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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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für teuflisch, weil der Einzige, der wusste, was kommen würde, Gott war. Es warnte vor weiten Reisen. Das hätte sie bestimmt lustig gefunden. In meinem stand, ich hätte eine Art Auftrag, Informationen zu sammeln, solle meine Fragen allgemein halten, dann würden die Leute mir die ungewöhnlichsten Dinge über sich und die Welt erzählen. Mir gefiel, wie das klang, vor allem dieses »eine Art«. Was meine Mission war, konnte ich mir aussuchen.
    Ich gab den Unterhaltungsteil an Elise weiter, und mein Vater reichte mir Seite eins, und an meiner Mutter war der Sportteil hängengeblieben. Wie alle Mütter überall auf der Welt, konnte sie mit Sport nichts anfangen. Ich las von der Dürre in Louisiana. Wir fuhren zurzeit durch eine als rote Zone eingestufte »außergewöhnliche Dürre«.
    »Ich glaube, die Endzeit hat schon begonnen«, sagte ich und tippte auf das Bild einer Frau, die vor der Asche ihres Hauses stand, das Gesicht in die Hände vergraben, im Hintergrund eine Horde dreckverschmierter Kinder.
    »Das ist gar nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen wird«, sagte unser Vater. »Was uns bevorsteht, ist unvorstellbar. Es ist wie drei Mal 9/11 am selben Tag – Tornados an Orten, die noch nie einen Tornado gesehen haben, und Erdbeben in eigentlich erdbebenfreien Gebieten. Und die Sonne wird sich blutrot färben. Und überall werden Leichen zu Bergen aufgehäuft werden. Und Gott sei Dank werden wir nicht mehr hier sein und müssen das nicht mit ansehen.« Er konnte sich ziemlich erregen, wenn er über die Trübsal sprach. Der Gedanke, dass alle Sünder bekämen, was sie verdienten, während wir mit dem Ewigen Leben belohnt würden, gefiel ihm.
    »Diese Dinge sind schon immer passiert«, sagte Elise und schüttete noch ein Päckchen Weißer in ihren Kaffee.
    »Mir scheint aber, jetzt häufen sie sich«, sagte ich.
    »Es wird nur mehr über sie berichtet oder sie wiederholen sich in Zyklen, an die wir uns nicht erinnern, weil wir zu jung sind. Ich twitter mal Anderson Cooper an und frage ihn nach ein paar handfesten Statistiken. Wahrscheinlich ist es bloß die Erderwärmung.«
    »Immer wird alles auf die Erderwärmung geschoben«, sagte ich. Ich war nicht sicher, was die Erderwärmung eigentlich genau war, aber es fühlte sich unbefriedigend an. Unser Vater glaubte nicht an die Erderwärmung. Für ihn war sie eine Erfindung der Linken, um politisch Kapital daraus zu schlagen. Ich konnte sehen, dass er gerade etwas sagen wollte, aber das Essen kam, und er nahm seine Serviette und legte sie sich übers Knie. Dann senkten wir alle die Köpfe.
    »Dank sei dir, Herr«, sagte er.
    Ich behielt meine Augen offen und beobachtete die Beine des Kochs, wie sie sich bewegten, und die leichte Ausbeulung in seiner Hose.
    »Dies sind einfache Worte, aber sie kommen aus einfachen Herzen, erfüllt vom Bewusstsein deiner Güte. Wir bitten dich, segne uns, wenn wir essen, segne unser Mahl, segne die Hände, die es bereitet haben. Lass unsere Worte aus dankbaren Herzen über unsere Lippen kommen, und lass uns jene segnen, um die wir heute werben werden.«
    Kaum hatte er »Amen« gesagt, bearbeitete Elise mit flinken Daumen die Tastatur ihres Handys. Sie hielt inne, las sich durch, was sie geschrieben hatte, dann las sie es laut, damit ich ihr sagen konnte, es klinge gut. Sie liebte Anderson Cooper, stellte sich vor, er sei ein persönlicher Freund. Allerdings schwul – so viele Schwule hatte es nie zuvor gegeben: Wenn ein Mann bei einem Manne liegt, so sollen sie gewisslich getötet werden; ihr Blut ist auf ihnen .
    Wir aßen, und Elise trank Kaffee und blätterte in der Zeitung. Sie suchte ihre Finger nach Druckerschwärze ab, nahm ihr Handy und legte es wieder hin. Gerade als sie ihre Waffel anschneiden wollte, signalisierte ihr Handy den Eingang einer SMS . Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Wahrscheinlich von Dan, dem Jungen, der noch nicht wusste, was er ihr angetan hatte, und es vielleicht auch nie wissen würde. Sie war ja nicht wie diese Mädchen aus 16 and Pregnant , die, von ihren Liebsten im Stich gelassen, die Kinder allein großzogen und dann verhärmt und mit Post-Baby-Speck fürs Abendabitur büffelten.
    Als die letzten Reste meines Burgers auseinanderzufallen begannen, schob ich den Teller weg.
    »Willst du meine Waffel?«, fragte Elise.
    »Okay«, sagte ich.
    »Isst du nichts?«, fragte unser Vater. Er mochte es nicht, wenn wir nicht aßen. Es machte ihn wütend.
    »Ich hab keinen Hunger«, sagte sie.
    »Du

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