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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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wir kommen in den Himmel, und da ist es scheißgeil!«
    »Du musst dran glauben.«
    »Hör doch endlich auf, mir zu sagen, an was ich zu glauben habe. Ich habe in der Kirche noch nie – noch kein einziges Mal – die Präsenz Gottes oder sonst was gespürt. Also, an was genau soll ich denn glauben?« Sie reichte mir eine Tasse und setzte sich aufs Bett unserer Eltern.
    »Ich will nicht«, sagte ich.
    »Dann trink es halt nicht. Antworte mir – an was soll ich glauben?«
    »Ich spreche vom Glauben. Du musst den Glauben haben«, sagte ich und merkte, dass es mein eigener Glaube war, den ich verhandelte. Elise hatte bereits beschlossen, dass Gott nicht existierte, und das war völlig okay für sie. Ich wünschte mir die Zeit zurück, in der ich, wenn ich zur Kirche oder Sonntagsschule ging oder Flyer verteilte, nicht darüber nachdachte, ob ich glaubte oder nicht, in der es mir auch nie in den Sinn gekommen wäre, all das in Frage zu stellen. Jetzt stand alles in Frage, alles auf einmal, und das war es, was zählte.
    »Und du? Was ist mit dir?«, sagte sie. »Spürst du in der Kirche die Präsenz Gottes, oder starrst du nur auf die Ärsche der Leute und versuchst, nicht aus voller Lunge Flüche abzusondern; so jedenfalls geht es mir. Oder ich spiele Galgenmännchen mit dir. Ich mag diese kleinen Sushi-Stifte.«
    Ich steckte meine Zunge in die Tasse – Whiskey auf Eis, ungenießbar. Ich sagte zwar nichts, aber sie behielt mich im Auge, wartete. »Ich zähle Farben – wie viele Leute tragen Violett oder Gelb oder Grün?«
    »Das ist einfach nur traurig.«
    »Und irgendeine komische Farbe tragen sie immer alle, als sei die halbe Gemeinde gerade eben wach geworden und habe beschlossen, sich in Orange zu kleiden.«
    »Wow«, sagte sie. »Du bist wirklich langweilig. Wie langweilig muss das sein, wenn man du ist.«
    »Manchmal zähle ich auch Fette oder Glatzköpfe.«
    »Lang-weilig.«
    Die meiste Zeit aber verbrachte ich damit, die anderen Familien einzuschätzen, um festzustellen, wo wir uns einreihten. Ich sah mir Körper und Gesichter an, die Haare, die Klamotten, das Gehabe. Normalerweise reihten wir uns wegen Elise und dem kirchlichen Engagement meiner Mutter ziemlich weit vorn ein.
    »Samstagabend werde ich alle meine Kleider und Schuhe ausziehen und sie auf dem Gras liegen lassen, egal, in welchem Scheißmotel wir sind, und dann werde ich mich hinter einem Busch verstecken und zuschauen, wie sie sich alle aufregen«, sagte sie.
    »Na dann«, sagte ich.
    Einen Moment lang saßen wir da, ohne was zu sagen. Sie trank ihren Whiskey, ich schaute auf meine Füße. Ich musste irgendwas mit meinen Füßen anstellen.
    »Es ist nicht das erste Mal, dass das geschieht, weißt du. Jede Generation hat das Ende der Welt vorausgesagt. Krieg oder Arbeitslosigkeit oder Drogenabhängigkeit oder Armut haben wir nicht im Griff, aber wir können all diesen Dingen ein Ende voraussagen, das macht sie erträglicher.« Sie nahm ihr Handy und tippte, während ich wartete. Ich fummelte an dem winzigen Muttermal auf meinem Schenkel herum. Es war blass und geformt wie Jamaica. Für ein Muttermal war es akzeptabel.
    »Okay«, sagte sie, »William Miller, ein Baptisten-Pfarrer, hat für März 1844 das Ende der Welt angekündigt, aber es ist nicht gekommen, und da hat er es auf April verschoben, und auch da ist nichts passiert, also hat er es in den Oktober verlegt. Der Begründer der Zeugen Jehovas, Charles Russell, sagte, das Ende käme im Jahr 1874 und dann 1914 und dann 1918 und schließlich 1975, da war er schon so lange tot, dass er nicht zu befürchten hatte, er müsse es noch einmal verschieben. Und dann dieser Typ, Marshall, der hat das Ende auch schon einmal vorausgesagt. Und wenn er zum zweiten Mal falsch liegt, wird er sagen, er habe sich verrechnet, und uns ein neues Datum geben – die Menschen verrechnen sich, Gott natürlich nicht, klar, Gott nie – und dann machen wir das alles wieder mit.«
    »Ich nicht«, sagte ich.
    Sie legte ihr Handy hin. »Komm, lass uns so tun, als hätten wir Ferien und seien vergnügt.«
    »Ich bin vergnügt«, sagte ich leise. Mein BH -Träger rutschte mir über den Arm, also machte ich ihn auf und zog ihn durch den Ärmel raus. Alle meine BH s hatte ich von Elise geerbt, zu klein und ausgeleiert. Ich hob meine Tasse. »Auf den Pazifik. Möge es dort viele Delfine geben und keine Quallen.«
    Wir stießen mit unseren Tassen an, verschütteten ein bisschen und hoben sie an die Lippen. Ich presste meine

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