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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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ein Käfer, aber es war nur die Kruste eines winzigen Schorfs, von dessen Existenz ich nichts geahnt hatte.
    »Mir gefällt’s«, sagte sie.
    »Du siehst damit aus, als seist du wahnsinnig.«
    »Erst fotografierst du mich«, sagte sie und warf ihr Handy zu mir aufs Bett. Ich fotografierte sie, wie sie vor der Wand posierte und irgendein Gang-Zeichen machte. Während sie ihr Gesicht wusch, drehte ich das schwache Licht an und durchsuchte meine Tasche. Ein paar Tops faltete ich neu zusammen, und ich zählte die sauberen Höschen. Ab jetzt würde ich sie im Waschbecken waschen müssen.
    Elise zog sich bis auf BH und Höschen aus.
    »Zieh dich wieder an«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Ich will dich nicht anschauen.« Sie schien verletzt, deshalb sagte ich: »Du bist so hübsch – dass ich mich schlecht fühle.«
    »Sag das nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich will nicht, dass man mir Komplimente über mein Aussehen macht.«
    »Warum?«
    »Weiß nicht«, sagte sie. Und dann: »Es erinnert mich dran, dass ich sterben muss. Wenn man zu mir sagt, ich hätte hübsche Zähne, denke ich, eines Tages werden sie verfaulen . Sagt man, ich hätte hübsches Haar, denk ich dran, dass es büschelweise ausfällt, wie in einem Horrorfilm.«
    »Ich fänd’s toll, wenn mir einer sagte, ich sei hübsch. Ich würde es sofort gegen klug oder talentiert und alles andere tauschen.«
    »Wie dumm von dir«, sagte sie.
    »Dir ginge es auch nicht anders.«
    »Doch, bestimmt.«
    »Das weißt du nicht«, sagte ich. »Du hast überhaupt keine Ahnung.«
    »Lass uns zum Pool gehen.« Sie öffnete ihren BH , und ich drehte den Kopf weg. Dort, in ihrem flachen, gebräunten Bauch war ein Kind drin. Ich stellte es mir vor, voll ausgeformt, ein perfektes kleines Mädchen, das genau aussah wie sie, mit einer Ausnahme – Augen oder Nase stammten von jemand anderem.
    »Siehst du das Dreieck hier?«, fragte sie und steckte einen Finger in den Hohlraum unterhalb ihrer Vagina. Ihr Schamhaar war fast völlig abrasiert. »Das nennt man Betriebslüftung. Dans liebste Stelle.«
    »Wer nennt es so?«
    »Ich weiß nicht, Jungs.«
    »Woher kommt das?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte sie.
    »Schau’s im Urban Dictionary nach.«
    Sie nahm ihr Handy und begann zu tippen, während ich wartete. »Die Lücke, die zwischen den Schenkeln einer Frau entsteht, wenn sie mit parallelen Beinen und rechtwinklig zum Fußboden steht. Wie in Alter, die Kleine hat ’ne ganz nette Betriebslüftung . Ich wette, Duck Butter gibt’s bei der gar nicht.«
    »Was ist Duck Butter?«
    »Mir fällt grade auf – seine Lieblingsstelle an mir ist eine Stelle, die gar nicht existiert.«
    Mein Handy signalisierte den Eingang einer SMS , und ich zog es aus der Tasche. Seit Tagen hatte mich keiner angerufen oder angesimst. Einmal hatte mein Handy geklingelt, und Elise hatte gesagt, »Ach, so klingt dein Handy?«, als hätte ich diesen Klingelton nicht schon seit einem ganzen Jahr. Die SMS kam von einer unbekannten Nummer in unserem Vorwahlbezirk. Zicke las ich. Ich spürte mein Herz schlagen und schaute mich um, als könnte die Person, die mir das geschickt hatte, mich sehen. Ich überlegte, wer vielleicht einen Grund hätte, mich Zicke zu nennen. Mir fiel niemand ein. Da hatte sich einer verwählt, und ich konnte nicht anders, als es persönlich nehmen. Zicke, dachte ich. Ich bin eine Zicke. Ich löschte es, ohne Elise davon zu erzählen. Sie trainierte auf dem Boden Push-ups und fragte mich, was ich von ihrer Kondition hielt.
    ***
    Wir zogen unser Badezeug an und die extrem kurzen Kleider, die wir nur am Pool trugen, und gingen hinüber zu dem eingezäunten Areal. Wir besetzten ein paar Stühle, drapierten die winzigen Motel-Handtücher über die Lehnen. Ich zog meine Flip-Flops aus und verlor dabei fast das Gleichgewicht. Elise wirkte ohne Kleider ganz natürlich, ich nicht. Der Eifer, mit dem ich versuchte, natürlich auszusehen, ließ mich plump wirken. Es war ein Gefühl, als hätte man mir meine Glieder erst abgenommen und dann an anderen Stellen wieder angesetzt.
    Kaum hatten wir uns niedergelassen, richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf drei Jungs, die um einen Tisch saßen und Bier tranken. Sie hörten Radio. Der Sender spielte Nirvana und The Doors und Elise begann, alle Rockstars aufzuzählen – zumindest die, die ihr einfielen –, die sich mit 27 umgebracht oder eine Überdosis verpasst hatten.
    »Dieser Typ von Sublime«, sagte sie. »Wie hieß er noch?«
    »Sublime kenn ich

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