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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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seufzte erleichtert auf. Auch die lange Bar mit ihrer Glasfront war sauber: keine üppigen Sahnetorten oder kalorienreichen Cremeteilchen, keine gammeligen Reste – weder von der verhexten, noch der normalen Sorte.
    Die Küchentür schwang auf, und ich wurde abermals aus meiner Konzentration gerissen. Finn kam lässig hereingeschlendert. »Beim Zeus, Genny, aber da drin wibbelts förmlich, das musst du dir mal ansehen.« Er schob die Hände in die Hosentaschen. »Der Manager glaubt, dass er den Schlamassel einem unzufriedenen Gast zu verdanken hat, der statt einem Trinkgeld ein paar ätzende kleine Zaubersprüche hinterlassen hat. Hat jedenfalls die Hauselfe behauptet.« Er schüttelte den Kopf. »Und er glaubt ihr.«

    Ich versuchte mein aufgeregt pochendes Herz zu ignorieren – es pochte ja immer aufgeregt, sobald Finn in Sicht kam. Aber das mit ihm hatte sowieso keinen Zweck, also ab in den Müll damit.
    »Wieso sollte er ihr nicht glauben? Das ist ein Familienbetrieb, sicher gehört die Hauselfe schon ewig dazu … obwohl, seltsam ist es schon, dass sie so viel Schaden angerichtet hat.« Ich trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Außer natürlich, der Manager selbst hat sie verärgert und will es bloß nicht zugeben.«
    Finn zuckte die Schultern und begann sich herzhaft zu strecken.
    Immer wenn ich Finn sehe, versuche ich krampfhaft, ihn mir nicht mit runtergelassenen Hosen vorzustellen. Schuld daran sind seine Hörner, der Büroklatsch und meine unerzogene Libido. Finn ist ein Fae der untergeordneten Kategorie, ein Satyr; seine Ur-ur-was-auch-immer wurden von den alten Griechen als Halbgötter verehrt, unter anderem Pan, der halb Ziege, halb Mann war. Finns Arsch sieht angekleidet ganz normal aus, kein Anzeichen von einem Schwanz (nicht auf dieser Seite), keine behaarten Beine. Auch der Büroklatsch gibt in dieser Hinsicht nichts Definitives her, seit er vor drei Monaten bei Spellcrackers angefangen hat. Trotzdem, immer wenn ich ihn sehe, kann ich nicht anders, als …
    »Wie läuft’s hier bei dir, Genny?« Er rieb sich ein Horn. Seine Hörner haben die Farbe von vertrocknetem Farn, sind höllisch scharf und ragen etwa drei Zentimeter aus seinem welligen Blondhaar heraus. Wenn man dazunimmt, dass er aussieht wie ein fleischgewordenes männliches Pin-up, ist es kein Wunder, dass meine Gedanken auf Wanderschaft gehen. Ja, wenn die Hörner nicht gewesen wären, hätte Finn gut und gerne Fotomodell werden können. Ich war sicher, dass er sich mit einem Glamour umhüllte, um menschlicher auszusehen, doch war es mir bisher noch nicht gelungen, durch ihn hindurchzusehen.

    »Hab alles geknackt , bis auf die Kaffeemaschine«, antwortete ich.
    »Könnte in der Küche eine helfende Hand gebrauchen, wenn du hier fertig bist«, sagte er mit einem zweideutigen Grinsen. »Falls es dir nichts ausmacht?«
    Anstelle einer Antwort bedachte ich ihn mit der Miene, mit der ich solche Anspielungen abwehrte, seit er angefangen hatte, sich an mich ranzumachen: ein nachsichtig-amüsiertes Lächeln, das keinen Zweifel daran ließ, wie wenig ich auf seine Süßholzraspelei hereinfiel.
    Ich hob die Barklappe und trat auf die wuchtige Profi-Kaffeemaschine zu. Ich betrachtete sie: Sie leuchtete wie eine orangefarbene Warnlampe. Am schlimmsten waren die Hebel. Den Zauber zu knacken würde natürlich nur Sekunden in Anspruch nehmen, anstatt ihn mühsam auseinanderzuzupfen, aber das Knacken von Zaubern knackt leider nicht nur den Zauber, sondern meist auch das Objekt, an dem er hängt. Und Kollateralschäden müssen unter allen Umständen vermieden werden – die Kundschaft hat die unangenehme Neigung, sich deswegen zu beschweren -, also nahm ich wohl oder übel einen Zipfel des Zaubers und begann ihn aufzudröseln. Doch kaum hatte ich mit Daumen und Zeigefinger zugefasst, als mich ein heißer Dampfstrahl traf. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht aufzuwimmern, und schüttelte meine Hand. Der Dampf war nicht echt, der Schmerz aber schon, was bedeutete, dass ich immerhin keine Verbrennungen davongetragen hatte, bloß den figurativen Klaps auf die Finger.
    »Autsch. Das muss verdammt wehgetan haben«, bemerkte Finn mitfühlend. »Aber das passiert nun mal, wenn man zu schnell rangeht.«
    Ich schnaubte. »Als ob ich das nicht wüsste.«
    Er grinste. »Klar weißt du’s, aber hey, das ist’ne ganz schön angepisste Hauselfe. Bin bloß froh, dass sie mich nicht auf dem Kieker hat.«

    Ich stieß den Zauber vorsichtig mit dem

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