Suesser Als Blut
dem Bett, riss die Schranktür auf und starrte in den bodenlangen Spiegel. Nein, mein Hals war glatt und makellos. Da fielen mir die Worte des
Earls ein, der Malik meinen Arm vorwurfsvoll hingehalten und gesagt hatte: Und vor allem empfinde ich nicht das Bedürfnis, meine Beute zu brandmarken wie ein wildes Tier .
Malik hatte mich demnach als sein Eigentum markiert. Nichts Neues also an dieser Front.
Ich schob auch diesen Gedanken zu den anderen in die Kiste und warf den Schlüssel weg. Mein Weg führte mich nun in die Küche, um Finns Idee in Bezug auf die Hauselfenmagie zu testen. Vielleicht konnte ich sie auf diesem Weg ja tatsächlich loswerden, bevor sie noch mehr Probleme verursachte. Und wenn nicht, brachte mich der Versuch zumindest auf andere, weniger beunruhigende Gedanken.
Ich schraubte das große Glas auf, in dem ich meine Lakritzspiralen aufbewahrte, und fischte vier rote Spiralen heraus. Eine schob ich in den Mund und kaute kräftig, die anderen drei reihte ich auf der Anrichte auf. Dann öffnete ich den Kühlschrank und holte die Flasche Stoli aus dem Gefrierfach. Dabei fiel mein Blick auf die Plastikbox im Gemüsefach. Ich zögerte. Dann schüttelte ich entschlossen den Kopf und schenkte mir einen kräftigen Schluck ein. Ich kippte das Zeug auf einen Zug herunter, spürte die eiskalte Flüssigkeit scharf durch Kehle und Speiseröhre bis in den Magen rinnen, wo sich eine wohlige Wärme ausbreitete.
So weit, so gut.
Ich machte die Augen zu, konzentrierte mich und schaute nach innen. Die Hauselfenmagie schimmerte wie eine phosphoreszierende Suppe. Feine bunte Rauchschwaden stiegen von der leise blubbernden Oberfläche auf. Tief unten in der Suppe schwammen kleine schwarze Perlen. Wo kamen die her? Ich überlegte stirnrunzelnd. Dann fiel es mir wieder ein: Das war Constable Wischmopps Bezwingungszauber aus ihrem »True-Love«-Armband.
Kacke. Den loszuwerden war noch kniffliger, als die Hauselfenmagie loszuwerden. Wahrscheinlich würde mir nichts anderes
übrig bleiben, als in die Themse zu waten und den Zauber in fließendem Wasser aufzulösen. Alles andere wäre zu gefährlich.
»Also dann«, murmelte ich und schlug die Augen auf, »mal sehen, ob ich das zustande bringe, was jede vierjährige Hexe mit einem Minimum an Selbstachtung gebacken kriegt.«
Ich tauchte eine imaginäre Schöpfkelle in die Suppe und goss den Inhalt über die Lakritzspiralen. Leider verwandelte sich die Schöpfkelle, kaum dass ich sie aus der Suppe hob, in ein imaginäres Sieb und das, was tatsächlich über den roten Spiralen landete, war erbärmlich. Es gelang mir lediglich, sie mit bunten Suppentröpfchen zu besprenkeln. Der Schweiß lief mir über die Stirn, aber ich gab nicht auf. Schließlich hatte ich die Spiralen tatsächlich mit der magischen Suppe getränkt.
Jetzt zum nächsten Schritt: Ich rief die Spiralen zu mir. Sie zuckten und ruckten etwa einen halben Zentimeter in meine Richtung, dann löste sich die Magie wie die Pelle von einer Kartoffel und hüpfte wieder in die Suppe zurück.
Kacke. Vielleicht waren drei Spiralen ja zu viel für den Anfang. Ich versuchte es mit einer einzigen, die schließlich geruhte, sich drei Zentimeter weit nach links zu bewegen. Ich biss frustriert die Zähne zusammen. Komm schon, Mädchen, noch ein letzter Versuch. Diesmal schwebte die Lakritzspirale auf mich zu. Ich hob triumphierend die Hand, um sie aufzufangen, doch wieder wurde ich enttäuscht: Das verdammte Zeug explodierte und hüllte mich in eine Wolke aus feinem Zuckerstaub.
Ich ließ die Schultern hängen. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Fünfzehn-Kilometer-Dauerlauf hinter mir – ohne wirklich davon zu profitieren. Ich entschied, dass die erste Lektion damit vorbei war. Und so wie die Dinge standen, hatte ich nicht viel Hoffnung in Bezug auf Lektion Nummer zwei. Warum, zum Teufel, war es nur so schwierig für mich? Es schien, als würde ich die Magie nun doch innerhalb eines Kreidekreises
loswerden müssen. Ich machte seufzend den Kühlschrank auf, um den Wodka wieder ins Eisfach zu legen.
Die Plastikbox stand immer noch im Gemüsefach und wartete auf mich.
Meine Brust schnürte sich zusammen. Lass die Finger davon, ermahnte ich mich, vor allem nach diesem schrecklichen Traum. Ich stand unschlüssig vor dem offenen Kühlschrank.
Nicht gerade eine gute Idee, wenn man keinen Faden am Leib trägt.
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, zog ich die Schublade heraus und griff mir die Box. Mit
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