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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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setzte wieder ein, eine romantische, schmelzende Melodie. Die Gestalten lösten sich voneinander, und die Retterin des Mädchens warf lachend ihre langen roten Haare zurück. Beide Frauen verbeugten sich vor dem begeistert klatschenden Publikum.
    »Hach, wie romantisch«, seufzte Rio theatralisch. Das Licht ging aus und tauchte den Theatersaal in jähe Dunkelheit.
    Rio bäumte sich auf, und ich prallte mit dem Rücken auf den Boden.
    Das Licht ging an, und ein Scheinwerfer richtete sich auf Rio, die auf Händen und Knien über mir kauerte. »Ich liebe Happy Ends«, schnurrte sie, »du nicht auch?«

    Ich tastete mit klopfendem Herzen nach meiner Jackentasche. »Das willst du also? Ein Happy End?«
    Ihr Zunge schnellte vor. »Wollen wir das nicht alle?«
    »Was ist mit der Hauptdarstellerin? Kann sie auf ein Happy End hoffen?«
    »Bestimmt. Wir alle brauchen Hoffnung, kleine Sidhe, denn wofür lohnt es sich sonst zu leben?« Sie warf mir eine Kusshand zu. »Ohne Hoffnung hat man nichts.« Sie grinste zähnefletschend, ganz so wie die Retterin des Mädchens, und senkte langsam den Kopf.
    »Aber wenn die Hoffnung versagt, gibt es zumindest Vergeltung.« Mit diesen Worten drückte ich ihr die silberne Einladung auf die nackte Haut zwischen ihren flachen Brüsten.
    Sie stieß ein schrilles Kreischen aus und zuckte zurück wie eine Katze, die sich verbrannt hat. Sie ruderte mit den Armen, den Mund weit aufgerissen. Dann sank sie ohnmächtig in sich zusammen. Rauch stieg in dünnen Schwaden von ihrer Brust auf. Auch mir stand der Mund offen. Ich war fassungslos. Eine solche Wirkung hatte ich nicht erwartet. Aber auch von meiner Hand, in der ich die Einladung hielt, stieg Rauch auf, und es brannte höllisch.
    Shit. Ich krabbelte hektisch rückwärts, fort von ihr. Dann schnellte ich zum Publikum herum, sprungbereit in der Hocke. Man starrte mich an, als gehörte dies noch zur Vorstellung. Ich ballte die Fäuste. Was würde passieren, wenn sie merkten, dass es nicht dazugehörte?
    Da erhob sich plötzlich eine zierliche blonde Vampirin in einem mit Perlen bestickten Kleid im Stil der Zwanzigerjahre: Elizabetta, das Oberhaupt des Golden Blade Clans.
    Ich registrierte dies fast automatisch.
    Nicht gut. Gar nicht gut.
    Sie neigte würdevoll das Haupt und begann dann vornehm zu klatschen.
    Der Rest des Publikums schloss sich an.

    Mir fiel ein Stein vom Herzen, nein, ein Felsblock. Ich schob die Einladung wieder in meine Tasche und wischte mir den Mund mit dem Handrücken ab.
    »Danke für dieses Gespräch, Rio«, murmelte ich.
    Abgang durch die Hintertür.

27. K apitel
    I ch atmete erleichtert auf, als ich wieder draußen im menschenleeren Korridor stand. Hätte Rio mich wirklich gebissen? Hätte sie auf den Earl und seine Sicherheitsgarantie gepfiffen? Oder war das Ganze nur noch mehr Theater gewesen? Ich zog eine Grimasse, als ich die große Brandwunde auf meiner Handfläche sah. Dann warf ich einen Blick auf meine Uhr. Noch fast eine Stunde bis zu meinem Treffen mit Alan Hinkley, genug Zeit also, um mich weiterhin umzusehen … aber um ehrlich zu sein, ich hatte für heute die Schnauze voll vom Detektivspielen und von blutlüsternen Vampiren. Beherrscht schritt ich auf den Notausgang zu, obwohl ich am liebsten gerannt wäre. Meine Absätze hallten auf dem Linoleum wie Schüsse.
    Nur noch zwanzig Meter, und ich war draußen.
    Aber so weit kam ich nicht.
    Eine schattenhafte Gestalt warf sich auf mich und stieß mich rücklings an die Wand. Ein harter Körper presste sich an mich, und eine kalte Hand hielt mir den Mund zu. Mein Puls schnellte in die Höhe, und meine Kehle war wie zugeschnürt. Vor mir, nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, erblickte ich ein bleiches Ohr mit einem schwarzen Ohrstecker darin.
    Malik hielt mich stumm an die Wand gedrückt. Sein würziger, exotischer Geruch hüllte mich ein. Er schaute nicht mich an, sondern zur Seite, als würde er auf etwas warten. Wir waren in ein eigenartiges, schattenhaftes Halbdunkel gehüllt, abgeschnitten, gestrandet in einer Art Niemandsland …
    Ich überlegte flüchtig, ob ich mich wehren sollte, aber mein Körper war nicht interessiert.

    »Dies scheint ja ein äußerst informativer Abend für dich zu sein, Genevieve«, sagte er leise und fast ohne die Lippen zu bewegen. »Und es wird gleich noch interessanter werden.«
    Seine Stimme strich wie Samt über meine Haut. Mein Blick war auf den Ausschnitt seines schwarzen T-Shirts gerichtet, auf das schmale

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