehte sie mehrmals wild um ihre eigene Achse, ehe sie sich dagegen wehren konnte. Als sie wieder stillstand und nicht mehr das Gefühl hatte zu taumeln, versuchte sie, sich zurechtzufinden. Aber wie? Sie streckte suchend die Hände aus. Wenn Jonathan weitersprach, konnte sie sich an seiner Stimme orientieren, hineilen und ihn packen. Eine Runde hatte er gesagt. Er war der Einzige, den sie außer Sir Winston und Tante Elisabeths Nachbarn kannte, und wenn sie ihn aufspüren konnte und seinen Namen erriet, war diese Lächerlichkeit zu Ende, und sie und Henry konnten gehen.
    Um sie herum hörte sie Flüstern, Lachen. Einige Männer unterhielten sich über ihre offensichtlichen und weniger offensichtlichen Vorzüge, sprachen über ihre Brüste, ihre Arme, Hände. Sophie ballte die Fäuste und versuchte in dem allgemeinen Stimmengemurmel Jonathan auszumachen. Etwas beunruhigte sie zusätzlich an diesem Spiel: Es war, als würden sich die Menschen ihr nähern, statt sich von ihr zurückzuziehen. Schritte waren in ihrer unmittelbaren Umgebung zu hören. Ein Atem blies ihr in den Nacken. Sie drehte sich rasch um.
    »Wir fangen erst an, wenn ich es sage!«, hörte sie Hendricks von der anderen Ecke des Raumes ausrufen.
    Sophie wollte auf ihn zustürzen, als er jedoch fortfuhr: »Die bezaubernde Lady wird sich jetzt einen Partner für diesen Abend erhaschen! Laufen Sie, Gentlemen, sonst kommt Ihnen ein anderer zuvor! Derjenige, der zuerst von ihr berührt wird, darf sie haben! Und nicht vergessen: das Inkognito der Dame darf nicht gelüftet werden! Das Spiel beginnt!«
    Die Kapelle spielte einen Tusch, und Sophie blieb wie festgebannt stehen. Wie war das gemeint? Lachen war um sie herum, erstickte Rufe, ein Schmerzenslaut. Es hörte sich an, als würden die Männer um sie herum um die besten Plätze kämpfen. Sie kamen näher, drängten von allen Seiten herbei. Sophie wollte das Tuch vom Kopf reißen, aber im selben Moment würde man sie erkennen. Sie legte die Hände eng an ihren Körper. Wie war das? Sobald sie einen berührte, gehörte sie ihm? Verdammter Kerl! Das war nicht das Spiel, an das sie gedacht hatte. Sophie stieß einen halblauten schottischen Fluch aus und machte sich so klein und dünn wie möglich. Sie konnte nur hoffen, dass Henry wenigstens noch genügend Intelligenz aufbrachte, um hier mitzutun und sich ihr zu erkennen zu geben.
    Sie versteckte ihre Hände in den Falten ihres weiten Rockes, hielt sie fest am Körper.
    Unter dem Tuch hatte sie die Augen zusammengekniffen und ihre Lippen waren zusammengepresst. Sie hätte am liebsten geschrien, getreten, geflucht. Der Tumult um sie herum wurde größer. Einige Hände stießen sie an. Flüsternde und lachende Stimmen warben um sie, flehten sie an, den jeweiligen Besitzer zu berühren und festzuhalten. Auch Sir Winston war darunter. Sie erkannte ihn sofort an seiner Stimme. Und so was war hier ein seriöser Bürger! Sogar Friedensrichter!
    Plötzlich war jemand noch unverschämter als

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