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Suesser Als Blut

Suesser Als Blut

Titel: Suesser Als Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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»Mein Priester hat mir versichert, dass die Polizei nichts gegen Kobold-Leibwächter einzuwenden hat.«
    »Korrekt.« Von Hughs Schädel stieg rötlicher Steinstaub auf, immer ein Anzeichen für Erregung, Nervosität oder, wie in diesem Fall, Verlegenheit. »Der junge Jeremiah hier ist ein Adoptivsohn meines Stammes. Wir haben uns nur … begrüßt.«
    Hm. Wenn das alles war, warum dann die Staubwolken?
    »Das ist ja toll!« Banner grinste breit in die Runde. Dass sein Kobold dabei zusammenzuckte, bemerkte er wieder nicht. »Ist doch immer schön, wenn man auf alte Bekannte trifft, nicht wahr?«
    Feine Risse zeichneten sich auf Hughs roter Stirn ab. »Sie haben Recht, Mr. Banner«, sagte er stirnrunzelnd, »alte Freunde sind immer ein willkommener Anblick. Sie können hier warten, solange Sie möchten, Sie und Jeremiah.« Er blickte auf mich hinab. »Wenn du mir bitte folgen würdest, Genny.«
    Ich unterdrückte ein Seufzen. Das war keine Bitte gewesen.
    Den Blick auf die messerscharfe Bügelfalte gerichtet, die sich präzise in der Mitte seines Hemds über seinen Rücken zog, folgte ich ihm durch den Gang. Sein weißes Hemd steckte ordentlich in seiner schwarzen Hose. Er sah in der Zivilkleidung
nicht anders und auch nicht älter aus als vor zehn Jahren, als ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Trolle werden gewöhnlich mehrere Jahrhunderte alt, und soweit ich wusste, war Hugh etwa neunzig – obwohl er höchstens halb so alt aussah.
    Er blieb stehen und hielt mir die Tür auf. Ich atmete seinen vertrauten Geruch nach frischem Ozon ein, der für mich Sicherheit und Geborgenheit bedeutete. »Und, wie läuft’s bei dir?«
    »Gut, Genny, gut.« Seine Pranke berührte sanft meine Schulter.
    »Hab gehört, du hast einen neuen Chef. Genauer gesagt, eine neue Chefin.« Ich tätschelte seinen Arm. »Tut mir leid.«
    »Mir auch«, brummte er. Lauter sagte er jedoch: »Detective Inspector Crane ist eine äußerst fähige Kriminalbeamtin, und ich schätze mich glücklich, sie als Vorgesetzte zu haben.«
    Ich grinste über diese diplomatische Antwort. »Du wärst ein wunderbarer Inspector, Hugh.«
    »Die Zeit ist noch nicht reif dafür, Genny. DI Crane ist eine einflussreiche Hexe mit viel Erfahrung, hier und auf dem Kontinent; sie ist genau das, was das Team braucht.«
    Und sie mag zwar eine Hexe sein, aber sie ist zumindest ein Mensch, fügte ich im Stillen hinzu. Hugh war der erste Troll, der es zum Sergeant gebracht hatte, vor vier Jahren. Aber er war ein Troll. Das Leben ist bekanntermaßen unfair, und nicht nur Menschen gegenüber.
    Ich betrat das Großraumbüro und steuerte direkt auf Hughs L-förmigen Schreibtisch zu, der trotz der vielen anderen Tische nicht zu übersehen war. Hughs Schreibtisch war der einzig aufgeräumte: ein säuberlicher Aktenstapel, ein rosaroter Granitständer für Papieruntersetzer und drei Kugelschreiber in Übergröße, wie sie extra für Trolle angefertigt wurden, das war alles. Ach ja, und ein elektronischer Fotorahmen mit einer Sommeraufnahme von seinen Heimatbergen. Auf seinem Monitor war
ein Bildschirmschoner mit einer ähnlichen Aufnahme seiner Berge zu sehen, aber bei leichtem Schneefall.
    Lächelnd fragte ich: »Also, was war das mit dir und diesem Kobold?«
    »Großmutter macht sich Sorgen um die neuen Kobolde, die vom Land in die Stadt ziehen.« Er forderte mich mit einem Wink auf, auf seinem »Gästestuhl« Platz zu nehmen. »Deshalb hat sie mich gebeten, ihr Ardathair zu sein, ihr Großvater, so was wie ein Seelsorger, einer, bei dem sie Rat und Schutz finden können.«
    »Das ist doch gut, oder?«, fragte ich stirnrunzelnd, denn er schaute nicht gerade begeistert drein.
    »Setz dich, Genny.« Hugh stützte sich mit seinen dunkelroten Pranken auf dem Schreibtisch ab. »Wir haben Wichtigeres zu besprechen, du und ich.«
    So viel zum Geplauder unter alten Freunden . Ich ließ meine Tasche zu Boden plumpsen, aber anstatt mich hinzusetzen, ging ich erst mal zum Wasserspender in der Ecke, um ein wenig Zeit zu schinden. »Für dich auch, Hugh?«
    »Was machst du eigentlich, Genny?«
    Wasser holen , hätte ich am liebsten gesagt, aber die Besorgnis, die aus seinem barschen Ton herauszuhören war, hielt mich davon ab. »Hugh, es ist nichts Besonderes«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen, während ich mit einem Pappbecher zu seinem Schreibtisch zurückkehrte. »Ich werfe einen Blick auf die Leiche, suche nach Magie und informiere meinen Klienten über das Ergebnis.« Ich setzte mich.

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