Suesser Als Blut
dass ich Ihnen helfen werde?«
Er zuckte zusammen und lehnte sich zurück, verschränkte trotzig die Arme. »Ich bin hier nicht der Bösewicht, Ms Taylor. Alles, was ich will, ist, meinen Sohn retten.«
Ich sagte nichts, wartete ab.
»Also gut.« Alan ließ die Schultern hängen. »Bobby sagt, ich soll Ihnen etwas ausrichten. Aber nur, wenn Sie ablehnen. Er hat mir nicht verraten, was es bedeutet. Meint, es wäre besser, wenn ich’s nicht weiß.« Er schien verzweifelt mit sich zu ringen. Dann gab er sich einen Ruck und sagte harsch: »Mein Sohn würde nie etwas Unrechtes tun.«
»Dann spucken Sie jetzt besser aus, was Sie mir ausrichten sollen. Da die Botschaft ja für mich allein bestimmt ist.«
Er schaute sich kurz um, doch das Café war wie ausgestorben.
Selbst Katie war noch nicht mit seinem Kaffee aufgetaucht.
»Siobhans Bruder lässt grüßen«, sagte er leise.
Ein Adrenalinstoß durchzuckte mich. Die Härchen an meinen Armen richteten sich auf.
Siobhans Bruder.
Kacke. Ich hätte es wissen müssen. Was wollte der Mistkerl jetzt schon wieder von mir? Alan starrte mich entsetzt an. »Es ist Erpressung«, murmelte er schockiert. »Großer Gott, ich wusste es …«
Ich schluckte, versuchte, mich ein wenig zu beruhigen. »Nein, Erpressung ist es nicht. Nicht direkt.«
Keine Erpressung, aber ich hatte dennoch keine Wahl. Ich hatte mein Wort gegeben. Und eine Fae bricht ihr einmal gegebenes Wort nicht. Die magischen Folgen wären unberechenbar, der Preis zu hoch.
Aber ich hätte nie gedacht, dass mich dieses Versprechen einst verpflichten würde, mich für einen Vampir einzusetzen, anstatt für eines ihrer Opfer.
2. K apitel
E r sah harmlos aus wie Zuckerwatte, wie er so um den Kühlschrankgriff gewickelt war. Wer hätte gedacht, dass es sich um einen derart hartnäckigen, klebrigen Zauber handelte? Außerdem hatte ich bis jetzt noch nie giftgrün pulsierende Zuckerwatte gesehen – echte Zuckerwatte ist dagegen regelrecht nahrwatte gesehen – echte Zuckerwatte ist dagegen regelrecht nahrhaft. Mit Daumen und Zeigefinger fasste ich nach dem Zauber und zog vorsichtig daran. Ein grässlicher Gestank nach faulen Eiern stieg auf. Würgend ließ ich das Zeug los, das sich prompt wieder um den Kühlschrankgriff ringelte.
»Böse, böse Hauselfe«, murmelte ich. Ich konzentrierte mich und versuchte es erneut. Diesmal dehnte sich die magische Watte und löste sich vorsichtig vom Kühlschrankgriff. Ich ließ sie los. Sie schwebte ein Stück in die Höhe und löste sich dann in Luft auf.
Dieser Auftrag in dem schicken Bistro in Kensington hätte eigentlich reine Routine sein müssen, aber dank Alan Hinkley konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf, Fragen, auf die ich keine Antwort hatte, wie zum Beispiel: Was, zum Teufel, hatte Siobhans Bruder mit der Sache zu tun? Und kam die »Bitte« tatsächlich von ihm? Oder hatte Bobby, alias Roberto, alias Mr. Oktober ein Geheimnis entdeckt, das besser unentdeckt geblieben wäre, und beschlossen, es sich zunutze zu machen? Ich warf einen Blick auf mein Handy, aber das wollte mir auch keine Auskunft geben. Ich hatte es bei der Eingangstür zurückgelassen, in sicherer Entfernung von der Magie, und trotz all der SMS und Nachrichten, die ich geschickt hatte, verharrte es in hartnäckigem
Schweigen. Daher blieb mir wohl nichts anderes übrig, als mich, wie vereinbart, später mit Alan Hinkley in der Pathologie zu treffen.
Ich wandte mich wieder dem Restaurant zu und schlängelte mich zwischen den Tischen hindurch. Die Klimaanlage summte wie eine zornige Hornisse. Es war kühl hier, unangenehm kühl. Man kam sich vor wie in einer dunklen, kalten Höhle. Ich unterdrücke ein Schaudern. Verdunkelung hilft einem dabei, die diversen Zauber besser zu sehen , und Finn, mein Kollege – und, wenn ich den Gerüchten Glauben schenken durfte, mein künftiger Boss -, hatte vor meiner Ankunft wohlweislich die Rollläden heruntergelassen. Sonne wäre mir lieber gewesen.
Ich stützte mich auf einem Marmortisch ab und warf einen Blick darunter. Keine Magie, nichts. Der schwarz-weiß geflieste Fußboden des Restaurants war sauber. Jetzt würde keiner mehr auf unerklärliche Weise ausrutschen, und man musste auch nicht mehr damit rechnen, Mäuse zu sehen, die hektisch rückwärts im Kreis liefen.
Ein Blick auf die aufwendig mit Stuck verzierte Decke überzeugte mich davon, dass auch hier keine Magie mehr wie Spinnweben in den Ecken klebte. Ich
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