Süßer König Jesus (German Edition)
Seine Hände begannen zu wandern – unter mein Shirt und in den Bund meiner Hose – und wir begannen uns immer heftiger zu küssen, bis ich das Gefühl bekam, ich sei mit einem Fremden zusammen.
»Wart mal«, sagte ich und stieß ihn zurück.
»Was ist?«
»Ich will dich anschauen.« Seine Pupillen waren jetzt größer, und er wirkte anders, verändert. »Ich kann dich nicht sehen.«
»Soll ich das Licht anmachen?«
»Nein – ja.«
Er richtete sich auf und knipste das Licht an.
»Besser so?«, fragte er.
Er war der perfekteste Junge, den ich je gesehen hatte. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, und in einem langen Schluck trank ich die Dose leer. Ich spürte den Alkohol durch meine Adern strömen, und es fühlte sich gut an. So gut, dass ich an all das Bier dachte, das ich abgelehnt, all das, das ich in den Abguss geschüttet hatte, ins Gebüsch. Ich wollte es zurückhaben. Er berührte mein Haar noch einmal, sagte, es sei weich, und ich stellte die Dose zwischen meinen Beinen ab, lehnte mich vor, um ihn zu küssen. Seine Hände verharrten auf meinen Knien, auf meiner Taille – auf Stellen, von denen ich sie nicht vertrieb.
»Ich hab dich gleich gemocht«, sagte ich, und er küsste meinen Hals. »Gleich, als ich dich sah.«
»Ich mochte dich auch«, sagte er.
»Und du hast nicht auf meine Schwester geschaut?«
»Nein.«
»Aber sie ist so hübsch«, sagte ich.
»Du bist auch hübsch«, sagte er. »Und du bist gescheit und nett, und ich mag es, wie du mich anschaust.«
»Wirklich?«
»Wirklich.«
Sein Gesicht kam langsam auf mich zu, und er presste seine Lippen auf meine. Ich versuchte, herauszufinden, was genau sein Mund bewirkte, seine Zunge. Ich wollte, dass er mich begehrte, heftiger, als er je irgendjemanden begehrt hatte.
Er zündete zwei Zigaretten an, gab mir eine. Ich hielt sie zwischen den Fingern.
»Bin gleich zurück«, sagte er, kam auf die Füße. »Geh nicht weg.« Er öffnete die Tür und sprang hinaus.
Ich kletterte auf den Beifahrersitz und stützte meine Füße aufs Armaturenbrett, schnippte Asche ab, bevor es etwas zu schnippen gab. Ich stellte mir vor, der Wagen explodierte, Rauch und Feuer waberten in den nächtlichen Himmel. Und wie Gabe vor Zimmer 212 stand und schrie, dann losrannte. Ich nahm noch einen Zug und warf die Zigarette aus dem Fenster.
Er brachte vier Dosen Bier und einen Joint mit. »Macht’s dir was aus, wenn ich den rauche?«, fragte er.
»Nein«, sagte ich. »Macht’s dir was aus, wenn ich nicht mitrauche?«
»Überhaupt nicht.«
Wir saßen wieder auf dem Bett, und er zündete den Joint an und atmete tief ein, hielt einen Moment die Luft an. Sobald der Rauch seinen Mund verlassen hatte, lehnte ich mich vor und küsste ihn.
»Mit wie vielen hast du geschlafen?«
»Warum wollen alle Mädchen das wissen?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Du kannst ja auch lügen.«
»Ich werde nicht lügen.«
»Wie viele?«
»Sieben«, sagte er. »Ist das viel?«
Ich sagte, einer, die es noch nie getan habe, komme jede Zahl hoch vor. Ich wollte wissen, was das für Mädchen waren, ob er eine von ihnen geliebt habe, aber wir hatten zu wenig Zeit, und wahrscheinlich war er sowieso nicht ehrlich. Ich lehnte mich vor, um ihn zu küssen, und er nahm meine Hand strich mit ihr an seinen Shorts entlang, dieselbe Badehose, die er mittags angehabt hatte. Ich schaute ihm in die Augen, als er die Kordel aufzog. Er hatte nichts drunter.
Ich berührte ihn, ließ ihn meine Hand auf und ab führen, bis ich es selbst konnte. Ich beobachtete seinen Mund, seine geschlossenen Augenlider, sah, wie er so tat, als könne ich ihm etwas geben, das ihm keine andere geben konnte.
***
Gabe brachte mich zu meinem Zimmer, küsste mich ein letztes Mal.
»Wirst du an mich denken?«, fragte ich.
»Ja, klar«, sagte er.
»Und wenn die Entrückung stattfindet und ich nicht gerettet werde, holst du mich dann ab?«
»Ja, klar«, sagte er wieder.
»Warte – woher wirst du es wissen?«
»Du schreibst mir ’ne SMS .«
Ich sagte, dass Handys dann noch funktionieren, würde ich bezweifeln. Er sagte, wir fänden schon eine Lösung, und küsste mich noch einmal. Als er sich löste, fasste ich seine Hand.
»Ich muss gehen«, sagte er. »In ein paar Stunden muss ich bei der Arbeit sein.« Er küsste meine Wange, drehte sich um, und ich sah ihn gehen. Er schaute nicht zurück. Ich überlegte, ob er daran dachte, zurückzuschauen.
Elise rührte sich nicht, als ich die Tür öffnete.
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