Suesser Als Blut
Genevieve? Da es mein größter Wunsch ist, dass du dich erinnerst?«
Ich runzelte die Stirn. Was wollte er damit sagen? »Woran soll ich mich erinnern?«
»Na, an das, was ich anfangs gesagt habe.« Er küsste meine Fingerspitzen, aber ich fühlte den Kuss auf meinen Lippen. »Ich möchte diese Sache zu einem für mich zufriedenstellenden Ende bringen. Dazu brauche ich keinen Zauber. Ich brauche dich also nicht, um ihn für mich zu finden.«
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Sie schmeckten nach türkischem Honig. Verdammtes Mesmer . Alle wollten diesen Zauber. Warum er nicht? Und warum hatte er mir überhaupt diese Einladung geschickt, wenn es dabei nicht um diesen Zauber ging?
Das Taxi hielt an. »Macht neunzehn Pfund, zwanzig, bitte.«
Malik zog einen Fünfziger heraus und reichte ihn dem Fahrer. »Warten Sie bitte hier auf uns.«
Die Türverriegelung löste sich mit einem Klicken. »Danke, Mann. Keine Sorge, ich warte.«
»Du kannst nicht mitkommen«, sagte ich fest.
»Genevieve, wir haben vereinbart …«
»Geh nach Hause, Malik«, sagte ich zu ihm so wie er gestern zu mir.
Dann sprang ich aus dem Taxi.
29. K apitel
I ch stürmte davon. Verdammt. Was jetzt? Ein heißer Windstoß von der Themse wehte mir die Haare ins Gesicht, und ich schob sie ungehalten zur Seite. Ich atmete tief ein und bereute es sofort. Alles, was ich in meine Lunge bekam, war abgasgeschwängerte Luft und der Geruch, der vom Fluss herkam.
Seufzend ließ ich erst das eine, dann das andere Fußgelenk kreisen. Meine Füße hatten die hohen Absätze allmählich satt. Auf der Suche nach einer Eingebung, wie ich den blutsaugenden Schönling loswerden konnte, schaute ich mich um. Vor mir lag die gut beleuchtete Themsepromenade. Zwischen den Bäumen blitzte das Denkmal der Royal Air Force hervor, mit seinem goldenen Adler auf der Spitze. Auf der anderen Seite des Flusses stand das London Eye, still und stumm, aber wundervoll beleuchtet. Es war Mitternacht, aber die Stadt schlief nicht. Es waren noch eine ganze Menge Leute unterwegs. Einige schlenderten über die Hungerford Bridge, andere standen rauchend und schwatzend an Deck der Hispaniola, ein Pärchen schmuste unter der Eisenbahnbrücke, und ein Mann in Shorts führte seinen japsenden Pekinesen spazieren.
Leider ließen die Eingebungen auf sich warten. Seufzend wandte ich mich um. Malik stand breitbeinig in einiger Entfernung, die Daumen in die Jeans gehakt, den Blick arrogant auf mich gerichtet. Er wirkte bedrohlich, selbst wenn man nicht wusste, was er war. Die meisten Leute würden einen weiten Bogen um ihn machen – so wie der Mann in Shorts, der prompt
umkehrte und, seinen Pekinesen hinter sich herzerrend, in die andere Richtung verschwand.
So leicht wie ihn würde ich Malik nicht loswerden – und wenn ich es einfach mit der direkten Methode versuchte?
»Pass auf«, sagte ich und ging auf ihn zu, »ich will nicht, dass du hinter mir herzockelst, okay? Alan Hinkley ist mein Klient, und es sieht nicht gerade professionell aus, wenn ich dich mitbringe.«
Er hob das Kinn und schnupperte. »Warum sind wir nicht im Polizeirevier?«
»Old Scotland Yard ist gleich um die Ecke. Alan Hinkley wollte sich zuerst mit mir treffen, weil wir hier ungestört sind.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Er müsste gleich kommen. Wenn er nicht schon da ist.«
»Eine Straßenecke ist nicht gerade ein passender Ort für ein vertrauliches Gespräch.«
»Wir wollten uns im Park treffen.« Ich zeigte auf das gusseiserne Tor. Dahinter erstreckte sich schnurgerade ein Kiesweg etwa dreißig Meter bis zum jenseitigen Tor. Der Park war von einem schwarz gestrichenen, gusseisernen Zaun umgeben und bestand größtenteils aus Rasen, auf dem vereinzelt ein paar riesige alte Bäume standen. Drei Statuen blickten auf den Fluss hinaus. An einer Seite des Parks erhob sich ein Häuserblock, dessen Fenster fast alle erleuchtet waren. Alles offen, alles gut zu überblicken. Die einzigen Verstecke, die ich entdecken konnte, waren zwischen den Büschen, die am Zaun wuchsen. Aber es war leicht zu erkennen, dass der Park vollkommen verlassen war.
Malik runzelte die Stirn. »Warum ausgerechnet hier?« Er wandte den Kopf und schaute zur U-Bahn hinüber. »Warum nicht bei der U-Bahn oder in einem Café?«
»Okay, hör auf, mich zu grillen.« Ich stieß einen gereizten Seufzer aus. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Alan Hinkley im Moment gut auf Vampire zu sprechen ist. Und ich auch
nicht. Ich will
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